Nachdem heute #CuiBono Staffel 2 auf allen Plattformen abgeschlossen ist, möchte ich mir ein wenig ungeschützte Meinung dazu erlauben.
Ich habe an anderer Stelle mal geschrieben, dass nicht jeder journalistische Podcast Großes aufdecken muss. Gut erzählte Zusammenfassung und Einordnung ist viel wert und ich denke, daran muss man die Drachenlord-Staffel messen. Sie ist kein investigatives Stück.
Deswegen kommt sie auch, das ist angenehm, ohne die ständige Selbstbehauptung von Großartigkeit aus, die anderen journalistischen Formaten inzwischen eingeschrieben zu sein scheint. Stattdessen trägt sie klar die Handschrift ihres Autors, Khesrau Behroz. Auch das finde ich gut.
Cui Bono: Drachenlord schlägt selbstbewusst weite Bögen, versucht das Phänomen, das sie im Kern beleuchtet, in größere Entwicklungen einzuordnen und verliert dabei sein Ziel nicht aus den Augen. Dafür nutzt es die Form sehr gut, etwa mit einer Tangenten-Folge nur zu Reality-TV.
Eins jedoch fehlt: Eine wirkliche Erkenntnis oder interessante These. Das Innere der Zwiebel, die Studio Bummens sehr gekonnt pellt, ist leider ziemlich leer. Der Fall habe "mehr mit jedem von uns zu tun, als wir glauben" könnte man quasi über alles sagen.
Episode 5 versucht uns am Ende den Spiegel vorzuhalten und zu sagen: Wir, mit unserer Kultur von Fandom und Anti-Fandom, haben ein Klima begünstigt, aus dem etwas wie das Drachengame geboren wird. Und sorry, das halte ich für sehr oberflächlichen, kulturpessimistischen Schmonz.
Es ist nichts, was ich nicht schon mal gehört hätte. Nichts, was man so undifferenziert und ominös im Raum stehen lassen sollte. Es ignoriert völlig, was noch zu einer Entwicklung wie dieser dazugehört. Es macht es sich einfach, tut aber bedeutsam.
Das finde ich das große Manko von #CuiBono 2, und es war vielleicht in Staffel 1 auch schon da. Große Gesten, sehr kompetent, aufwändig und persönlich erzählt, aber am Ende wenig Erhellendes oder Besonderes. Schade.
Sätze wie dieser verdeutlichen dieses Problem übrigens perfekt. Statt eine persönliche Geschichte zu erzählen (was ja interessant sein könnte), wird ein vages persönliches Gefühl zu einer allgemeinen Wahrheit erklärt. Das zieht sich durch.
Ist noch nicht ganz April, aber ich hab mal angefangen. In diesem Thread folgen kleine Höreindrücke. Zu wenig Platz, um es wirklich Rezensionen oder gar Kritiken zu nennen.
1. Rice and Shine #54 - Mai Thi Nguyen-Kim / Sympathische Moderatorinnen, gut geführtes Interview, der persönliche Blick aus einem anderen Hintergrund bereichert immer, wäre die Art Produktion, die ich mir bei unendlich viel Zeit sicher auch anhören würde.
Hab irgendwie ein paar Gedanken zum Doppelfinale von #11Leben und versuche sie mal in einem Kurz-Thread zu ordnen.
1. Ich finde nach wie vor, der Podcast ist ein totaler Triumph, und diese letzten zwei Folgen beweisen das noch einmal nachdrücklich. Ich hoffe sehr, dass andere die Möglichkeit haben, sich daran ein Beispiel zu nehmen und ähnlich Gutes zu schaffen!
2. Teamwork. @GNetzer zeigt immer wieder, dass #11Leben kein Werk einer einzelnen Person ist, sondern dass es ein Team brauchte, um zu reflektieren, sich selbst zu verbessern und die Ressourcen für Recherche und Factchecking zu haben.