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Sep 30, 2022 15 tweets 5 min read Read on X
Alltag beim morgendlichen Radpendeln:
Auto zieht aus dem fließenden Verkehr ansatzlos und ohne Blinken auf den Radweg. Dort Vollbremsung vorm Kiosk, blockiert den kompletten Radweg.
Ich halte neben ihm (er legt gerade das Handy weg...) klopfe an die Scheibe. 1/
Er steigt aggressiv aus, stürmt auf mich zu. Kurz vor mir hält er an. Vermutlich hat er gemerkt, dass ich nicht kleiner bin als er. Er schnaubt und schreit, warum ich gegen sein Auto schlagen würde (hab ich nicht). Er habe mich zwar übersehen, aber DAS ginge ja gar nicht(?!!!) 2/
Ich deeskaliere, bitte ihn besser aufzupassen und fahre weiter. Dass ich nicht auf seiner Höhe war, liegt nur daran, dass ich vorher gesehen habe, wie er wild Spuren wechselt und unberechenbar fährt.
Hat mir möglicherweise schlimmeres erspart. 3/
Sprich: Ich fahre vorausschauend, gehe der Gefährdung aus dem Weg, und werde angeschrieben, weil ich an eine Autoscheibe klopfe.
Er (🚗) ist am Handy, fährt rücksichtslos, hält auf den Radweg und schreit andere an. 4/
1km später:
Bus fährt an. Am Beschleunigungsverhalten denke ich mir: der zieht sich bestimmt gleich über meinen Radstreifen auf die Rechtsabbiegespur.
Bus blinkt nicht, fährt nicht rüber. Überlege mir langsam aufzuschließen, da zieht er rüber. Ich muss in die Eisen. 5/
Ohne Bremsen und vorausschauendes Fahren trifft er mich. Glück gehabt.
Er sieht mich im Rückspiegel, weil das Heck mich noch zum ausweichen zwingt. Zögert kurz, zieht dann ganz rüber.
Ich fahre weiter. 6/
3km später:
Bus hält auf Radschutzstreifen (darf er). Bus zieht auf die Autospur, ich fahre rechts vorbei. Rumms. Direkt vor mir steht 🚗 auf dem Radschutzstreifen. Überall Parkplätze frei, aber da müsste man ja 5m laufen (in diesem Fall wirklich 5m. Es war eine Autolänge). 7/
Aber sie hat ja Warnblinker an...
Ich also wieder in die Bremse, umschauen, Autofahrer danken, dass er mich reinlässt und weiter.

Alle drei Situationen derzeit trauriger Alltag für mich. Für Fotos hatte ich leider keine Zeit. 😕 8/
Es geht beim Radpendeln nicht um Bequemlichkeit, es geht um Sicherheit! Nie im Leben würde ich mein Kind vor dem 16. Lebensjahr diese Strecke fahren lassen. Ich fahre seit der Grundschule mit dem Rad. Ich kenne Autofahrende und weiß, wie ich gefährliche Situationen vermeide. 9/
Anfänger:innen, Rentner:innen und andere wissen das ggf. nicht. Ich versteh auch nicht, warum ich als (mittelbar) Gefährdeter mich von 🚗fahrenden anschreien lassen muss. Mit 1,85 und 90kg stecke ich das weg. Aber wie ist das für andere, wenn so ein aggressiver Typ aussteigt? 10/
Wie weichen andere solchen Situationen wie mit dem Bus aus? Vermutlich gar nicht.
Sie können nicht mit dem Rad Pendeln, denn es ist ggf. schlicht zu gefährlich wenn die Übung fehlt. Habe ich vollstes Verständnis für. 11/
Was mich umtreibt: wieso erlebe ich so viele aggressive Autofahrende? ICH bin gefährdet und hätte jeden Grund aggressiv und wütend zu sein. Wieso sind es aber die Autofahrenden, die wutschnaubend auf mich zustürmen und mir Prügel androhen, weil ich gegen ein Auto klopfe? 12/
Bei mir geht es um Leib (und Leben), zumindest aber die unmittelbare Gesundheit und Sicherheit. Bei Autofahrenden geht es um was noch gleich? Nichtmal um den Lack. Ich klopfe ja an die Scheibe...
Will mir nicht in den Kopf. 12/
Agieren muss hier die Politik. Farbe (Radschutzstreifen) ist - wie die Bussituation zeigt - keine ausreichend sichere Infrastruktur.

Und bevor jemand mit "man sieht dich vermutlich nicht gut" anfängt: das hier ist mein Outfit und ich fahre selbstverständlich mit Licht. 13/13 Image

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Nov 1, 2022
Es ist wirklich schwer zu ertragen, wie sich aktuell über die Aktion von #LetzteGeneration echauffiert wird.

Jeden Tag stirbt ein:e Radfahrende:r. Meist durch motorisierten Individualverkehr.
Jeden Tag werden Radfahrende von Autofahrenden gefährdet.
1/
Jeden Tag verursachen Autos Staus oder stellen Hindernisse dar. Zu schnell gefahren, in zweiter Reihe geparkt, jemanden geschnitten...

