Als ich jung war, haben wir zu Udo Lindenbergs Song „Ganz egal“ mitgesungen als es hieß „Dann Mick Jagger und jetzt David Bowie
Der seinen Gitarristen auf der Bühne küsst Und wieso auch nicht Es ist doch ganz egal Ob du ein Junge oder 'n Mädchen bist“ Und wir haben es auch so
gemeint. Wir nannten uns noch nicht Emanzen oder Feministin, aber wir wollten Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Gleiche Bezahlung, gleiche Berufschancen, Zugang auch für Mädchen in Frauenberufen. In den 80er Jahren kam die Welle der Ächtung von Homosexuellen aufgrund von
AIDS. Wir fanden es furchtbar und diskriminieren und haben unsere Stimme erhoben. In den folgenden Jahren haben wir immer mehr und immer wieder aufbegehrt gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Wir haben dafür plädiert, dass auch junge Männer in Kitas und Kindergärten arbeiten
sollten, ohne als pädophil angesehen zu werden. Wir wollten das Care-Arbeit als Arbeit angesehen wird, eine Vereinbarkeit von Kindern und Beruf. Wir hatten nie Ressentiments gegenüber Lesben, Schwulen oder Transpersonen. Wir waren absolut für die Ehe für alle.
Wir fanden in den
folgenden Jahren die zunehmende Aufteilung in Gender (wie bei Gender reveal partys) dämlich. Und die Aufteilung in rosa = Mädchen = Jungs, dämlich. Und lehnten Stereotypen ab, wie das Mädchen Prinzessinnen sind und Jungs Helden.
Wir waren für ein friedliches Nebeneinander,
Miteinander und Untereinander. Hätte uns irgendjemand erzählt, dass im Jahr 2022 Menschen mit Schilder durch die Straßen laufen, auf denen steht „Killt Frauen“ (und nichts anderes sagt diese Botschaft aus) wir hätten schallend gelacht.
Hätte man uns erklärt, dass wir akzeptieren müssen, dass Menschen mit Penis in unsere Frauenräumen Einlass begehren, weil sie sich als Frau fühlen. Wir hätten es nicht ernst genommen.
Hätte man uns erklärt, ein Penis kann ein weibliches Geschlechtsorgan sein und daher dürfen
wir keinen Anstoß daran nehmen, wir hätten an Satire geglaubt. Hätte man uns gesagt, wenn wir uns verweigern sind wir Faschistinnen, Nazis und Mörderinnen – wir wären außer uns gewesen.
Und nun sind wir hier – in 2022 – und unsere Ängste und Bedenken zählen überhaupt nicht. Wir werden verraten von der Politik, den Medien und Teilen der Gesellschaft.
Wir werden als „kann weg“ gebrandmarkt, mit Auslöschen unserer Identität bedroht, mundtot gemacht, verunglimpft.
Wir sollen schlucken, das Maul halten und uns in unsere Rolle ergeben. Als duldsame Frau, die einknickt, demütig das Haupt senkt und nachgibt. Weil es ja vor vielen Jahrzehnten auch funktioniert hat. Wir sollen uns aufgeben, um den „neuen Frauen“ Platz zu schaffen.
Statt dass man für trans Frauen eigene Save Places schafft werden die unseren besetzt.
Und die verbalen Aussagen derzeit sind so dermaßen würdelos: Wir Frauen sollen also die „Schwänze lutschen“. Ja nun – kennen wir. Das ist eindeutig Männer-Sprache.
Meine Gedanken zum Thema Transfrauen/Männer. Vorab: ich bin keine Wissenschaftlerin (es erübrigt sich also, zu suchen womit man mich beruflich angreifen könnte. Noch habe ich überhaupt studiert. Das erleichtert – man kann sich darauf einigen, dass ich schlicht keine Ahnung habe.
Nun ja – ein bisschen Kernkompetenz ist vorhanden: ich bin Mutter. Ich kenne also Pubertät und die Irrungen und Wirrungen die im Alter von 12 – open end so einher gehen. Jugendliche haben es heute schwer zu rebellieren. Was man früher durch Mode, Haarschnitt oder Musik ausdrücken
konnte, um sich abzugrenzen ist heute nicht mehr vorhanden. Eltern kleiden sich wie Jugendliche, hören die gleiche Musik teilen teilweise politische Einstellungen. Rebellion – als Ablösung vom Elternaus und dem Finden zur eigenen Persönlichkeit ist aber wichtig.