IV.71 „Anna hat dann am Bahnhof wieder übernommen, als ich nicht weiter wusste. Ihr fehlt nur n ganz bisschen Zeit. Aber sie ist trotzdem ganz doll unglücklich. Immer mach ich alles falsch. Bist du böse?“, mit großen Augen sah mich Lia ängstlich an.
IV.72 „Nein, überhaupt nicht“, rief ich aus und fing an, beruhigend zu schnurren, während ich mich an sie schmiegte. „Niemals, du hast das toll gemacht“, versicherte ich ihr immer wieder. Irgendwann angelte sie die Murmel aus der Hosentasche und erklärte:
IV.73 „Ich muss die noch vor Anna verstecken. Am besten im Schrank in der Kiste mit den Socken. Da kannst du ja immer hin, weil die doofe Tür nicht richtig zugeht.“ Ähm, ja, das mochte wohl so sein.
IV.74 Ich kam aber trotzdem nicht in diesen Schrank. Ich hätte da rein SPRINGEN müssen, ja, das war nur etwa ein halber Meter, aber in diesem Babykörper hatte ich keine Chance. „Lass mal, ich hab eine bessere Idee“, erklärte ich daher …
IV.75 … und dribbelte die blau-weiße Milchglasmurmel geschickt mit den Vorderpfoten unter das Bett in mein Geheimversteck. „Gute Idee“, freute sich Lia, „da saugt Anna nie.“ Sie kicherte und ihre Anspannung löste sich endlich.
IV.76 Zu Annas Enttäuschung schlief ich die nächsten Nächte konsequent unter dem Bett. Es war viel Körperkontakt mit der Murmel nötig, damit sie ihre heilenden Kräfte entfalten konnte. Binnen zwei Wochen hatte ich endlich meine eigentliche Gestalt wieder …
IV.77 … und konnte die Murmel selbst zu Roberta zurückbringen. Himmel, war die sauer gewesen. Legt euch einfach nie mit magischen Papageiendamen an. Ich habe seitdem einen kleinen Schlitz im linken Ohr als ewiges Andenken an diesen Tag.
IV.78 (Auf Fotos von mir retuschiere ich den immer weg. Nein, ich bin nicht eitel, wie kommt ihr denn jetzt darauf?) An jenem Abend aber nahm ich mir erst mal viel Zeit, um mit Anna zu kuscheln, der es wirklich nachhing, …
IV.79 … dass sie am Ende des Ausfluges nicht hatte präsent bleiben können. Jahre später, als sie endlich nicht mehr die Nerven verlor, wenn ich mit ihr sprach, habe ich ihr erzählt, was ich getan hatte, und sie um Entschuldigung gebeten.
IV.80 „Ach, weißt du“, sagte sie nach längerem nachdenklichen Schweigen und kraulte mich liebevoll hinter dem Ohr. „Letztendlich bin ich ganz froh darüber, wenn ich all die vielen Dinge denke, die du so für uns tun konntest.“
IV.81 ENDE!
Ich hoffe, ihr hattet Spaß! Demnächst mehr. Es grüßt euch herzlich eurer Merlin🐾. Alle Rechte an dieser Geschichte liegen bei der Accountinhaberin.
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#MerlinsTagebuch#DIS#kPTBS#Katzen#Märchen#Geschichten#Fantasy#Trauma
12.01.23
1/23 Miau und hallo, meine zauberhaften Leser:innen, ich musste gestern mal wieder an einen besonderen Tag mit Anna zurück denken. Ich lebte damals so etwa 2 bis 3 Jahre bei ihr und den anderen.
2/23 Es war eine schlimme Zeit: Anna steckte mitten in den Prüfungen, hatte Ärger im Job und noch einiges mehr am Hals – und war vor Erschöpfung am Ende; besonders die Angst, die Prüfungen zu vergeigen, überschattete alles, und Anna schlief kaum noch.
3/23 Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zu vielen Innenpersonen einen guten Kontakt und unterstützte, wo ich nur konnte. Nur zu Anna selbst war ich noch nicht durchgedrungen. Schließlich kam der letzte Prüfungstag und …
IV.58 Drei Wochen später war es soweit, Anna und die anderen brachen auf und ich blieb voller Sorge allein in der Wohnung zurück. Normalerweise kann ich in allen Lebenslagen schlafen, doch nicht an jenem Sonntag. Vor dem späten Nachmittag …
IV.59 … konnte ich nicht mit ihrer Rückkehr rechnen und so tigerte ich nervös Stunde um Stunde auf meinen nervigen Babypfoten durch die Wohnung. Damals ließ Anna mich noch nicht raus, weil ich noch so klein sei. Ja, genau das war das Problem, verflixt noch mal.
IV.45 „Dann geht nur eins. Ich mache das. Ich überrede Anna bei der Planung für das Wochenende zu einem Ausflug nach Potsdam. Du sagst mir, wo das Café ist und ich mach das dann.“ Skeptisch starrte ich Lia an: „Das kriegst du hin?“
IV.46 Lia nickte. „Ich kann das gut, mich nach vorne drängeln. Ist halt für Anna nicht so toll. Wir üben ja gerade ganz doll, dass uns das nicht mehr passiert, wenn wir nicht zu Hause sind. Klappt auch ganz gut. Mit Absicht nach vorne, is schwierig. Krieg ich aber hin.“
IV.28 Die nächsten Abende nutzte ich also, um Lia mehr über mich zu erzählen. Die Kleine ist clever für ihr Alter und so verstand sie Abend für Abend mehr. Und die Geschichten aus dem Zauberwald, dort bin ich geboren, liebt sie bis heute. Ist aber auch schön da.
IV.29 Moment, ich habe doch tatsächlich neulich ein Foto davon in diesem Internet gefunden. Der Rat der Magischen Tiere wird das nicht gutheißen (😼), aber ich zeig‘s euch trotzdem mal:
IV.14 Also, wo waren wir? Ach, ja, ich war dabei das System kennenzulernen, ein Begriff, der manchmal für Menschen mit DIS genutzt wird, wenn eins alle Innenpersonen meint. Das war eine spannende Zeit und es ist notwendig, dass ihr ein bisschen was darüber erfahrt.
IV.15 Dass Anna der sog Host, auch ANP (anscheinend normale Persönlichkeit) o. schlicht Alltagsanteil genannt, ist, war sofort offensichtlich. Ich bevorzuge genau wie Anna den letzten Begriff. Scheiß-Job, kann ich da nur sagen. 24/7 im Dienst, ohne Anspruch auf Urlaub oder Pause.
IV.1 Eine knappe Woche, nachdem ich Anna kennengelernt hatte, holte sie mich ab. Diese Hippie-Dame hatte mit dem Umzug warten wollen, bis mein Bein gut verheilt war und ich statt der Verbände nur noch ein paar speziell für mich gemixte Tropfen brauchte.
IV.2 Zum Glück schmeckten die besser, als der Verband gerochen hatte. Viel besser. Ein bisschen nach Himbeerpudding. Ja, ich bin eine Naschkatze 😺.