Zur Einstimmung die etwas überraschende Einschätzung des Redners zur DDR: Er lobt die Erziehung in der DDR, da habe man gelernt, dass Lügen kurze Beine hätten.
Seltsamerweise war zu Lebzeiten der DDR die
Einschätzung vieler zu Recht eine andere: Dass die Lüge ein Instrument der Herrschenden war, ohne freie Presse und freie Gerichte. Tatsächlich wurden Kinder bereits in der Schule in die Kultur der Lüge eingepasst.
Dann tritt Karl Krökel an, er ist bereits das zweite mal als Redner vor Ort, und als "Handwerker für den Frieden" mit einem markanten T-Shirt. Er wird am Sonntag mit einem Altaktivisten der Friedensbewegung und einem früheren Staatssekretär eine "Friedensdemo" veranstalten,
um zu fordern, statt die Gasumlage einzuführen, solle man Nordstream 2 in Betrieb nehmen. Der Obermeister der Metallinnung und Vorsitzender der Kreishandwerkerschaft hat einen Offenen Brief verfasst, eine Pressemitteilung und er sammelt Unterschriften für eine Petition. Aufrufe
zur Demo werden auf TG massiv verteilt.
Krökel hatte sich gegenüber der @mzwebde von Rechtsextremisten distanziert. Leider vergaß die MZ, nachzufragen, warum er dann dort rumsteht.
Krökel erkennt in den Reaktionen auf seine Aktivitäten eine "Bewegung, die ist einfach nicht mehr zurückzudrehen". Dann dankt er den Pandemieleugnern für die Unterstützung beim Verteilen von 30.000 Flugblättern. Krökel hat sich bewusst für eine Zusammenarbeit mit den rechten
Verschwörungsideologen entschieden, so sieht es aus.
Zwei Motive klingen an: Die Politik würde die Bürger "ins Bockshorn jagen", also verunsichern oder verängstigen (mehrere Bezüge denkbar), und man wolle "endlich der Wahrheit eine Stimme geben". Klingt, als habe sie keine. Beide Narrative sind auch Narrative der Pandemieleugner.
Er erläutert sein Wahrheitsnarrativ und klingt, als würde er auf den Auftritt von Guerot bei Lanz anspielen (oder von Dohnany). Er behauptet: "Also, das ist ein einzige Katastrophe, was sich in den Medien abspielt". Eine Katastrophe erleben augenblicklich die Ukrainer. In den
Medien hier fanden auch Stimmen Ausdruck, die sich z.B. gegen Waffenlieferungen an die Ukraine richteten.
Wenn Krökel dann eine mediale "Katastrophe" behauptet, möchte man wissen, was seine "Wahrheit" ist, aber die spricht er nicht aus.
Denn beide Argumente, die den Krieg verschärfenden Waffenlieferungen und die Gefahr eines atomaren Krieges wurden debattiert. In den Talkshows. Es gab Gegenargumente. Und niemand fordert, keine Angst mehr haben zu müssen.
Der Erfolg der Putin-Propaganda in Deutschland ist unzweifelhaft, allzu viele haben lange Zeit daran gearbeitet. Die Argumentation von Krökel ist eine andere Sache. Er klingt wie ein "Querdenker".
Auffällig ist die extrem schlechte Öffentlichkeitsarbeit. Alles kursiert als Foto, selbst PDF's enthalten Fotos, es gibt keine Website, nicht alle Dokumente finden sich auf der Seite der Kreishandwerkerschaft, die nach Aussage von Krökel als Vorwurf an den ZDH-Präsidenten nicht
politisch tätig werden dürfen.
Der erste Redner ist zurück und bezeichnet den Verschwörungsideologen Oliver Janich als "Blogger", um anhand dessen Verhaftung zu behaupten, es sei "niemand mehr sicher", der sich "gegen die Regierung stellt". Ist die AfD schon verhaftet, möchte man fragen.
Es geht um die Aussagen des BK Scholz vor dem PUA HH zum Cum-Ex-Skandal. Von Scholz über Clinton zum Einwurf: "Der ist nur eingesetzt. Der ist nur eine Marionette."
Der Redner verbreitet eine Falschbehauptung, die er dem CEO von Pfizer zuschreibt. Danach solle die Weltbevölkerung halbiert werden, es handle sich um einen Plan, so der Redner zur Pandemieleugner-Gemeinde, die dem Karl Krökel die Flugblätter ausgetragen hat.
Ein weiterer, häufiger Redner, der 2021 auf einer VA von Ilona M. Dessau vertrat, kennt auch einen "riesengroßen Plan", der seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten" ginge: "den weißen Menschen zu vernichten". Ein "großer Rechtsanwalt" habe erklärt, man wolle uns
"vermischen". Dasselbe hat vor dem "großen Rechtsanwalt" auch der NS-Propagandaminister Goebbels erklärt, das Narrativ hat eine Tradition in der negativen Geistesgeschichte des Landes. Der Redner verbindet die Narrative vom "White Genocide" (dem Ziel) und der "Vermischung"
(dem Mittel), die in der jüngsten Vergangenheit bei einer Reihe von rechtsextremistischen die Motivation der Täter bildeten. Die Behauptungen des Redners gehören eindeutig in den Bereich des Rechtsextremismus, den Karl Krökel ablehnt.
