Thread by @Kranke_Medizin

Eine junge Frau kommt zum Gynäkologen – ein älterer Arzt Ende 50. Routineuntersuchung. Sie hat gerade ihre Tage.

Der Arzt besteht darauf, ihr vor der Untersuchung den blutgetränkten Tampon höchstpersönlich zu entfernen. Das wäre "wichtig".

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Er rutscht mit seinem Stuhl ganz dicht zwischen die Beine der jungen Frau, die auf dem gynäkologischen Untersuchungsstuhl Platz nehmen sollte und beugt sich nach vorne. Den blauen Faden des Tampons könnte er nun mit seiner Nasenspitze berühren.

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Er zieht daran – ganz langsam – und atmet dabei schwer. Die junge Frau fühlt sich immer unwohler, bietet an, schnell selbst den Tampon zu entfernen. Der Arzt winkt nur ab und gestikuliert, dass sie ihn jetzt nicht stören und still sein solle.

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Die Zeit scheint stehen zu bleiben, die junge Frau starrt beklommen an die Decke und versucht daran zu glauben, dass das alles hier gerade "normal" sei. Drei Monate hatte sie auf diesen Termin gewartet.

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Als er fertig ist, legt der Arzt, ein kümmerlicher Mann mit buschigen Augenbrauen und einem gestärkten weißen Kittel, den blutgetränkten Tampon auf ein silbernes Tablett und betrachtet ihn nochmal – fast schon verträumt.

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Erst als die Patientin sich räuspert, wendet er sich der eigentlichen Untersuchung zu. Zack, zack, nichts auffällig, ziehen Sie sich wieder an.

Ob ihre Blutungen regelmäßig wären möchte er noch wissen. Sie bejaht. Alle 28 Tage.

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Er beginnt in seinem Ratiopharm-Werbekalender zu blättern und rechnet dabei offensichtlich irgendetwas im Kopf mit.

"Kommen Sie bitte in einem halben Jahr, am 15.August wieder".

Die Patientin nickt.
Eigentlich ja sehr zuvorkommend.
Termine sind nur schwer zu bekommen.

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Erst auf dem Weg nach Hause realisiert sie, was hier gerade passiert ist.

Sie ruft die Rezensionen auf google auf, liest von anderen Frauen, von Tampons, von Terminen, die immer passend zur Menstruation vergeben werden.

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Auf gar keinen Fall hatte sie ihren o.b. selbst entfernen oder gar entsorgen dürfen. Sie fragt sich warum, will gar nicht daran denken, was dieser alte Mann damit nun vor hat. Sie erzählt es ihrer Mutter, dann noch einer Freundin. Beide gehen zum selben Arzt. Schulterzucken.

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Die Mutter ist längst in den Wechseljahren, die Freundin ist froh, überhaupt noch einen "freien" Frauenarzt gefunden zu haben.

Sie hätte da woanders schon viel absonderlichere Sachen erlebt. Und schließlich sei dieser Mann doch Arzt. Da müsse man nicht alles verstehen.

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Ihren Termin im August hat die junge Frau abgesagt. Sie hat auch eine Rezension geschrieben und steht nun auf der Warteliste bei einer weiblichen Gynäkologin.

Der Tampon-Arzt macht während dessen ungestört weiter.

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Eine einzige Frau hatte ihn auf sein merkwürdiges Verhalten angesprochen und wurde daraufhin als hysterisch bezeichnet und aus der Praxis geworfen. Ihre Rezension erhielt bis heute 62 likes.

Es ändert nichts.
Ärzte haben Macht.
Missbrauch ist an der Tagesordnung.

#KrankeMedizin