Thread by @Telzos

Ich bräuchte tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben #Followerpower im Sinne von Retweets und Likes, es geht um meine Familie im #ahrtal . Seht und lest bitte bis zum Schluss, auch wenn es viel ist und - mir zumindest - nahe geht. 1/18

Zu aller erst: Es geht um dieses Haus meiner schon länger verstorbenen Großeltern in Sinzig im Grünen Weg. Es gehört meiner Schwester und steht seit über einem Jahr so da. Warum und was das für Auswirkungen hat, hat sich meine Schwester vor Kurzem von der Seele geschrieben. 2/18

An die Verantwortlichen in RLP, @ISB_Foerderbank @MWVLW_RLP @FM_RLP @rlpNews @GrueneLtRLP @FDPFraktionRLP @SPDFraktionRLP
ja, ich bin Flutbetroffene der Flutkatastrophe an der Ahr. Und ja, ich bin am Ende meiner Kräfte und mache dennoch jeden Tag stur weiter. Wie lange noch, 3/18

das kann ich nicht sagen….
Was hat mir diese Kräfte geraubt?
⦁Die Ahr, die einfach so ohne Warnung seitens der Verantwortlichen durch mein Schlafzimmer, durch meine ganze Wohnung strömte und meine Lebensgrundlage und meine Erinnerungen zerstörte.
⦁Die Aufräumarbeiten, 4/18

die ich wie in Trance erlebt habe.
⦁Die Doppelbelastung, auch meinen flutbetroffenen Eltern (beide an die 70 Jahre) emotionale, tatkräftige und digitale Hilfe zukommen zu lassen.
⦁Die Angst, durch eine erhebliche Unterversicherung bei der Gebäudeversicherung (die 5/18

Geschichte hierzu würde wieder eine ganze Seite verschlingen, erspare ich Ihnen aber hier) den Wiederaufbau nicht stemmen zu können.
⦁Die „unbürokratische“ Beantragung der Bundeshilfen, die mir eigentlich die o.g. Angst nehmen sollte. Genau dies ist aber nicht der Fall, 6/18

da das Antragsverfahren selbst mich, eine studierte Juristin und einer digital doch etwas versierten Person, seit einem Jahr in die Verzweiflung treibt.
⦁Und es gibt keine Möglichkeit, den Einzelfall zu besprechen, aber jeder Fall ist ein Einzelfall und wirft Fragen und 7/18

Unsicherheiten auf.
⦁Besonders die Unsicherheit und Angst vor unabsichtlichen Falschangaben ist übermächtig wie auch lähmend und die Mammutaufgabe eines Verwendungsnachweises schwebt wie ein Damoklesschwert über einem.
⦁Gutachter bekommen widersprüchliche Aussagen, teils 8/18

sind die Gutachten dadurch Monate später in gewissen Punkten vielleicht wieder falsch.
⦁Ein Widerspruch zu einem falschen Bewilligungsbescheid ist seit Anfang Juli ohne jegliche Reaktion seitens der @ISB_Foerderbank und verstärkt die Unsicherheit.

Was darf ich, so denn 9/18

der Bewilligungsbescheid einmal richtig erlassen wird, wofür ausgeben? Drohen mir saftige Rückforderungen, wenn ich für Dinge zu viel Geld oder für die falschen Dinge Geld ausgebe?
Wie paßt ein Neubau an gleicher Stelle da hinein? Wie erstelle ich darüber einen 10/18

Verwendungsnachweis, der den Schaden wiederspiegelt? Wer kann mir all diese Fragen beantworten? Wer kann mir meine Ängste nehmen?

Wir werden die gesamten Versicherungsleistungen, die gesamten Fördermittel der ISB und sicher auch noch einiges an Geld, dass wir uns nun 11/18

leider, durch Ukraine-Krieg und andere weltpolitischen und klimaschutzbedingten Umstände hervorgerufen, deutlich teurer werden leihen müssen, in unser neues flutsichereres Zuhause an alter Stelle investieren.

Mein Haus steht seit 70 Jahren an der Ahr, noch nie war ein 12/18

Tropfen Wasser im Keller. Ich habe es von meinen Großeltern geerbt die es selbst erbaut haben und hänge an diesem Ort meiner Kindheit sehr. Ich werde mich dennoch schweren Herzens davon trennen, auch um meinen Beitrag zum Klimaschutz (Photovoltaik, Wärmepumpe, Zisterne etc.)13/18

zu leisten.
Meine Kraft kann ich hoffentlich danach wieder schöpfen, aber die letzten Monate des Kampfes, denn so fühlt es sich leider an, werden ihre Spuren dauerhaft hinterlassen.
Existenzängste bestimmen inzwischen nicht nur wegen der gestiegenen Preise meinen Alltag, 14/18

Schlaflosigkeit ist mein ständiger Begleiter. Trotzdem muss ich funktionieren und versuchen, die bürokratischen Hürden zu meistern.
Augen zu und durch, dies scheint mir momentan der einzige Weg. Nicht zu viel hinterfragen, manche Dinge einfach auf „Danach“ verschieben, 15/18

es wird sich dann schon eine Lösung finden….. das ist für mich momentan die einzige Möglichkeit, nicht endgültig den Mut zu verlieren.
Mein Mann und ich brauchen ein Ziel, das Wissen, dass wir bald wieder zu Hause sein werden. Ohne dieses klare Ziel vor Augen wäre 16/18

der Alltag nicht zu meistern.
Die weltweiten Krisen haben das Ahrtal aus der täglichen Berichterstattung verdrängt, das war zu erwarten. Die Erde dreht sich weiter, auch hier.
17/18

Aber für uns, die wir immer noch in Übergangswohnungen leben, ist das Thema noch allgegenwärtig. Ich sehe mein Haus jeden Tag, wenn ich bei meinen Eltern in der Küche sitze. Und jedes Mal tut es weh. 18/18