Die dichotome Welt der Verschwörungsideologen ist einfach: Öffnet man NS2, ist alles Übel zu Ende. Und die, die das nicht erkennen wollen, sind Idioten.
Der Redner legt nahe, Regierende würden Befehle und Instruktionen aus den USA erhalten. Ein Zwischenruf: "Das gilt nicht mehr, das lassen wir nicht mehr zu. Von wegen: Wir haben nur Befehle."
Im Zwischenruf wird die Behauptung einer Lenkung der dt. Politik mit dem aus der
Aufarbeitung des NS bekannten Aussage verbunden, wonach Täter erklärten, sie hätten nur Befehle verfolgt.
Damit wird der NS relativiert.
Für Reichsbürger ist "Deutschland immer noch besetzt". Auch diese Behauptung gehört in den Bereich des Rechtsextremismus, den Karl Krökel ablehnt.
Hier ist dann ein Herr zu sehen, der von der Versammlung zum Motorrad und zurück läuft und dabei ein T-Shirt, das dem vom Karl Krökel ähnelt. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Karl Krökel, der gegen Rechtsextremisten ist, hier Rechtsextremen zugehört hat.
Unabhängig davon ist jeder dafür verantwortlich, wen er sich als Partner wählt.
Was würden wohl seine Friedensfreunde sagen, die am Sonntag bei seiner Kundgebung sprechen werden?
Die neue Rechte hatte Gramsci gelesen und die "Metapolitik" entdeckt: Die Erkenntnis, dass nicht herrschende politische Bewegungen ein gesellschaftliches Vorfeld brauchen, um Meinungen zu prägen und letztlich eine Mehrheit zu erringen.
Welch besseres Mittel gibt es als Musik?
Das Sprichwort sagt fälschlicherweise: "Wo man singt, das lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder". Musik schafft Gemeinschaft, Identität und transportiert Botschaften. Sie kann Gespräche auslösen.
Die Montagsmahnwachen hatten einzelne Schwurbelmusiker. Pegida hat die rechtsextreme Liedertafel. Die AfD auch.
Die "Querdenker" haben Musiker und Songs. Sie haben viele Songs. Über die Qualität mag man streiten, aber das ist bei Musik immer so. Sie sind auf dem musikalischen
Die Aktivisten der Pandemieleugner in Dessau sind rechte Verschwörungsideologen. Nicht nur Reichsbürgerideologie wird verbreitet, sondern auch Narrative wie die von einer
Vernichtung der Deutschen, letztlich Varianten des in der Vergangenheit tödlichen "White Genocide"-Narrativs.
Man sollte also denken, dass ein parteiunabhängiger Friedensstreiter wie der tadellose Karl Krökel, Kreishandwerksmeister und Obermeister der
Metallinnung Dessau-Roßlau, Abstand hält. Aber wie die Reichsbürger in Dessau für den Frieden sind, gehört Krökel zu den "Handwerker für Frieden", warum nicht, wenn doch alle für Frieden sind, gegen die Politik der Regierung, gegen die Sanktionen und gegen Waffenlieferungen an
Am Montag hielt der Stadtrat Dirk Hoffmann, heute AdB (Allianz der Bürger), vormals, AfD, ein Rede. Hoffmann, den extremen Verschwörungsideologen in Wittenberg offenbar schon länger
verbunden, will ein Thema der Demonstranten in den Stadtrat einbringen, wie er sagt: die Energieversorgung. Er verliest den Antrag, den die AdB-Fraktion einbringen möchte. Wie hören den Anfang, in dem vom "Kriegsgeschehen" die Rede ist, dass Putins Russland als Aggressor den
Krieg vom Zaum gebrochen hat, geht den Elsässer-Jüngern nicht über die Lippen. Am Ende stehen die Forderungen, die wir auch von anderen Akteuren kennen wie z.B. Handwerksmeistern in LSA: Deutschnationales Kurzdenken, in dem Deutschland sich Russland letztlich ausliefern würde.
Gabriel von der "Bewegung Halle" gab mit einigen anderen in Halle ein Solospektakel am 27.06. zum russischen Angriffskrieg (würde sie so nicht sagen). Dabei wurde sie während einer Rede unterbrochen, die Polizei vermutete
Strafbarkeit der Äußerungen. Am 16.07.2022 durfte Gabriel beim Schwurbelsender NuoFlix die staatliche Repression beklagen. Der Krieg dauere seit 8 Jahren an (was richtig ist), Russland (der Aggressor) habe versucht, ihn zu beenden (doppeldeutig), dann erklärt sie, die russischen
Ziele (Kriegsziele) "Entnazifizierung und Demilitarisierung" seien ihrer Meinung nach "legitim". So rechtfertigt die "libertäre Anarchistin" von der "Freie Linke" den russischen Überfall, Mord, Vergewaltigung, Raub, Verschleppung.