IV.58 Drei Wochen später war es soweit, Anna und die anderen brachen auf und ich blieb voller Sorge allein in der Wohnung zurück. Normalerweise kann ich in allen Lebenslagen schlafen, doch nicht an jenem Sonntag. Vor dem späten Nachmittag …
IV.59 … konnte ich nicht mit ihrer Rückkehr rechnen und so tigerte ich nervös Stunde um Stunde auf meinen nervigen Babypfoten durch die Wohnung. Damals ließ Anna mich noch nicht raus, weil ich noch so klein sei. Ja, genau das war das Problem, verflixt noch mal.
IV.60 Endlich hörte ich das erlösende Schließen an der Wohnungstür und rannte hin, um Anna zu begrüßen. Oh, oh. Obwohl Anna mich gewohnt liebevoll hochhob, ein bisschen streichelte und: „Gibt gleich Futter“ murmelte, wirkte sie abwesend und frustriert.
IV.61 Verflixt, das schien nicht gut gelaufen zu sein. An jenem Abend dauerte es ewig, bis Lia ihre Zeit vorne bekam. „Und?“, flüsterte ich zögerlich, als sie sich endlich im Schneidersitz neben mir niederließ.
IV.62 „Is n bisschen was schief gegangen.“, antwortete Lia schüchterner als sonst. Verdammt. Ich atmete erst mal durch. „Es war doch schwierig, das Café zu finden“, versuchte ich es ihr leichter zu machen. Lia schüttelte den Kopf.
IV.63 „Nee, das wars nicht. Das war einfach. Is ja direkt neben dem Bahnhof. Da konnte ich gleich beim Ankommen sagen, dass ich da hin will, bevor wir nach Hause fahren.“ Okay. Was dann? Ich wurde noch nervöser.
IV.64 „Lief erst echt gut. Nach dem Bezahlen wollte Anna natürlich aufs Klo wg der langen Nach-Hause-Fahrt. Wie ich es gedacht hatte. Nach dem Händewaschen bin ich nach vorne und zu Roberta.“ Sie wurde immer leiser.
IV.65 „Komm, sag schon“, forderte ich sie liebevoll auf, obwohl ich immer nervöser wurde. „Ich hab das Codewort falsch gesagt.“ Sie sah mich nicht an, als sie das sagte. Große Katze im Himmel!
IV.66 Besorgt inspizierte ich ihre Hände. Sie war nicht verletzt. Gut, wenigstens das. Ich rieb mein Köpfchen an ihrem Knie. „Ich habe Himbeertörtchen gesagt. Habs auch gleich gemerkt, dass das falsch war, denn dieser Papagei plusterte sich schon auf. …
IV.67 … Aber ich wusste das richtige Obst nicht mehr. Es lag nur eine blaue Murmel in der Schale. Das hatte ich schon gesehen. Also habe ich sie mir geschnappt, hab „Grüße von Merlin“ gebrüllt und bin aus dem Café gerannt, bevor Roberta mich erwischen konnte.“
IV.68 Dreimal schwarzer Kater. Was war die Kleine clever! Sie hatte die Murmel. Ich war so erleichtert, dass ich erst mal beiseite schob, dass die Liste der Dinge, wegen denen ich mich evtl. irgendwann vorm Rat der Magischen Tiere …
IV.69 … würde rechtfertigen müssen, immer länger und länger wurde. Damit würde ich mich auseinandersetzen, wenn es soweit wäre. Erst mal war es wichtig, wie es Lia ging und dass ich wieder groß wurde.
IV.70 Übermorgen geht es weiter, es grüßt euch euer Merlin🐾. Die Rechte an dieser Geschichte liegen bei der Accountinhaberin.
Please unroll @threadreaderapp
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
IV.45 „Dann geht nur eins. Ich mache das. Ich überrede Anna bei der Planung für das Wochenende zu einem Ausflug nach Potsdam. Du sagst mir, wo das Café ist und ich mach das dann.“ Skeptisch starrte ich Lia an: „Das kriegst du hin?“
IV.46 Lia nickte. „Ich kann das gut, mich nach vorne drängeln. Ist halt für Anna nicht so toll. Wir üben ja gerade ganz doll, dass uns das nicht mehr passiert, wenn wir nicht zu Hause sind. Klappt auch ganz gut. Mit Absicht nach vorne, is schwierig. Krieg ich aber hin.“
IV.28 Die nächsten Abende nutzte ich also, um Lia mehr über mich zu erzählen. Die Kleine ist clever für ihr Alter und so verstand sie Abend für Abend mehr. Und die Geschichten aus dem Zauberwald, dort bin ich geboren, liebt sie bis heute. Ist aber auch schön da.
IV.29 Moment, ich habe doch tatsächlich neulich ein Foto davon in diesem Internet gefunden. Der Rat der Magischen Tiere wird das nicht gutheißen (😼), aber ich zeig‘s euch trotzdem mal:
IV.14 Also, wo waren wir? Ach, ja, ich war dabei das System kennenzulernen, ein Begriff, der manchmal für Menschen mit DIS genutzt wird, wenn eins alle Innenpersonen meint. Das war eine spannende Zeit und es ist notwendig, dass ihr ein bisschen was darüber erfahrt.
IV.15 Dass Anna der sog Host, auch ANP (anscheinend normale Persönlichkeit) o. schlicht Alltagsanteil genannt, ist, war sofort offensichtlich. Ich bevorzuge genau wie Anna den letzten Begriff. Scheiß-Job, kann ich da nur sagen. 24/7 im Dienst, ohne Anspruch auf Urlaub oder Pause.
IV.1 Eine knappe Woche, nachdem ich Anna kennengelernt hatte, holte sie mich ab. Diese Hippie-Dame hatte mit dem Umzug warten wollen, bis mein Bein gut verheilt war und ich statt der Verbände nur noch ein paar speziell für mich gemixte Tropfen brauchte.
IV.2 Zum Glück schmeckten die besser, als der Verband gerochen hatte. Viel besser. Ein bisschen nach Himbeerpudding. Ja, ich bin eine Naschkatze 😺.
1/12 Na, ihr wunderbaren zauberhaften Fans?! Jetzt sind die Feiertage ja fast geschafft. Anna und die anderen haben Heiligabend ganz gut hingebekommen.
2/12 Gegen Abend wurde die Stimmung etwas wackelig, ließ sich aber durch 1 längere Puzzlesession und 1 Geschichte von mir gut abfangen. Als dann endlich alle schliefen, habe ich mich doch noch entschlossen, eine Stippvisite zur Weihnachtsparty in den Zauberwald zu unternehmen.
3/12 Ihr erinnert euch? Das Motto war dieses Jahr Weihnachten in der Karibik. Obwohl der Vorstand – nun ja – nicht der Beste ist, war die Party toll. Von Wald keine Spur mehr, das ganze Gebiet, das zum Zauberwald gehört, war in eine karibische Landschaft verzaubert worden.
2/7 Anna und die anderen hängen im Moment viel am Tablet. Die Zeit vor den Feiertagen ist schwer und sie gucken zur Ablenkung viele Serien. Das ist eigentlich ja völlig ok, das in schwierigen Zeiten zu tun und wirklich auch sehr gemütlich, …
3/7 … wenn wir uns dabei aneinander kuscheln. Aber inzwischen teilen wir uns das Tablet und den Laptop halt. 😼 Wir müssen dringend einen Plan aufstellen, wann meine Zeiten dafür sind.