Thread by @SchalljoSven

Wir waren gestern in #LuetzerathUnraeumbar . Das hatte verschiedene Gründe. Einerseits natürlich, um ein Teil der Tausenden zu sein, die zeigen, dass sie mit dem, was da passiert, nicht einverstanden sind. Weiterhin ging es darum, uns selbst ein Bild zu machen. Und drittens waren

wir mit den Kindern da – auch weil die Kleine es an ihrem Geburtstag ausdrücklich wollte (!!). Wir wollten auch ihnen einen Eindruck davon vermitteln, wie es wirklich aussieht. Dass sie die Bäume, Häuser, Felder selbst sehen, die vielleicht bald ein 50 oder 100 Meter tiefes Loch

sind. Und wir sind überzeugt: Wenn sie in unserem Alter sind wird es auch für das Selbsterleben wertvoll sein, sagen zu können: Ich habe mich schon als Kind dagegen aufgelehnt. Ich will jetzt hier keine krassen vergleiche ziehen, aber ich glaube, dann wird ziemlich klar sein, wer

Recht hatte. Und es wird ein gutes Gefühl geben zu sagen: Ich war schon als Kind auf der richtigen Seite, ebenso wie meine Familie.
Ich kann jedem nur empfehlen: Wenn Ihr die Chance habt, fahrt nach Gartzweiler (nicht mehr zwingend Lützerath, das kann natürlich jetzt auch mal

für nen Nacht auf zwei im Bau enden.) und schaut Euch an, was da passiert. Ich mein, ich kannte es. Ich bin schon oft auf der Autobahn dran vorbei gefahren. Oder mit dem Zug. Aber es ist nochmal was Anderes, an der Kante zu stehen und in dieses riesige, gähnende Loch zu gucken.

Menschen erzählen, Windräder seien sooooo schlimm weil nicht Recyclebar und überhaupt. Mich würde mal interessieren: Wenn wir kein Gramm eines einzigen Windrades recyceln könnten und dann ALLE Windräder, die wir in Deutschland brauchen, um uns voll mit Windkraft zu versorgen

(jaja, eigenltich ist es ein Mix. Mir geht’s grad um die Dimensionen) einfach in dieses Loch schmeißen würden. Mit Fundamenten und allem: Wie lange würde es wohl dauern, bis das Ding voll wäre? Vermutlich hunderte Jahre! DAS sind die Dimensionen! Das kann man nicht nachempfinden,

wenn man da nicht wirklich dran gestanden und rein geschaut hat. (Ich war selbst nur auf nem kleinen Hügel etwa 100 Meter von der eigentlichen Kante weg, weil wir leider nicht so viel Zeit hatten. Aber das hat gereicht).
Mindestens genauso beeindruckend ist der Geist der

Menschen dort. Jede(r) der/die dort heute noch ist, steht mit einem Bein im Knast und hat das bürgerliche Leben zu einem gewissen Teil weggeworfen. Und doch bleiben sie. Weil sie wissen, dass es richtig ist. Dass es das einzige ist, was sie tun können. Und sie bereiten sich vor.

Auf alle möglichen Arten. Der Geist ist friedlich, aber kämpferisch. Nicht in Hinsicht auf Gewalt (ja, heute sind wohl vereinzelt Steine geflogen, aber die Werfer wurden schnell von den Anderen wieder eingefangen, was ich gehört habe!), sondern hinsichtlich der Bereitschaft, über

die eigene Schmerzgrenze zu gehen für ein großes Ziel. Die Kreativität ist beeindruckend. Und auch der Mut. In manchen dieser Baumhäuser hätte ich ordentlich Schiss. Und die harren da tagelang aus, angekettet, angeklebt. Es werden Erwachsenenwindeln angefordert. Das zeigt ja

alles… Ich sehe Letzte Generation kritisch, denn ich denke, sie schaffen zwar Aufmerksamkeit aber auch viel Ablehnung für Klimabelange. Aber was diese Menschen dort machen, finde ich einfach beeindruckend! Ist es gegen das Gesetz? Naja, das müssen im Endeffekt Gerichte ent-

scheiden. So klar ist das nicht. Siehe Hambach. Aber es gibt den alten Spruch „Wo unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“. Und das ist, was meiner Ansicht nach dort passiert. #Luetzerath abzubaggern würde bedeuten, gegen das eigene Klimagesetz zu verstoßen. Auf

Landes- und Bundesebene. Damit automatisch auch gegen Paris – einen völkerrechtlich bindenden Vertrag. Und damit ist durchaus fraglich, wer am Ende juristisch im Recht sein wird. Die Menschen dort sind jedenfalls beeindruckend und die Stimmung hat mich gestern sehr gepackt und

nachhaltig berührt und beeindruckt. Ich bin wirklich nicht gegen die Polizei. Aber ich wünschte, mehr PolizistInnen hätten den Mut zu sagen „Ich glaube, das ist nicht richtig. Ich mache da nicht mit. Aus Gewissensgründen“. Das Beamtengesetz gibt ihnen diese Möglichkeit. Und wenn

sie gezwungen werden, oder den Mut dazu nicht haben, müssen sie ja auch nicht letzter Konsequenz vorgehen. Man kann ja einfach versuchen, die Menschen durch Gespräche zu überzeugen. Dauert halt länger. Was? Im Februar muss fertig sein, weil dann die Brutsaison beginnt? Ach,

naja… Ich hab getan was ich konnte. DAS würde ich mir wirklich wünschen!!