1 Mich ödet der Streit über die Zahl der #Geschlechter an. Hört bitte auf, euch die Köpfe einzuschlagen (Nein. Doch. Oh!). Wie viele Geschlechter es gibt, hängt von der Perspektive ab: biologisch, medizinisch, rechtlich, psychologisch. Alle Perspektiven haben ihre Berechtigung.
2 Evolutionsbiologisch gibt es 2 #Geschlechter, abhängig von den Gonaden / Gameten. Der Mensch hat nur Eierstöcke und Hoden, Eizellen und Spermien. In der Tierwelt gibt es neben der 2-geschlechtlichen Fortpflanzung die 1-geschlechtliche, da klonen sich die Weibchen selbst.
3 Medizinisch werden genetische, gonadale und genitale #Geschlechter unterschieden. Ist Mann oder Frau nicht eindeutig, heißt es Intergeschlecht. Das ist ein Sammelbegriff für viele Varianten der geschlechtlichen Entwicklung: flexikon.doccheck.com/de/Geschlecht
4 Rechtlich haben wir in Deutschland seit 2019 3 #Geschlechter: männlich, weiblich, divers. Und der Geschlechtseintrag kann offen bleiben. In Österreich gibt es 6 Optionen, in der Schweiz 2. Wir sind wir in der Pflicht, diese dritte Option in unsere Strukturen zu integrieren.
5 Auf der Ebene der Psyche, Identität, Empfindungen gibt es eine unendliche Vielfalt von Identifikationsmöglichkeiten, denn jeder Mensch ist einzigartig. Das Problem dabei: Die Identität ist nicht validierbar. Wir können nicht bestimmen, was eine andere Person fühlt.
6 Viele Studien untersuchen das Gehirn, um dort Unterschiede der #Geschlechter zu finden. Ein Forschungsteam hat 40 Jahre Gehirnforschung unter die Lupe genommen. Ergebnis: Es gibt kein männliches/weibliches Gehirn. tandfonline.com/doi/full/10.10…
7 Die Neuro-Wissenschaftlerin Lise Eliot sagt: Je mehr zu Gehirn und #Geschlechter geforscht wird, umso geringer die Evidenz für gechlechterspezifische Unterschiede. Sie spricht von einem Zombie-Konzept und Neuro-Sexismus. theconversation.com/you-dont-have-…
8 Was ist „nature“, was „nuture“, was angeboren, was erlernt? Wir können das nicht 100 Prozent eindeutig auflösen, zudem bereits vorgeburtlich Umwelteinflüsse auf den Fötus wirken. Ein lesenswertes Buch hierzu: Männer – Das schwache Geschlecht und sein Gehirn, von Gerald Hüther.
9 Statt über die Zahl der #Geschlechter zu streiten, finde ich es hilfreicher zu fragen: Wie können wir Stereotype abbauen? Wozu brauchen wir welche Informationen über Geschlecht? Wann ist was relevant: Phänotyp, medizinisches Geschlecht, Rechtsgeschlecht, Identität?
10 Die #Gendermedizin ist ein junges Forschungsfeld. Sie untersucht Unterschiede der #Geschlechter bei Erkrankungen. Zum Beispiel wird Herzinfarkt bei Frauen oft zu spät erkannt, weil in den Lehrbüchern Männersymptome gelehrt werden. gendermedwiki.uni-muenster.de/mediawiki/inde…
11 Wie Criado-Perez 2020 in Invisible Women gezeigt hat, leben wir in einer Welt, die #Frauen als Nebenprodukt begreift und vernachlässigt. Nicht nur bei der Medizin, auch bei der KfZ-Sicherheit, der Zahl verfügbarer Toiletten, bei Produkten von Landmaschinen bis
12 Leistungssport. Mit lebensgefährlichen Folgen. Wenn wir hier für Gleichberechtigung sorgen wollen, brauchen wir bessere Daten. Wenn wir die Definition von Geschlecht ändern, hat das vielfältige Folgen für unsere Daten, mit denen wir Politik machen.
13 Eine verantwortungsvolle Politik macht selbstverständlich eine Rechtsfolgenabschätzung und erkennt so, wo im #SBG entsprechend formuliert werden muss, um nicht das Kind mit dem Bad auszuschütten.
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