Wer ist eigentlich Andrew Tate?
Nachdem seine Social Media Profile alle gesperrt wurden, ist er jetzt aufgrund eines Tweets von Greta Thunberg, wieder ein Gesprächsthema.
Es wird ein langer 🧵
Contentwarning: Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigung, Rassimus
Der ehemalige Kickbox-Weltmeister produziert auf sämtlichen Plattformen Content, welcher erfüllt ist von Rassismus, Frauenhass und Hetze jeglicher Art. Vor allem auf TikTok war er damit erfolgreich. Genau diesen Content und seine Ansichten machen Andrew Tate enorm gefährlich.
Emory Andrew Tate ist ein 35-jähriger, britisch-amerikanischer Ex-Kickboxer und holte in seiner aktiven Karriere viermal den Weltmeister-Titel. Zu mehr hat er es allerdings nicht gebracht.
2016 trat er bei Big Brother UK auf, flog jedoch aus dem Haus, nachdem zwei Videos von ihm aufgetaucht waren.In einem schlug er eine Frau mit einem Gürtel, in einem anderen forderte er eine Frau auf die blauen Flecke zu zählen, die er ihr zugefügt haben soll.
2017 wurde er wegen rassistischer und homophober Posts auf Twitter gesperrt.
Andrew Tate ist ein misogyner Sexualstraftäter und Ausbeuter, der sein Vermögen darauf aufgebaut hat, von der Sexarbeit von Frauen zu profitieren, die er manipuliert hat – Zuhälterei light quasi.
Er ist misogyn, sexistisch und queerfeindlich – generell handelt es sich um einen Mann, bei dem sehr deutlich ist, dass er das nicht-männliche abwerten und erniedrigen muss, um sich selbst aufzuwerten.
Der Fall Tate ist aber zu einer Sache gut –er eignet sich hervorragend als Anschauungsmaterial darüber, wie kaputt heterosexuelle Männlichkeit sich artikulieren kann. Frauen sind für Andrew Tate vor allem eines: Besitzobjekte, die nur 1 Aufgabe haben- seine Bedürfnisse erfüllen.
Dabei spricht er auch nicht von Frauen, sondern von ‘’Female’’ und spricht offen darüber, dass er als Mann Mitte 30 gerade einmal 18 Jahre alte Mädchen als Freundinnen präferiert.
Warum? Sie sind leichter zu beeinflussen und zu kontrollieren. Doch nicht nur das ist problematisch.
Andrew Tate findet Gewalt in einer Beziehung in Ordnung und hat kein Problem mit Vergewaltigungen.
Zudem wurde er wegen Menschenhandel angeklagt und lebt aktuell in Rumänien, da dort die Behörden gegen sexuelle Gewalt wenig unternehmen.
Andrew Tate hat panische Angst vor Schwulen, sodass es schon fast pathologisch ist - beispielsweise würde er bei keinem Mann eine Mund zu Mund-Beamtmung durchführen, weil es ihm zu schwul ist.
Männer müssen bei Andrew Tate hart, unabhängig und gefühlskalt sein.
Sie dürfen keine Weichheit oder Emotionen zulassen, dürfen nicht scheitern, müssen sich an ein unerreichbares Bild von hegemonialer Männlichkeit richten.
Dies schadet auch Jungen und Männern selbst, weil sie alles weiblich konnotierte, wie Gefühle, die Fähigkeiten zu Lieben, zu Trauern, gewalttätig von sich abspalten müssen.
Die von ihm vertretenen Geschlechterbilder sind nicht nur antifeministisch, sondern auch tendenziell faschistisch – er betrachtet den Feminismus als einen Grund für den „Untergang des Westens“, was ein klassischer faschistischer Talking Point ist.
Sein Männlichkeitsbild hat viele Anknüpfungspunkte an faschistische Männlichkeitsbilder, die von Gruppen wie den „Proud Boys“ vertreten werden.
Doch Andrew Tate gibt sich auch als Coach mit seiner Hustler University, bei der es um finanziellen Erfolg geht.
Hier gibt es auch durchaus Parallelen zwischen neoliberaler undfaschistischer Männlichkeit.
Er bezieht sich, genauso wie Karl Ess, immer wieder auf die ‘’Redpill’’ Ideologie, eine antifeminitische, antikommunistische und strukturell antisemitische Verschwörungsideologie.
