Thread by @wengertenergie

Kleines Einmaleins der EE-Stromvermarktung oder wieso sich #Windenergie auch in #Bayern lohnt.

Die Preisbildung am #Strommarkt funktioniert nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage. Die Stromsuppe, in die alle Erzeuger einspeisen, bekommt zu jeder Viertelstunde einen Preis
(1/14)

zugewiesen. Diesen Preis bekommt jede einspeisende Anlage für eine erzeugte MWh [keine Sorge, gleich wirds spannend]. Anlagen, die tendenziell dann einspeisen, wenn der Preis hoch ist bekommen im Jahresverlauf je MWh einen höheren Betrag als Anlagen, deren Einspeiseprofil (2/14)

von Zeiten niedriger Preise dominiert wird. Dies nennt man den PROFILWERT einer Anlage. Und nun kommt der Clou: erzeugen viele Erzeuger gleichzeitig, dann haben sie einen Einfluss auf den Strompreis zum Zeitpunkt der Einspeisung und senken diesen - aka KANIBALISIERUNG. (3/14)

Bei Windenergieanlagen sind Profilwert und Kanibalisierung stark abhängig von A) Standort und B) Baualter der Anlage. Küstenstandorte haben Wind-CLUSTER, dort stehen viele Anlagen, die bei Starkwind alle gleichzeitig Strom erzeugen und Preise ins Negative kippen können (4/14)

Wir haben in D WINDMUSTER, die sich immer wiederholen. Sturmtiefs kommen vom Atlantik, treffen auf ein Cluster und sorgen für negative Strompreise und Abschaltungen. Kommt ein Tief am Folgetag in Bayern an, hat es meist Nord-D schon verlassen, die Preise sind wieder hoch (5/14)

Dort laufen nun die wenigen WE-Anlagen auf Volllast und erzeugen Strom, wenn die Preise wieder hoch sind. Dieser Effekt ist so stark, dass WE-Anlagen im Süden (wo gleichzeitig auch die Verbrauchszentren sind und Erzeugung und Verbrauch örtlich zusammenfallen) sehr attraktiv(6/14)

sind. Die Profilwertigkeit ist in manchen Standorten 10-20% höher als Standorte in Nord- oder Mittel-D. Dies kann sogar niedrigere VOLLASTSTUNDEN ausgleichen. Vollaststunden sind die Anzahl der h/a in denen sich ein WEA in Vollast dreht. In N-D ca. 2500 h/a im Binnenland (7/14)

ca. 1800 h/a. Es geht also in erster Linie nicht darum, wie viel Energie eine WEA erzeugt, sondern um das Summenprodukt des Einspeiseprofils mit dem Strompreis zu jeder Viertelstunde über ein Jahr. So werden auch Windprojekte in Bayern attraktiv. Zudem kommen (8/14)

volkwirtschaftliche Vorteile, wie die Vergleichmäßigung der deutschlandweiten Windenergieerzeugung und die Reduktion des resultierenden Speicherbedarfs und die verminderten Anforderungen an den Netzausbau bei einer Überhöhung des Clusters in Nord- und Mittel-D. (9/14)

Wer aufmerksam gelesen hat, wundert sich nun, was es mit B) dem Baualter auf sich hat. Auch hier lohnt sich ein Blick auf die Profilwertigkeit insb. mit Blick auf die relative Profilwertigkeit im Vergleich zu neueren Anlagen. Letztere sind deutlich höher als Altanlagen (10/14)

und haben größere Rotoren. Damit fangen sie viel früher an Strom zu erzeugen als Altanlagen, die kleiner sind. Während Anlagen also gerade anfangen Strom zu erzeugen, senken die Neuanlagen den Strompreis schon, damit verschlechtert sich die Profilwertigkeit von Altanlagen.(11/14)

Das klingt jetzt erstmal doof. Allerdings erzeugt dies einen Innovationsdruck. Der Strom aus diesen Anlagen wird günstiger und die Betreiber:innen müssen sich neue Vermarktungswege aussuchen. Das öffnet Türen für lokale Stromvermarktungskonzepte oder power2gas-Anwendungen.(12/14)

Schlussfolgerung: Wer behauptet WE-Anlagen seien nichts für Süddeutschland, hat entweder keine Ahnung oder hat etwas im Schilde. Wer das nicht glaubt, möge sich an die Projektier:innen im Süden wenden, die würden alle liebendgerne bauen, wenn sie dürften. Das würden sie (13/14)

nicht, wenn sich die Projekte nicht lohnen würden. Und noch ein letzter Kommentar. Bei den derzeitigen Strompreisen und den derzeitigen Stromgestehungskosten, refinanziert sich JEDES Windenergieprojekt OHNE Subventionen und wirken übrigens allesamt preissenkend.

Ende
(14/14)