Thread by @_adi_kara

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Wir müssen über die #Silvesternacht in Berlin sprechen. Viel zu falsch sind die Lehren, die rechts und links jetzt vorschnell gezogen werden. Rassismus auf der einen Seite. Sprachlosigkeit auf der anderen. Ein Thread.
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Aus Videos, in denen Einsatzkräfte mit Böllern angegriffen wurden, schließen nun Stimmen, dass es sich wahlweise um Flüchtlinge, Menschen mit Migrationshintergrund, Ausländer oder Asylanten handelt. An der Spitze kämpft zuverlässig unser Gesundheitsminister a.D. @jensspahn.

Genaue Infos haben wir noch nicht. Dabei sind die für eine adäquate Antwort auf die Geschehnisse wichtig. Dass die Spahns an einer solchen aber nicht interessiert sind, merkt man daran, dass sie Stunden nach den Geschehnissen 2015, Merkel oder den Islam verantwortlich machen.

Das ist schäbig. Weil es Ressentiments bedient, ohne auch nur den Anschein einer Lösung zu erwecken. Gleichzeitig werden linke Politiker*innen in diesem Kontext vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt: sie sind nicht fähig ein reales Problem zu benennen.

Einige Jungs, die in Kulturräumen sozialisiert werden und wurden, die noch patriarchaler geprägt sind als die in Deutschland mehrheitlich vorherrschenden Kulturen, haben ein Gewaltproblem und nehmen unseren Rechtsstaat nicht ernst. Verachten ihn sogar. Und nun?

Das zu sagen ist nicht verboten. Es tun aber leider oft nur Menschen, die am rechten und rechtsextremen Rand fischen. Meist vergeblich. Die meisten, die auf solche Aussagen nämlich anspringen, wählen am Ende die wahren Nazis der AfD. LG an Matze Söder und Jens Spahn.

Kevin Kühnert hat vor einiger Zeit vor dem linken Schweigen in Bezug auf Islamismus gewarnt. Das Gleiche droht nun wieder im Bezug auf die Gewalt der Silvesternacht. Hannelore Kraft war mal eine beliebte Ministerpräsidenten, bis sie über genau dieses Problem stolperte.

Ich bin linker Sozialdemokrat. Ich bin Moslem und Bosnisch sozialisiert. Mir sind diese Jungs näher als der weißen Mehrheitsgesellschaft. Es gab Momente, in denen mein Bruder ein solcher Junge hätte werden können. Einige seiner Kindheitsfreunde sind abgerutscht.

Eine linke Regierung muss Sicherheit garantieren. Zumindest muss sie alles dafür tun. Das bedeutet auch Communitys ansprechen, in denen die oben genannten Jungs leben. Dafür müssen wir aber wissen, wer diese Jungs sind.

Sind es Menschen, die in 2. oder gar 3. Generation in Deutschland leben, sind es Deutsche. Deutsche, die in einem anderen Kontext sozialisiert wurden. Aber Deutsche. Wir müssen sie erreichen. Mit Chancen, Erwartungen, Vorstellungen und ja, auch Repressalien.

Bezeichnend dabei ist vor allem, dass auch ihre Communitys unter den ewiggestrigen Männlichkeitsbildern dieser Jungs leiden. Sie möchten auch ihre Ruhe. Sie erwarten ein Durchgreifen unseres Staates. Auch sie verdienen Schutz ihrer Lebensräume.

Nur muss das vor dem Hintergrund der Jungs kultursensibel geschehen. Damit meine ich keine Stuhlkreise mit Redestein. Strafrechtliche Härte ist gefragt. Aber eben nicht nur. Sie muss immer auch gepaart werden mit der echten Chance auf Reintegration in die Mehrheitsgesellschaft.

Deutschland ist hier auch in ihrer Schuld. Unser Gesellschaftsmodell muss überzeugender an sie herangetragen werden. Das kann durch Pflichten geschehen, aber primär muss es dadurch geschehen, dass wir sie als Teil von uns anerkennen. Unsere Söhne. Und damit unsere Verantwortung.

Sollte es sich bei den Tätern um Geflüchtete handeln, stellen sich andere Lösungswege und Herausforderungen. Diese Menschen kommen häufig aus Kriegsgebieten. Gewalt war leider ein eigener und steter Teil ihres Lebens. Das müssen wir zunächst einmal im Auge behalten

Gleichzeitig können und müssen wir die Gewaltlosigkeit unseres Grundgesetzes konsequent einfordern. Das sind wir den hunderttausenden Menschen, die ebenfalls zu uns geflohen sind und sich nicht auf diese Weise bemerkbar machen schuldig.

Auch dieses Einfordern wird nicht ohne strafrechtliche Härte auskommen. Es braucht aber genauso eine offen gereichte Hand, die die Möglichkeit echter Inklusion in unsere Gesellschaft ermöglicht. Das kann nur linken Kräften gelingen. Die rechten haben an Inklusion kein Interesse.

Ein linker Begriff der inneren Sicherheit muss Minderheiten und ihre Perspektiven mitdenken. Wenn sie Opfer von Rassismus werden, ist das unerlässlich für ein menschenwürdiges Zusammenleben. Aber eben auch wenn sie sich auf Täterseite befinden.