Diese besagt, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Männer vom Feminismus systematisch unterdrückt werden und ihre Männlichkeit zurückerobern müssten – was offensichtlich lächerlich und projektiv ist.
Tate vertritt ein Idealbild von Männlichkeit, das protofaschistisch ist:
Es Zeigt den Mann als Lone Wolf, als abgehärtetes und vereinzeltes Individuum, das von niemandem abhängig ist und Beziehungen zu anderen Menschen nur instrumentell betrachten kann.
Das ist nicht nur traurig, sondern die Hustler Academy ist auch schlicht weg Scam.
Tate will von leicht zu beinflussenden Männern Geld dafür, dass er ihnen NFTs oder Cryptocurrencys erklärt.
Durch die Academy wird niemand reich werden, außer Andrew Tate selbst.
Und das auf Kosten von Frauen, die belästigt und erniedrigt werden durch ihn und seine Folgschaft.
Nachdem Auf TikTok sein Profil gelöscht wurde trat Andrew Tate in der Show des Verschwörungsideologen Alex Jones auf und hat Kontakte zu britischen Rechtsextremisten wie Tommy Robinson.
Marktchauvinismus und Rechtsradikalismus sind somit gar nicht so weit voneinander entfernt.
Vereint sind sie nämlich in ihrem Hass auf alles Progressive – Feminismus, Antirassismus, Klassenkämpfe oder Demokratie, als auch in ihrem Hass auf Zärtlichkeit, Schwäche, Emotionen und Solidarität.
Warum ist Andrew Tate nun aber so gefährlich?
Objektiv gesehen ist seine Hyperperfomance von Männlichkeit absolut lächerlich. Er muss sein fragiles Selbstbild aufwerten, in dem er Frauen abwertet.
Das Problem ist aber: junge Männer finden das gut.
Auf Instagram hat Andrew Tate 4 Millionen Follower. Auf TikTok wurden seine Videos über 11 Millionen Mal angesehen - von teils 13,14 jährigen Jungen die glauben was er sagt. Und das ist das gefährliche.
In der Pubertät suchen Menschen nach einer Form von Identität und diese ist sehr oft an gesellschaftliche Geschlechtervorstellungen geknüpft.
Tate suggeriert diesen verunsicherten jungen Männern eines:
Sie seien aufgrund ihres Geschlechts überlegen.
Und genau diese jungen Männer geraten durch ein Versprechen von finanziellem und sexuellen Erfolg in eine Ideologie, die auf brutaler Frauenfeindlichkeit und allgemein Menschenverachtung aufgebaut ist und reproduzieren diese in ihrem Umfeld.
Und da Antifeminismus, Frauenhass und gekränkte Männlichkeit Türöffner in den Rechtsradikalismus sind, besteht auch eine große Gefahr, dass diese jungen Männer sich zunehmend in diese Ecken radikalisieren.
Threadende.
Der Text kommt einigen vielleicht von Instagram bekannt vor. Da wurde er nämlich über die linksjugend 'solid veröffentlicht. (geschrieben von mir) :D
Wollt ihr Tate eigentlich immer noch verteidigen, jetzt, wo er wegen Menschenhandel verhaftet wurde? :')
Der Text basiert auf einer Analyse von @Vero_Kracher, die seit Jahren zur Manosphere arbeitet.
Folgt ihr für Content zu belastenden Internet-Männern.
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1,5 Jahre Awarenessarbeit in linken Kreisen haben Spuren hinterlassen. Ich bin so abgestumpft bei jedem neuen Outing, es wundert mich nichts mehr.
Nur weil linke Räume sich auf die Tür schreiben gegen Sexismus bspw zu sein, sind es noch lange keine sicheren Räume.
Es reicht nicht zu sagen „wir sind gegen Xy“
Es braucht aktive Arbeit Dinge zu verändern und Strukturen aufzubrechen.
Hierfür braucht es aber mehr als Awarenessstrukturen und Männer, die „help me mommy“ schreien und gelähmt werden von Unfähigkeit ✨
Awareness kann nicht Polizei, Justiz, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und Rettungsdienst ersetzen und soll es nicht. Dennoch wird genau die Erwartung immer wieder gestellt. Dabei geht es in erster Linie um eines: Solidarität und Unterstützung für Betroffene.