1/ Eine alarmierende neue Studie kommt zum Schluss, dass die mRNA-Covid-Impfstoffe gefährlicher als angenommen seien.
Die Studie ist ein Beispiel, wie man Daten strapazieren kann, bis sie (vermeintlich) zeigen, was gewünscht ist. Lasst uns reinschauen. 🧵 sciencedirect.com/science/articl…
2/ In der Studie werden die Originaldaten der klinischen Experimente zu den Impfstoffen von Moderna und Pfizer-Biontech neu analysiert, und zwar gemäss einer Liste von "Adverse events of special interest". Dieser Punkt ist wichtig; dazu nachher mehr. brightoncollaboration.us/wp-content/upl…
3/ Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Wir sehen, dass die Risk Ratios für die neuen Berechnungen (Special Interest) höher als bei den Rohdaten aus den Studien sind. Aber das müssen wir uns genauer anschauen.
4/ Zunächst fällt auf, dass die Autoren das Risk Ratio für beide Impfstoffe kombiniert berechnen. Das macht keinen Sinn - es handelt sich um unterschiedliche Impfstoffe, die in separaten Studien getestet wurden. Warum diese Berechnungsart?
5/ Weil die Story, die die Autoren erzählen wollen - die Impfstoffe seien gefährlicher als gedacht - nur funktioniert, wenn man alles in einen Korb schmeisst. Die Berechnungen pro Impfstoff stützen diese Story nicht. Das zeigen uns die 95%-Konfidenzintervalle. Was ist das?
6/ Ein 95%-Konfidenzintervall gibt eine Bandbreite an, in der sich der wahre Wert in 95% der Fälle befinden würde, wenn man ein Experiment unendlich oft wiederholen würde. Praktisch gibt das 95%-KI an, ob eine Messung / Schätzung statistisch auffällig ist oder Zufall sein könnte.
7/ Wenn das KI über 1 liegt, spricht das für eine nicht-zufällige Zunahme des Risikos.
Wenn das KI unter 1 liegt, spricht das für eine nicht-zufällige Abnahme des Risikos.
Wenn das KI sowohl unter als auch über 1 liegt, spricht das für die "Nullhypothese" - kein Effekt.
8/ Fiktives Beispiel: Die 95%-Konfidenzintervalle der Risk Ratios A und B sind jeweils deutlich unter bzw. über 1; das spricht statistisch für einen Effekt bzw. Unterschied. Das Risk Ratio C hingegen enthält 1; das spricht für die "Nullhypothese", dass kein Effekt gegeben ist.
9/ Und hierin liegt der Witz: Das Konfidenzintervall bei den Neuberechnungen liegt *nur* für die kombinierte Berechnung Moderna+ Pfizer über 1; die Berechnungen nur für Moderna und nur für Pfizer enthalten jeweils 1, was *gegen* einen Effekt spricht.
10/ Aber es kommt noch dicker. Wisst ihr noch die Liste mit den "Adverse events of special interest", auf die sich die Autoren beziehen?
Sie haben zusätzlich Diagnosen einbezogen, die explizit *nicht* auf der Liste sind!
11/ Was passiert, wenn man die tatsächliche Liste berücksichtigt? Die Autoren machen die Berechnung in einem separaten Dokument.
Das Ergebnis: Auch die *kombinierte* Berechnung für Moderna+Pfizer ist statistisch nicht mehr relevant! Was für ein kolossaler Witz!
12/ Das, was in dieser Studie gemacht wird, ist "Data Dredging" oder eine "Fishing Expedition": Man spielt solange mit Daten herum, bis irgendwie halbwegs herauskommt, was man haben will. Das ist eine Praxis, die in der Wissenschaft leider verbreitet ist. psychiatrist.com/jcp/assessment…
13/ Fazit: Die neue Studie zu Impfrisiken ist eine bewusst manipulative statistische Fishing Expedition. Der Witz dabei: Die neuen Berechnungen zeigen in Tat und Wahrheit das *Gegenteil* dessen, was die Autoren behaupten - die neue Evidenz spricht *gegen* Risiken der Impfungen.
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1/ Immer wieder heisst es, die USA hätten 1990 versprochen, es werde keine NATO-Osterweiterung geben. Und ihr Versprechen dann gebrochen. Stimmt das?
Nein. Das ist ein Mythos, der 100% falsch ist. Nicht 80% oder 90%. 100% falsch.🧵
2/ Den Mythos des Versprechens greift z.B. der Historiker Daniele Ganser auf. Hier erklärt er, der US-Aussenminister James Baker habe Gorbatschow versprochen, die NATO werde sich nicht nach Osten ausweiten. “Not an inch”.
