Mich beschäftigt eine Frau, die letzte Woche einen Schlaganfall hatte. Anfang November arbeiteten wir einen Tag im selben (grossen) Büro. Ich mit FFP2, Würfeli, C02-Messer und Luftreiniger ausgerüstet. Sie hustete, beruhigte mich aber, dass sie "es" vor zwei Wochen hatte. 1/n
Ich sagte: "Oh, kein Problem. Ich mache es konsequent einfach immer so" und sagte, weshalb ich mir bis Anfang Februar "nicht einmal ein paar Tage Pfnüsel" leisten könne. Hatte den Eindruck, dass sie das völlig okay fand. Ich war im Haus die einzige mit Maske. 2/n
Als ich heute jemandem, der involviert war, erzählte, dass Schlaganfall eines der Covid-Risiken ist, dass Covid keine Atemwegserkrankung ist, sondern u.a. Blutgefässe beschädigt (ich erwähnte konkret Hirn, Herz, Lunge, Penis), hörte diese Person das zum ersten Mal. 3/n
Mein Gegenüber bedankte sich und sagte noch: "Ich habe gehört, was Sie sagen." Das hat mich zwar gefreut. Aber - und deshalb verwittere ich das jetzt - es hat mich auch irgendwie erschüttert. Wer bin ich denn? Im besten Fall NoCovid-Aktivistin oder Citizen Journalist. 4/n
Ich hatte und habe Grund und verschiedenste Gründe, mich zu informieren. Ich habe unglaublich viel gelernt. Danke ALLEN: Fachleuten, Expertinnen, Interessierten, Betroffenen. (Dass Musk Twitter kaputt macht, trifft mich diesbezüglich am schmerzhaftesten). 5/n
In dem Gespräch über Covid-Risiken und den Schlaganfall habe ich aber auch gemerkt, wie wenig Lust ich noch habe, überhaupt etwas zu sagen. Und der Grund ist, dass ich nicht klingen will wie eine Verschwörungserzählerin, dass ich den Wissensrückstand meines Gegenübers nicht 6/n
einmal annähernd kompensieren kann, dass ich nicht weiss, wo beginnen, dass ich nicht die Grenzen meiner Kompetenz überschreiten möchte, dass "mich informieren" rückblickend eigentlich eine Arbeit (und Investition) von 2,5 Jahren war und ich das nicht in einem Gespräch mal 7/n
so zusammenfassen kann. Ich sage, wenn überhaupt, nur noch etwas in einem Kontext, wo ich als Person und Persönlichkeit *eh schon* geschätzt und respektiert bin, wo mein Gegenüber also denkt: "Gut, wenn SIE so spricht, kann es jetzt nicht kompletter Unsinn sein". Aber es ist 8/n
damit auch eine unglaubliche Müdigkeit, Enttäuschung und - ich gebe es zu - Hoffnungslosigkeit verbunden. Neulich notierte ich in mein Tagebuch: "Irgendwann dachte ich ja noch darüber nach, wie weit es noch kommen muss, bis etwas passiert. Was der Wendepunkt sein wird... und 9/n
...ich vermutete: Kranke Kinder, tote Kinder, weisse Kindersärge im Blick. Mittlerweile denke ich: Es wird keinen Wendepunkt geben. Es wird nichts passieren. Je grösser das Problem, desto weniger werden sie handeln, weil das Handeln ihre bisheriges Tun relativieren würde. 10/n
Das werden sie vermeiden wollen. Keiner wird sagen wollen: Jetzt machen wir es so und so. Weil dann die Frage käme: Und warum erst jetzt? - Als frühere Journalistin bin ich sehr enttäuscht, dass die Verdrängung, Verleugnung und das Herunterspielen nicht nur quer durch die 11/n
ganze Gesellschaft und Politik geht, sondern dass es auch in den Redaktionen "die einen" und "die anderen" gibt. Ich kann es immer wieder mal nicht fassen, welche Fragen NICHT gestellt werden. Fragen, die für mich zT so auf der Hand liegen. Und deren erste immer ist: WARUM? 12/n
Ich gebe zu, 2020 hätte ich nicht gedacht, dass 2021 schlimmer wird als 2020. Und 2021 hätte ich nicht gedacht, dass 2022 das vergangene Jahr noch toppt. Von daher halte ich fast ein bisschen den Atem an, jetzt wo 2023 sich nähert. Und ALLES, alles, wäre nicht annähernd so 13/n
schlimm, wenn man es nicht hätte besser machen *können*. Wenn es nicht Möglichkeiten gegeben hätte, oder gäbe, vieles zu verhindern. Dass der Wille und die Übereinkunft fehlten, alles dafür zu tun - und zwar #WhateverItTakes - ist schwer zu akzeptieren. Es heisst für mich 14/n
nämlich auch: Wenn schon die unmittelbare Bedrohung der *eigenen* Gesundheit, des eigenen Körpers, und zwar eben *kurzfristig* nichts bewegt - wie wollen wir die anderen Probleme der Welt anpacken? Nicht nur unterstützen wir die nachfolgenden Generationen, die jungen und 15/n
jüngsten nicht - wir lassen sie jetzt einfach auch noch krank werden. Immer wieder. Mit möglichen Schäden, die wir jetzt zT bereits verstehen können. -

Und damit zu denjenigen, die mich berühren, weil sie kämpfen. 16/n
Die Menschen in der Ukraine, die Frauen und ihre Verbündeten im Iran, die Mädchen in Afghanistan, die jungen Menschen, die uns zwingen, das Klimathema nicht wegzuwischen, oder Eltern oder Kinder oder überhaupt diejenigen, die nicht aufgeben. 17/n
Und Du, die Du es auf Deine Art machst. Und Du, der weitermacht. Und Ihr alle.

Danke fürs Lesen! Ich musste irgendwo hin damit. Geht gleich wieder.

#hueregopfertelligopfertammihueresiech

18/fin
Menschlichkeit.
Ich hab grad gemerkt, ich hätte hier noch was #schönesgegendoofes von #monhiverenfrance (heute Nachmittag). „There is a crack in everything. That’s where the light gets in.“ (Leonard Cohen).

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