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Oct 9 25 tweets 5 min read
Wir wissen ja alle, dass das ein großes Problem aller #ichbinhanna|s die Familienplanung & #Vereinbarkeit ist. Durch Kinder ändert sich nicht nur das Leben, auch im Job verändert sich alles. Dabei gilt natürlich, je mehr #CareArbeit jemand übernimmt, desto größer die Veränderung.
Der Größe der Veränderung geschuldet ist auch die Länge dieses Threads. Sorry dafür.
Ich hab ein paar Dinge gesammelt, die mir geholfen haben oder die ich gerne gewusst hätte als ich Kinder bekam: 1) Kenne Deine Rechte, 2) such Dir Verbündete, 3) tausch Dich aus, 4) antizipiere Schwierigkeiten, 5) überleg Dir eine Strategie, 6) üb Nein sagen, 7) sei solidarisch!
Vorgesetzte der #ichbinhanna|s können diese Aufzählung gern als Fahrplan nutzen. Hier sind die Punkte dann: 1) Informier Dich, um Deine Mitarbeitenden beraten zu können, 2&3) sei Unterstützer:in, 4&5) hilf Konflikte zu lösen, 6) akzeptiert ein Nein, 7) seid solidarisch! (3/24)
1) Kenne Deine Rechte: Die wenigsten Leute in Deinem Umfeld (Vorgesetzte, Dekanate, …) kennen die gesetzlichen Vorgaben wirklich gut. Erwarte nicht, dass Du hier informiert wirst, sondern lies Dich selbst ein. Wichtig sind MuSchG* und BEEG*, aber leider auch das AGG*. (4/24)
*MuSchG: Gesetz zum Schutz von Müttern bei der Arbeit, in der Ausbildung und im Studium
BEEG: Gesetz zum Elterngeld und zur Elternzeit
AGG: Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (5/24)
2) Such Dir Verbündete: Du wirst früher oder später in einem Konflikt zwischen Lohn- und Care-Arbeit landen. Sei es ein kurzfristiger abendlicher Termin, zu enge Deadlines oder sonst etwas. Unis sind hierarchische Systeme und man kann nicht alle Kämpfe allein ausfechten. (6/24)
Darum sind Verbündete gut, die im Konfliktfall helfen. Oft gibt es an Unis eine Stelle zur Familienförderung, das Gleichstellungsbüro oder der Personalrat sind häufig eine gute Anlaufstelle. Unterstützung kann es auch auf Lehrstuhl-, Instituts- oder Fakultätsebene geben. (7/24)
Auch wenn einige Anlaufstellen per Definition für Deine Unterstützung zuständig sind, muss das nicht immer heißen, dass Du diese dort auch bekommst. Häufig hängt das sehr an den dort tätigen Menschen. Dafür findet man manchmal Hilfe an unerwarteten Stellen. (8/24)
Ruhig im Vorfeld Augen und Ohren offenhalten und beobachten, wer sich wie zu Elternschaft & Vereinbarkeit äußert. Es gibt im Bereich Kolleg:innen/Vorgesetzte mit kleinen Kindern? Vielleicht kannst Du um Rat oder Hilfe von Eltern zu werdenden Eltern bitten. (9/24)
3) Tausch Dich aus: Du bist nicht allein! An jeder Uni gibt es hunderte Eltern, die ebenfalls alle um #Vereinbarkeit ringen. Versuch Dich zu vernetzen, andere Eltern kennenzulernen. Allein das Gefühl, nicht allein zu sein, hilft. Sich mit anderen gemeinsam aufzuregen, tut gut.
Außerdem haben andere Eltern vielleicht Tipps & Infos, die Dir neu sind oder Du kannst Wissen weitergeben. Manchmal gibt es auch in anderen Bereichen der Uni gute Lösungen, die sich auch in Deinem Arbeitsbereich adaptieren lassen. (11/24)
4) Antizipiere Schwierigkeiten: Geh nicht davon aus, dass es keine Konflikte geben wird. Früher oder später wirst Du Dich in Konflikten über Arbeitszeiten und -pensum, Terminplanung, kurzfristige Ausfälle oder sonst etwas finden. Erwarte hier kein grundsätzliches Verständnis.
Mit Kindern gibt es häufig nicht die Option, einfach nachzugeben oder sich dafür zu entscheiden, diesen einen Konflikt nicht auszufechten. Kinder lassen sich – anders als die eigenen Bedürfnisse – nicht zurückstellen. (13/24)
Vor allem in Kombination mit befristeten Verträgen, stehen Eltern also oft vor der Schwierigkeit, Ihre Rechte durchsetzen zu müssen ohne es sich dabei mit aktuellen oder potentiellen Vorgesetzten zu verderben. Das ist nicht einfach. (14/24)
Versuch vorab zu überlegen, welche Situationen zu Konflikten führen könnten, welche Interessen aufeinander prallen, wie die rechtliche Grundlage ist, was Deine praktischen Handlungsoptionen sind und wie Du reagieren könntest. Hierzu hilfreich die Punkte 1 bis 3. (15/24)
5) Überleg Dir eine Strategie: Um in der in 4) geschilderten Situation bestehen zu können, macht es Sinn, sich eine Strategie zu überlegen. Strategie im Sinne von: Gehe ich Konflikte eher offensiv an? Spreche ich Schwierigkeiten auf der Arbeit an od. versuche sie runterzuspielen?
Hier gilt: Alles ist in Ordnung, wenn es für Dich gut ist. Du willst Konflikten weitestgehend ausweichen? Dann mach das! Du möchtest offensiv sein & die Konflikte auf den Tisch bringen? Dann mach das! Jede:r muss einen eigenen Weg mit den Kindern durch die Wissenschaft finden.
6) Üb Nein zu sagen: Mit Kindern bleibt einem oft nichts anderes übrig als auch auf der Arbeit öfters mal „Nein!“ zu sagen. Durch die Care-Verpflichtung verringert sich die insgesamt verfügbare Zeit stark. (18/24)
Da sich Care-Time oft nicht (noch weiter) reduzieren lässt, ist eine Ausweitung der Arbeitszeit zur Erledigung zusätzlicher Aufgaben i.d.R. nicht möglich (empfehlenswert ist das ja nie, aber sonst zumindest eine Option). Also musst Du Nein sagen. (19/24)
Nein sagen ist selten einfach und oft schwierig. Hilfreich sind hier die Punkte 1bis 5: Rechte kennen, Rat holen, Unterstützung suchen, Austauschen. Es wird leichter. Übung hilft. (20/24)
Auch hier gilt natürlich: je größer der eigene Anteil an der familiären Care-Verpflichtung, desto öfter musst Du Nein sagen. (21/24)
7) Sei solidarisch: Wir Eltern haben alle dieselben Probleme. Helft euch gegenseitig, wo ihr könnt. Und seid offen für andere Lebensmodelle. Es gibt viele Optionen, sich die Care-Arbeit aufzuteilen und jede:r hält vermutlich eins für ideal und lebt dieses vielleicht auch. (22/24)
Aber auch die anderen Modelle sind nicht falsch. Jede:r von uns muss sich einen eigenen Weg suchen, mit der nur begrenzt gegebenen Vereinbarkeit klarzukommen. Und alle Personen, die ihre Kinder in dem heutigen akademischen System großziehen, haben es schwer. (23/24)
Ideal wäre es natürlich, wenn sich die Betroffenen nicht selbst kümmern müssten und die #Vereinbarkeit höher wäre. Aber dem ist leider nicht so. Und lasst euch gesagt sein: Es ist anstrengend, aber es geht. Und es lohnt sich. Sehr sogar. (24/24)

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