Umlaufreserve: 2 bis 3 Gedanken zum Klarstand der Gefechtsfahrzeuge der Bundeswehr am Beispiel SPz Puma. Mittlerweile gibt es auch schon Medienberichte über den Klarstand der PzH2000. In meinen Augen liegt der Klarstand nicht immer zwingend (nur) am Waffensystem selbst:
Zu allererst: der Puma ist verbesserungsbedürftig. Es ist nicht alles perfekt. Ich habe jahrelang mit dem Fahrzeug gearbeitet, mich häufig geärgert - das Fahrzeug hat mir aber stets bewiesen, dass es es Wert ist, optimiert zu werden.
Wer mit diesem Fahrzeug mal neben einem Leoparden hergefahren ist, auf 2600m ein Tetrapack aus einem Fensterrahmen geschossen hat, die 30mm Kanone als abgesessener Schütze neben sich gehört hat, weiß was ich meine. ABER:
Wir sind abhängig von der StVZO, abhängig von zivilen Mechanikern, abhängig von langwierigen Ersatzteillieferungen, abhängig von uns selbst. Die „Einsatzbereitschaft“ eines Fahrzeugs setzt sich dabei für mich als Nutzer zusammen aus: „technisch ok“ (fährt, funkt, schießt),..
„wurde gefristet“ (also technische Durchsicht, ggf. Reparatur/Teiltauschen - Waffe, Wanne gleichermaßen), „erfüllt die StVZO“ - ggf. muss ein Reflektor oder ein Blinker wieder angebracht, Spiegel getauscht oder Kennzeichen erneuert werden
Der Puma, ebenso wie die PzH2000, als modernes Gefechtsfahrzeug, bringen neben standardmäßigen Verschleissteilen wie bspw. Zahnkränzen, Kette, Rohr, Verschluss auch weitere Teile mit, die aufgrund ihrer technischen Komplexität & noch fehlender Langlebigkeit ausfallen können.
Was bedeutet das? 1. Die technischen Durchsichten dauern länger, das Fahrzeug steht in dieser Zeit nicht zur Verfügung. Man ist in diesem Fall - beim Puma - abhängig von der zivilen Industrie, deren Arbeitszeiten, deren Motivation, deren Sorgfalt. Punkt Kontrolle: nicht möglich.
2. die Ersatzteilbeschaffung dauert (scheinbar aber auch offensichtlich) aufgrund der Art der Teile, der industrieseitig vorgeplanten Mengen oder - aus welchen Gründen auch immer - zu lange. Folge: Betroffene Fahrzeuge stehen lange nicht zur Verfügung.
3. die lange Abwesenheit von Fahrzeugen einzelner Züge führt dazu, dass Lücken durch Fahrzeuge anderer Züge, oder gar anderer Kompanien - entsprechend Auftragslage - aufgefüllt werden müssen. Die Fahrzeuge unterliegen dabei Mehrbelastungen - müssen also ggf. früher zur Durchsicht
4. durch das Abgeben der Fahrzeuge werden die Fahrzeuge zu Wanderhuren. Es gibt nicht das Fahrzeug der 1. Gruppe des 2. Zuges, um das sich MKF und Richtschütze im Auftrag des Kdt kümmern. Das führt dazu, dass nicht pfleglich damit umgegangen wird, dadurch: Mehrbelastung & Defekte
5. dazu kommt das Abgeben der Fahrzeuge für Umrüstungen (Bspw NRM) über mehrere Jahre. Bataillone nutzen zum Teil 15-20 Fahrzeuge statt den stanmäßig vorgesehenen 44. Folge: noch mehr Wanderhuren. Mehrbelastung, mangelnde Pflege, Defekte.
6. es stehen im besten Fall MAXIMAL so viele Fahrzeuge zur Verfügung, wie es die Stan des Verbandes vorgibt. Es gibt also keine Reserve. Also EIN Ausfall bewirkt bereits Geschluder, Getausche, etc. Wie lernt man aber doch eigentlich so schön? „Reserven sind immer zu bilden“.
Folgerung: als Nutzer und Truppenoffizier wäre in meinen Augen Ansatz einer Lösung, um ein noch nicht ausgereiftes Waffensystem aus einem Teufelskreis zu befreien: eine Umlaufreserve. Eine Reserve für jede Kompanie, um Ausfälle, Fahrzeuge bei Durchsichten etc auszugleichen.
Das verhindert Mehrbelastung in vielerlei Hinsicht und eine Bugwelle an zu fristenden/zu reparierenden Fahrzeugen. Jeder Kommandant hat sein eigenes Fahrzeug und kann sich mit RS/MKF um dieses kümmern. Eine Reserve unter der Hand des Chefs oder Zugführers.
Dazu: Ersatzteile! Es kann nicht sein, dass man 300 Werktage auf bestimmte Ersatzteile warten muss. Die Autos stehen in der Zeit nicht verfügbar und andere werden verheizt oder noch schlimmer: unterliegen dem Ersatzteilkanibalismus.
Des Weiteren: „lasst das Schrauben mal die Soldaten machen!“ Ich habe etliche befähigte Soldaten, die dürfen aber am Fahrzeug nicht schrauben, weil man sich abhängig von der Firma macht. Die Firma sollte in best. Fällen zur Verfügung stehen, im Krieg ist sie aber auch nicht da!
Eine Reserve entlastet die Truppe, stellt die Einsatzbereitschaft sicher, Ausbildungsvorhaben können wie geplant stattfinden, und gleichzeitig können verbesserungsbedürftige Teile identifiziert und optimiert, Nachrüstungen ohne Einfluss auf die Truppe durchgeführt werden.
Soeben habe ich den Beitrag von @NilsMetzger und @Ce_Moll zu der Thematik gelesen. Unterstreicht das Ganze auch nochmal in Bezug auf VJTF. Kurze Info am Rande: man sollte beim Beurteilen definitiv unterscheiden zwischen Puma K-Stand Serie und K-Stand VJTF
„Lasst uns doch den Lynx kaufen, der ist viel besser“
Ein kurzer Abriss dessen, was ich seitens des aktuell einzigen Abnehmers - Ungarn und seitens der Industrie an Erfahrungen mit diesem Fahrzeug habe, gepaart mit OSINT.
Den Lynx könnte man als „Bruder“ vom SPz Puma bezeichnen. Es ist kein Geheimnis: Mithilfe der seitens des Bundes bezahlten Entwicklung des SPz Puma hat Rheinmetall Erfahrungen gesammelt, Funktionen erprobt, Neues ausgetestet und für sich das Bewährte für den Lynx ausgesucht.
Der Lynx ist im Gegensatz zum SPz Puma nicht EIN System, sondern eine modulare Fahrzeugfamilie, die an die Wünsche und den Bedarf des Kunden angepasst werden kann. So gibt es u.a. Ausführungen SAN, GSI, Späh-, Führungsfahrzeug, CombatSupport, SPz, uvm.
Wer sind die „Mütter“, die Putin sich einlädt. Auf den Spuren des Schmierentheaters.
Nachdem ich gestern 4h auf russischen Seiten recherchiert habe, kam eine identische Zusammenstellung auf Telegram raus, ich hätte also auch Netflix mit Madame gucken können.