3/ 1990 gab es in der Tat Verhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion. Und zwar über die deutsche Wiedervereinigung. Es ging um die Frage, was der sicherheitspolitische Status der ehemaligen DDR sein soll. tandfonline.com/doi/abs/10.108…
1/ Virale Fotos eines abgetrennten Beins, bezahlte Werbeanzeigen: Dem Anschlag in Mannheim folgte ein perverser Jubel-Chorus über die grauenvolle Gewalttat. Um daraus politisches Kapital zu schlagen.
Ein beelendendes Kapitel der Brutalisierung der Aufmerksamkeitsökonomie. 🧵
2/ Der Chorus verstummte sofort, als sich herausstellte, dass der Täter nicht Islamist ist. Das Schicksal der Opfer; Massnahmen, um solche Gewalt zu verhindern — alles egal. Es ging der Social-Media-Meute nur um unmittelbare Empörung und Instrumentalisierung.
3/ Eine einmalige Entgleisung ideologisch Verblendeter? Leider nein. Es war nur ein fieberhafter Höhepunkt eines umfassenden Problems: Der öffentliche Diskurs funktioniert nicht mehr. Und er wird sich nie mehr erholen. Alles wir noch viel schlimmer.
1/ Der Abbau der Demokratie in den USA schreitet mit atemberaubendem Tempo voran.
Auf der grössten konservativen Konferenz CPAC wurden mehrere Redner für Hitlergrüsse bejubelt. An der Konferenz wurde offen gefordert, Trump solle Präsident auf Lebenszeit sein. 🧵
2/ Trumps neuer FBI-Direktor Kash Patel, der bis heute Trumps Lügen zur Wahl 2020 verbreitet, hat angekündigt, juristisch Jagd auf Journalisten zu machen, die Trump kritisieren.
3/ Der FBI-Direktor erklärte auch, dass die Trump-Regierung den gesamten Justizapparat mit Trump-Loyalisten besetzen wird. Trumps Vize JD Vance erklärte, dass Gerichte Trumps Macht nicht einschränken dürfen.
1/ Würde das, was gegenwärtig in den USA passiert, in irgendeinem anderen Land passieren, würden wir autokratischen Kollaps diagnostizieren. Bei den USA sind wir (und besonders die Medien) aber abgestumpft.
Zur Erinnerung: Nichts davon ist normal. 🧵
2/ Es ist nicht normal, dass Trump die ethnische Säuberung des Gazastreifens und dessen Aneignung durch die USA ankündigt, um dort Immobliengeschäfte zu machen. Es hiess doch, Trump sei kein imperialistischer Neocon?
3/ Es ist nicht normal, dass ein ungewählter Milliardär (und Empfänger grosser staatlicher Aufträge) ohne Kontrolle und ohne Transparenz ganz direkt in Eigenregie massgeblich entscheidet, wie der amerikanische Staat organisiert sein soll.
1/ Wenn wir über KI-Risiken sprechen, geht es (zurecht) oft um Deepfakes, autonome Waffen u.ä.
Doch ein anderes Risiko übersehen wir: Wir lesen weniger, wir recherchieren weniger, wir analysieren weniger.
Wir verlieren kognitive Kompetenzen. KI macht uns dumm. 🧵
2/ LLM-Chatbots können innerhalb von Sekunden Artikel, Studien und Bücher zusammenfassen. Eine besondere Zielgruppe solcher Apps sind Schulkinder und Studierende, denen versprochen wird, dass die Tage des mühseligen Lesens dank KI hinter ihnen sind.
3/ AI-Lesehilfe ist sehr praktisch. Das Problem (jenseits des Informationsverlusts und allfälliger Fehler): Lesen ist Übungssache. Je weniger wir lesen, desto schlechter können wir uns kritisch mit langen schriftlichen Argumentationsketten auseinandersetzen.
1/ Elon Musk wurde als Fake-Gamer entlarvt, der mit hochgeleveltem Charakter spielt, aber keine Ahnung vom Game hat.
Warum er das macht, ist eine Frage für den Psychiater.
Musks Reaktion auf die Kritik zeigt aber einmal mehr: Das Gerede von “Free Speech” ist Humbug. 🧵
2/ Musk gibt sich gerne als Kämpfer für freie Rede. Mark Zuckerberg hatte unlängst, pünktlich zu Trumps Amtsantritt, eine MAGA-Bekehrung und ist jetzt auch gegen "Zensur" und für Free Speech.
In Wahrheit "zensieren" sowohl X als auch Meta nach wie vor am laufenden Band.
3/ Nachdem ein prominenter Videospiel-Streamer Musk für seinen Gaming-Lügen kritisierte, reagierte Musk mit einer Einschränkung des X-Kontos des Streamers (und der Veröffentlichung von Direktnachrichten, mit denen sich Musk selber in die Pfanne haute). kotaku.com/elon-musk-asmo…