Der Staat hat ein Digitalisierungsangebot in Form der elektronischen Patientenakte gemacht.
Wir als Gesellschaft haben durch Nichtnutzung gezeigt, dass es uns nicht interessiert.
Wie ist es nun demokratisch vertretbar, uns dieses Angebot per Opt-Out aufzuzwingen @Karl_Lauterbach?
Die #ePA ist im Großen und Ganzen eigentlich ein Datensammeltopf für die Industrie.
Alle diesen nicht-anonymen Gesundheitsdaten einfach erst mal zu sammeln und weiterzugeben ist mit unserer heutigen gesellschaftlichen Vorstellung von Datenschutz nicht vereinbar.
Natürlich kann man über den gesellschaftlichen Nutzen, der durch Sammlung und Auswertung von Patient*innen-Akten entsteht, sprechen.
Dann sollte das aber nach Einwilligung von Patient*innen auf Einzelfall-Basis und nicht kollektiv durch ein wirtschaftsnahes Institut passieren.
Uns wird allen täglich zugetraut, Cookies und den verschiedensten absurden Trackingmechanismen in jedem Lebensbereich zuzustimmen oder abzulehen.
Warum sollten wir solche Entscheidungen für unsere Gesundheitsdaten nicht treffen können?
Und wenn es nicht primär darum geht, die Daten zentralisiert auszuwerten und wirtschaftlich zu verwerten, sondern medizinische Leistungen zu verbessern:
Warum ist die #ePA dann nicht so konzipiert? Warum liegt die technische Datenhoheit nicht bei mir und meinen Ärzt*innen?
Und natürlich fände ich es super, wenn mein Gesundheitsdatensatz der Forschung helfen kann.
Aber ich möchte selbst darüber entscheiden können, wem ich meine Daten für welche Art von Forschung bereitstellen möchte.
Und come on, wir leben mit einem Gesundheitssystem, in dem wir alle zu Expert*innen unserer eigenen medical Conditions werden müssen.
Natürlich sind wir fähig zu entscheiden, wofür wir unsere Gesundheitsdaten abgeben wollen und wofür nicht.
Ps. Wenn ein digitales Angebot aufgrund seiner schlechten UX nicht genutzt wird, dann ist in der Regel die Idee, Leute dazu zu zwingen, dieses zu nutzen, weder die cleverste noch nachhaltigste. 😉
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Wenn ich in eine Arztpraxis einbreche und sie ist sehr groß. Dann habe ich 20.000 Patient*innen-Datensätze.
Wenn ich in ein Rechenzentrum Einbreche, dass Daten aller gesetzl. Versicherten speichert, dann sprechen wir ja gerade mal von der 3700 Datenmenge.
Es ist richtig richtig scheiße, wenn irgendwo 20000 Datensätze abfließen.
Es ist eine absolute Katastrophe, wenn das mit den Daten eines kompletten Landes passiert.
Wie wir in der Vergangenheit öfter gesehen haben, sind Millionen Datensätze oft aber halt eher mit einem Vorhängeschloss gesichert.
Markus Reichelt sagt, das eine Studie herausgefunden habe, dass 96% der Menschen glauben, Deutschland hänge bei der Digitalisierung hinterher.
Das liegt bestimmt am letzten Jahr und nicht an den letzten 16 Jahre.
Er spricht darüber das staatliche digitale Identitäten wichtig wären, für das "Internet of Things".
Der schlechteste Take zu digitalen Identitäten kommt natürlich von einem Blockchain-Bro.
Nein, ihr habt eben mittelfristig nicht die Möglichkeit, eine digitale staatliche Identitätslösung einfach nicht zu benutzen.
Also doch, könnt ihr schon.
Genauso wie ihr natürlich auch die Schufa nicht benutzen könnt, aber dann halt keine Wohnung bekommt.
Oder wenn ihr euren potenziellen Arbeitgebern nicht euer heute analoges Schulzeugnis schicken könnt, aber dann halt keinen Job bekommt.
Das ist eine Technologie, deren nicht-Nutzung zu gesellschaftlichen Ausschlüssen führen wird.
Eine Technologie, bei der ihr verpflichtet werdet, Unternehmen garantiert echte Daten über euch zu geben, die diese zur Profilbildung nutzen können.
Das der Europäische Rat jetzt beschlossen hat, wieder ein ID-Wallet mit all seinen Problemen zu basteln, habt ihr mitbekommen?
Also eine App, wo ihr eure digital signierten Nachweise wie Ausweis, Finanz-, Gesundheits- und Bildungsdaten beliebig verteilen und verlieren könnt.
Und damit die Daten noch einfacher von Kriminellen zusammengeführt werden können, wenn ihr die mal verliert, bekommt jeder von euch eine eindeutige ID.
Das Ganze ist natürlich völlig offen für die Wirtschaft und für Scammer jeglicher Art.
Außerdem soll damit die Sicherheit eurer Devices geschwächt werden, weil zukünftig jede Kartoffelbude Zugang zum Crypto-Chip in eurem Smartphone bekommen soll.
Solche potentiellen Probleme können wir für Daten, die wir bereits über Twitter weitergegeben haben, nicht mehr wirklich verhindern.
Wir können maximal von jetzt an vorsichtiger sein.
Eigentlich ist das aber wirklich ein nicht sinnvoll individualisierbares Problem. Und wir können nur hoffen, dass irgendwer vernünftigeres Elon Twitter wieder wegnimmt.