Ich mache das hier wirklich gerne. Ich kläre gerne auf, ich höre gerne zu, der @waldorfsalatpod ist eine Bereicherung und ich liebe meine #ExWaldi bubble.
Aber manchmal kommt dann ein Schlag aus einer unerwarteten Ecke...
...und die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit ist auf einmal richtig viel Arbeit. Anstrengend. Und unschöne Dinge kommen zum Vorschein.
Mich hat's letzte Woche gleich zweimal erwischt.
Am Samstag war Adventsbasar an einer der hiesigen Waldorfschulen. Ich hab meine Kids geschnappt und bin nach 30 Jahren das erste Mal wieder in eine Waldorfschule gefahren.
Und was soll ich sagen? Es war schön.
Kinder mit Musikinstrumenten, selbstgenähte Shirts und Babys in Tragetüchern. Genau die Sorte Familie, die man in Wien bei jeder Familienaktivität immer wieder findet - etwas Öko, etwas Bobo, freundliche Kinder mit zugewandten Eltern. Die Sorte Familie, zu der wir uns auch zählen
Ich hab mich wohlgefühlt. Die weichen Formen, das viele Holz, die Kunst an den lasierten Wänden - es spricht mich immer noch an.
Und ich verstehe jetzt besser, warum Eltern diese Schule wählen.
Wenn ich mich mit Eltern und Schule wohlfühle, kann ich viel verzeihen.
Als bildungsnaher Haushalt ist es ja nicht schwer, etwaige Mängel in der Schule auszugleichen, in dem ich zu Hause dafür sorgen, daß genug Sachbücher vorhanden sind oder Fremdsprachen geübt werden.
Und genau das war es auch, das mich so erwischt hat.
Ich hatte alles mögliche erwartet, aber nicht, dass ich mich dort wie zu Hause fühle. Und das tat weh. Nach all den Jahren? Es war ein bisschen wie ein zurückkommen ins Nest. Warm. Gemütlich. Weich. Geborgen.
Wenn ich als jemand, die sich mit den Untiefen der Anthroposophie beschäftigt hat, das fühle, wie kann sich jemand unbedarfter diesem Sog entziehen? Welche Chance hat jemand, der dort hingeht, die liebevolle Atmosphäre spürt und sein Kind den Anthroposophen überlässt?
Was kann ich als Einzelperson dagegen tun? Kann überhaupt irgendetwas, dass ich tue, irgendeine Wirkung haben? Sind die Anthros nicht viel zu groß und zu mächtig?
Ich habe heute den ganzen Tag darüber nachgedacht. In einer anderen Realität hätte es sein können, daß meine Kinder auf der Waldorfschule landen. K2 würde gerade ihr 8-Klass-Spiel vorbereiten und ich würde als gute Waldorfmutter beim Nähen der Kostüme helfen.
Und dann habe ich ins Wohnzimmer geschaut, wo mein Mann mit den Kids gerade einen alten Computer auseinander genommen hat um zu erklären, was da drinnen so vor sich geht, und mich gefreut, dass es nicht so gekommen ist.
Der andere Schlag kam aus einer völlig anderen, aber genauso unerwarteten Richtung. Ich habe mir unsere aktuelle Podcast Episode angehört, und dabei das erste Mal unsere CN gehört. Unter anderem ist da von "medizinischer Vernachlässigung" die Rede. waldorfsalat.letscast.fm
Ich habe überlegt, wann wir darüber sprechen und bin nicht draufgekommen. Und heute ist mir ein Licht aufgegangen - da sind wir gemeint. In meiner Kindheit gab es medizinische Vernachlässigung.
Ich habe vor 30 Jahren einen klaren Schnitt gezogen und aller Esoterik den Rücken gekehrt. Vielleicht war das zu schnell. Ich habe einen Sektenausstieg gemacht, ohne das jemals zu verarbeiten - naja, dann muss ich das anscheinend jetzt noch tun.
Ihr könnt mir gerne Kommentare hinterlassen, aber wer hier heute Anthrodreck oder anderen Schwachsinn drunterrotzt wird geblockt und gelöscht - ich habe dafür gerade wirklich keine Nerven.
