In Reaktion auf unsere, letzte Woche @derspiegel erschienene, Recherche hat Ulrich #Seidl ein Statement veröffentlicht. Wir möchten hier darauf eingehen. ots.at/amp/pr/OTS_202…
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Da es - auch in unserer Branche - anhaltende Missverständnisse über Methoden und Funktionsweise von Journalismus (und Verdachtsberichterstattung im Speziellen) gibt, sehen wir diesen Thread auch als Aufklärung über unsere Arbeit.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Ulrich Seidl schreibt: „Im Fall von Sparta erstreckten sich die Dreharbeiten über mehr als ein Jahr. Hätten die Eltern [...] Einwände [...] gehabt, oder hätten sich die Kinder mit uns nicht wohl gefühlt, wären sie wohl nicht über diesen langen Zeitraum [...] dabei geblieben.“
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Die Vorwürfe, über die wir im SPIEGEL berichten, beziehen sich jedoch vor allem auf das Ende der Drehzeit – im Sommer 2019. Dies ist bereits Teil unseres Artikels.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Wir haben - mit Ausnahme einer Familie - alle Gesprächspartner*innen mindestens zweimal getroffen haben. Beim ersten Gespräch haben wir unsere Interviewpartner*innen nicht über den Inhalt des Drehbuchs informiert, das uns vorlag.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Wir haben auch nicht erwähnt, dass es seitens ehemaliger Mitarbeiter*innen Vorwürfe gegen Herrn Seidl gab. Wir haben dies getan, um keine falschen Erinnerungen zu generieren.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Bereits in diesen ersten Gesprächen haben Eltern Vorwürfe gegen Herrn Seidl erhoben. Dies können wir durch Tonaufnahmen belegen. Es ist also nicht zutreffend, dass Vorwürfe erst durch Teilinformationen entstanden, mit denen wir Eltern konfrontiert hätten.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola In diesen Gesprächen haben wir die Eltern, sowie die Kinder nach dem Inhalt des Films gefragt. Die Antworten: „Judo“, „Fußball“, „zwei Brüder“. Keine einzige Person erwähnte die „Ambivalenz der Hauptfigur Ewald und sein Verhältnis zu Kindern“ oder etwas dieser Art.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Uns gegenüber geben acht Eltern unabhängig voneinander an, dass sie über das Thema Pädophilie nicht unterrichtet wurden. Wir halten diese Aussagen für glaubwürdig.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Ulrich Seidl fragt, ob den Eltern durch uns Angst gemacht wurde, dass der Film pädophile Sexszenen beinhaltet. Dies war tatsächlich eine Angst, die einige Eltern hatten - allerdings u.a. aufgrund polizeilicher Ermittlungen, die im Zusammenhang mit den Dreharbeiten stattfanden.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Wir können mit Tonaufnahmen belegen, dass wir in Gesprächen mit den Eltern diese Ängste - da auch wir sie für unbegründet hielten - dem Vorwurf entgegen mehrfach entkräftet haben.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Ulrich Seidl schreibt, wir hätten kein Drehbuch bei ihm oder Veronika Franz angefragt. Das ist richtig. Uns lagen bereits mehrere Versionen des Drehbuchs vor, die unseren Informationen zufolge Grundlage des Drehs im Sommer 2019 waren.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Ulrich Seidl gibt an, dass die Kinder durchgehend betreut gewesen seien. Mehrere Personen haben uns versichert, dass dies nicht der Fall gewesen sein soll. Insbesondere sollen eigens dafür eingestellte Pädagoginnen bei heiklen Szenen & Nachtdreh nicht anwesend gewesen sein.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Ulrich Seidl schreibt: „Wie alle anderen Darsteller wurden selbstverständlich auch die Kinder und Jugendliche von mir niemals gedrängt, vor der Kamera Dinge zu tun, die sie nicht tun wollten.“
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Mehrere minderjährige Laiendarsteller, die an „Sparta“ mitgewirkt haben, geben uns gegenüber jedoch das Gegenteil an. Wir halten ihre Aussagen für glaubwürdig. Auch Set-Mitarbeiter*innen wollen beobachtet haben, dass Kinder zu bestimmtem Verhalten gedrängt wurden.
@derspiegel@delia_marinescu@BartVola Wir beschreiben in unserer Recherche zahlreiche konkrete Szenen, die uns von den minderjährigen Laiendarstellern selbst, sowie Mitarbeiter*innen und Eltern so beschrieben wurden. In seinem Statement geht er auf diese konkreten Vorwürfe nicht ein.
@journ_online@laloeffelstiel „Wir recherchieren nicht aus Skandallust oder Voyeurismus. Die Personen, über die wir berichten, sind mächtig, sozial und finanziell, sie bekleiden öffentliche Funktionen, und sie sind Vorbilder. Es gibt ein öffentliches Interesse daran, wenn sie sich fehlverhalten haben sollen.“
@journ_online@laloeffelstiel „Mutmaßlich Betroffene hingegen haben oft nur über Medien die Möglichkeit, das Machtungleichgewicht zu brechen. Wenn sie öffentlich Vorwurf erheben [...] tragen sie die Beweislast.“