Thread by @narkosedoc

Ihr kennt ja meinen Dauerbrenner für die guten Vorsätze - same procedure as every year.
Wenn es einen guten Rat gibt, den ich anderen machen darf, dann den: sorgt vor. Jetzt, nicht später.
#Patientenverfügung 🧵

https://twitter.com/narkosedoc/status/1450168672505503753

Egal wie alt oder jung, egal wie gesund oder krank - Du möchtest nicht, dass wir rätseln müssen müssen, was Du möchtest. Vielleicht willst Du Dein Leben um jeden Preis retten. Vielleicht willst Du vor allem keine Schmerzen haben - auch wenn das einen früheren Tod bedeutet.

Vorsorge bedeutet einen Plan für den Fall der Fälle in der Schublade zu haben, in der Hoffnung, diesen niemals brauchen zu müssen. Viele machen den Fehler und denken - mach ich dann, wenn ich es brauche. Das wäre in etwa so clever wie ohne Versicherung mit dem Auto zu fahren(…)

und eine Versicherung erst dann abzuschließen, wenn man einen Unfall gebaut hat. Das ist natürlich grober Unfug und deshalb auch verboten, für das Leben sollte es genauso sein. Leider fällt auch das unter Eigenverantwortung - die kaum einer mit Inhalt füllen kann.

Eigentlich verrückt, aber bei uns unterziehen sich regelhaft Menschen Eingriffen, die eine relevante Wahrscheinlichkeit haben, daran zu Versterben oder sehr lange auf eine Intensivstation zu verweilen - ohne für diesen Fall irgendwas geregelt zu haben!

Ich hatte schon verzweifelte Kinder eines mittelständischen Unternehmers auf der ITS, der absolut gar nichts geregelt hatte und nach einer großen Operation mit zwei Schlaganfälle, nicht mehr in der Lage war, irgendwas zu regeln. Da kamen irgendwelche Notare und (…)

Rechtsanwälte und versuchten komplizierte Dinge lösen. Solche Dinge müssen genauso geregelt werden, wie Wünsche und Vorstellungen zu dem, was man an unterstützender Medizin am Lebensende wünscht und was nicht. Wir können normal Dinge leisten.

Leben retten, kostet aber immer einen Preis. Viele Prozeduren sind schmerzhaft, langwierig, sind mit erheblicher Luftnot und großen Belastungen (man kann auch von Quälerei sprechen) verbunden. Intensivmedizin ist kein Wellnessurlaub, es ist ziemlich genau das Gegenteil.

Die meisten setzen sich damit nicht auseinander, weil sie denken, sie brauchen es noch nicht oder weil es ihnen zu kompliziert erscheint. So schwierig ist es aber gar nicht und ich denke mit den oben verlinkten Anleitungen hat man ein gutes Konzept.

Noch eine Bitte: 0815-Patientenverfügungen die man für viel Geld zB bei Notaren kaufen kann, sind medizinisch gesehen Nonsens. Es ist nicht viel mehr als eine Absichtserklärung, die meist nicht auf den konkreten Fall anwendbar ist. Besser als nichts, aber nicht viel mehr.

Besser ist es mit einer Vertrauensperson über eigene Wünsche zu reden und diese Person dann in einer Vorsorgevollmacht zu benennen. Dann haben wir eine*n Ansprechpartner*in und können flexible Lösungen besprechen.

Wichtig ist es, dann auch die unbequemen Themen zu besprechen, damit im Fall der Fälle die Vetrauensperson/Vorsorgebevollmächtigte sich nicht mit Schuldvorwürfen nicht in eurem Sinne gehandelt zu haben. Es geht immer um die Frage: weiter machen oder die Therapie beenden.

Entscheide ich mich dafür, eine Therapie weiterlaufen zu lassen, ohne zu wissen, ob dies im Sinne der Person ist für die ich entscheide, quält man sich mit der Frage, ob man diese Person gegen ihren Willen unnötigen Qualen ausgesetzt hat.

Entscheide ich mich dagegen und beende die Therapie ohne zu wissen, ob dies im Sinne der Person ist für die ich entscheide, quält man sich mit der Frage, ob man diese Person gegen ihren Willen sterben lassen hat.
Man muss diese Fragen also nicht nur für sich beantworten, (…)

sondern idealerweise auch einer Vertrauensperson mitteilen, wie man diese für sich beantwortet.

Schreibt gerne, falls ihr Fragen habt. Die Medibubble ist immer gerne hilfsbereit.
Frohes Neues und bleibt gesund!

@threadreaderapp @Unrollme @UnrollHelper @D2Unroll