Fast nie wird ein Rettungsgasse gebildet, stattdessen wird gehupt oder wild die Spur gewechselt. Hauptsache ich bin zuerst da.
2/
Jeden Tag muss die Feuerwehr sich irgendwo in Deutschland von Falschparkenden behindern lassen. Der Leiterwagen an meinem letzten Wohnort ist NIE auf direktem Weg in mein Viertel gekommen. Nicht ein einziges Mal.
3/
Read 6 tweets
Jun 5, 2022
@KJPGehrden hat Recht damit, dass es (noch) zu viele schwarze Schafe in der hausärztlichen Versorgung gibt.
Ich denke, dass es dafür gute Gründe gibt, finde die pauschale Kritik, dass die meisten Hausärzt:innen nichtmal eine Depression laborchemisch abklären könnten, aber falsch.
Vorweg: Diese schwarzen Schafe gibt es in jedem Fach. Ausnahmslos!
Nur haben die schwarzen Schafe in der hausärztlichen Versorgung einen größeren Einfluss auf die Versorgung und sind in einer exponierteren Lage. Ich versuche das einmal aufzudröseln.
Ein Grund ist das Modell der einzelnen Einzelpraxis. Das führt (allein rein statistisch) zu größeren Schwankungen in der Versorgungsqualität. Z.B. weil kein "Korrektiv" in der Praxis ist. Das kann sehr sehr gut funktionieren, kann aber auch (sehr selten) schlecht laufen.
Read 7 tweets
Jun 5, 2022
Ich kenne keine Hausärztliche Praxis, in der diese Werte nicht gemessen werden um eine organische Ursache für eine Depression auszuschließen.
Ich bekomme das Gefühl, dass hier entweder viel schlechte Erfahrung gemacht wurde oder wenig Wissen über Hausärztliche Versorgung besteht.
Das schöne an Twitter ist, dass man sich immer so schön unmissverständlich ausdrücken kann 🤦‍♂️😅

Ist natürlich auch wieder überpauschal. Siehe hier:
Read 4 tweets
Jun 4, 2022
Solche Aussagen sind hochproblematisch!
Sie widersprechen oder ignorieren Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin und diskreditieren gut arbeitende Kolleg:innen als "zu doof für Offensichtliches".
Mit dem Ziel Patient:innen an die eigenen Büchern und Privatpraxis zu binden?
1/
Da hilft es auch nicht auf verschiedene Kommentare zufällige mehr oder weniger passende PubMed-Links zu antworten. Das hat mit Wissenschaft nichts zu tun. Wissenschaft ist mehr nur irgendeine Einzelstudie zu finden.

Kontrollieren kann sowas so schnell natürlich niemand...
2/
Ich weiß nicht, ob es Desinteresse oder monetäres Interesse ist, aber das beißt sich mit meinem Anspruch an evidenzbasierte Medizin und die Behandlung meiner Patient:innen.

Den Seitenhieb in Richtung der interessensgeleiteten Pharmaindustrie finde ich da geradezu amüsant.
3/
Read 9 tweets
Apr 23, 2022
#pjtagebuch #quartalsabrechnung
Teil2: Warum arbeiten Hausärzt:innen so viel und muss das so sein?

Ein Erklärungsversuch am Beispiel meines Hausarztes L.

THREAD
1/
Vielleicht das wichtigste vorweg für alle jungen Mediziner:innen, die darüber nachdenken aufs Land zu gehen: Muss das so sein? Nein, auf keinen Fall!
Aber ich glaube nachvollziehen zu können, warum es sich so entwickelt hat.
2/
Zuerst ist die Pat.bindung nach über 30 Jahren in der Praxis natürlich riesig. Ich konnte bei allen Patient:innen 20 Minuten freie Anamnese machen und L. wusste trotzdem besser, was los war als ich. Keine Chance 30 Jahre erlebte Anamnese nachzuholen.
3/
Read 17 tweets
Apr 17, 2022
#pjtagebuch
Letztes Quartal, dieses Mal #Hausarztpraxis. Also meine finale (Achtung Wortwitz) #Quartalsabrechung!
Weil es viel zu berichten gibt in mehreren Teilen. Heute Teil 1: erste Eindrücke.
1/
Eindrücklichste Erfahrung war die persönliche Aufnahme durch die Familien beider Hausärzte. Da die Praxis für mich nicht täglich erreichbar ist, habe ich bei dem einen gewohnt und bei dem anderen gab's Mittagessen. Mehr geht nicht!
2/
Ist auch anstrengend, da man 24/7 "unter Beobachtung" war. 7 Frühstück, 7:30 bis 13 Sprechstunde, Mittagessen, 15-18 Uhr Sprechstunde, 19 Uhr Abendbrot. Ggf. zusätzlich Hausbesuche. Anstrengend, aber die Erfahrung möchte ich nicht mehr missen!
3/
Read 12 tweets

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