Wer hier nicht eh schon länger mitliest, der kann sich meine Threads zu vielen anderen Waldorf-Themen gerne auch noch durchlesen. Ihr findet die hier:
Wer mir helfen möchte, kann meine Threads teilen. Je mehr Menschen sich informieren, um so mehr Menschen können sich wehren.
Wer möchte, kann auch auf meiner wishlist vorbeischauen
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Heute wird's lang. Und problematisch. Und potentiell triggering. Heute geht's um die ideologische Nähe "nach rechts" bei Waldorfs.
CN gibt's heute auch: Naziideologie, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus.
Wer hier nicht eh schon länger mitliest, der kann sich meine Threads zu vielen anderen Waldorf-Thema gerne auch noch durchlesen. Ihr findet die hier:
Vorneweg: nein, Waldorflehrer sind nicht generell Neonazis oder Querdenker. Oder könnt ihr euch eine Eurythmielehrerin in Springerstiefeln vorstellen? Auch die Eltern, die ihren Nachwuchs in die Waldorfschule geben, sind nicht unbedingt "rechts". Meine waren es sicher nicht!
Wer die Waldorfschule nur vom Hörensagen kennt, stellt sich meist eine weltoffene, alternative, naturnahe Schulform vor.
Was den Meisten nicht klar ist: Waldorfschulen sind zutiefst esoterische Weltanschauungsschulen. Ein Thread: 🧵
Wer mich noch nicht kennt, kann gerne mal hier vorbeischauen, da habe ich alle meine bisherigen Threads zu diesem Thema verlinkt:
Die Waldorfschule wurde im Jahr 1919 als Schule für die Kinder der Arbeiter*innen von Waldorf-Astoria gegründet. Rudolf Steiner wurde mit der pädagogischen Seite betraut. Das größte Problem dabei? Er war kein Pädagoge, nicht mal im weitesten Sinne.
Unterricht an der Waldorfschule. Heute: Naturwissenschaften.
Kaum zu glauben, aber wahr, auch bei diesem Thema wird es reichlich esoterisch. Holt euch ein Getränk, dieser Thread 🧵wird laaang!
Wer mich noch nicht kennt, kann ja mal auf meinem Profil vorbei schauen. Ich schreibe hier immer wieder längere Threads zum Thema Waldorfschule und Anthroposophie:
1/ Erst mal die Basics. In der Waldorfschule findet Fachunterricht nicht wie gewohnt ein- oder zweimal in der Woche statt sondern einige Wochen am Stück als sogenannte "Epoche". Es gibt keine Bücher. Es gibt auch keine Fachlehrer*innen, denn die Klassenlehrer*in unterrichtet...
Heute geht es um das Frauenbild an den Waldorfschulen.
Diesmal wird es sehr, sehr schwurbelig und reichlich mysogyn, soviel vielleicht als Warnung. Ein Thread 🧵
Wer mich noch nicht kennt, ich schreibe immer wieder Threads zum Thema Waldorfschule, hier hab ich alle gesammelt:
Um den Umgang der Anthroposophen mit dem Thema Mann und Frau zu verstehen, müssen wir uns tatsächlich ein bisschen mit Steiners "Weisheiten" beschäftigen. (Achtung, MASSIVER Schwurbelalarm)
Krankheit als Chance
Es wird in letzter Zeit viel mit der Einstellung "nutzt's nix, schad's nix" über #Homöopathie geredet.
Mir ist es sehr wichtig, daß alle wissen, welchen echten Schaden esoterische "Heilmethoden" anrichten.
Ein 🧵
Wer mich noch nicht kennt und Lust hat, kann hier die bisherigen Threads lesen:
Kreative Waldorfschule?
Eines der Hauptargumente der Waldorfbeführworter*innen ist es, daß Kinder in dieser Schulform ihre Kreativität voll ausleben können. Aber ist das auch wahr?
Ein Thread 🧵über Kunst an der #waldorfschule
Für alle neu dazugekommenen Leser*innen: Hier könnt ihr meine bisherigen Threads nachlesen
1/ Der erste Eindruck bei Waldies ist schon ein sehr kreativer. Seidenpapierbilder an den Fenstern, viele Bilder die von Kindern gemalt würden, Natur. Die Ästhetik ist eine ganz eigene, Regenbogen, keine rechten Winkel, Naturfarben, Farbverläufe. Alles mutet sehr märchenhaft an.