Haben gerade das Gerücht gehört: Das Gesundheitsministerium plant mit dem neuen Versorgungsgesetz erneut, die Stundenzahlen für Psychotherapie an die Diagnosen zu binden und massiv zu deckeln. Z.B. für mittelgradige Depression: 20 Sitzungen.
Neuer Runde #Rasterpsychotherapie?
Gute Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass so etwas in anderen Ländern (UK) nicht klappt, und auch keine wissenschaftliche Basis hat. Ebensowenig wie eine Kopplung von Stundenzahl+Diagnose. Die psych. Diagnosen sind keine Krankheitsbilder, sondern Sammelbegriffe für Symptome,...
...die sehr heterogenen Ursprungs sein können und unterschiedlicher Behandlungsansätze bedürfen. Haben keine textlich belegbare Quelle dafür, nur Hörensagen aus "Insiderkreisen"... aber ist ja leider so, dass so etwas seit Jahren versucht wird, offenbar unabhängig davon, wer...
... das Gesundheitsministerium leitet. Die öffentlichen Wortmeldungen von Herrn Lauterbach zu dem Thema könnten 1:1 aus einer Rede von Hrn Spahn entnommen sein: Therapeuten behandeln "zu lange" und "die Falschen"
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Ein paar Punkte aus eigener Erfahrung, warum es Menschen mit schweren psych. Erkrankungen oft schwer haben, einen Therapieplatz zu finden:
1) Mangel an Plätzen: Es braucht Ausdauer und Frustrationstoleranz, bis man nach mehreren Anläufen einen Platz gefunden hat, was Kräfte...
...kostet, die gerade oftmals fehlen.
2) Sozioökonomische Barrieren: Eine schwere psychische Erkrankung ist oft auch mit sozialen Problemen verbunden. Z.B.: Wohnsituation in einem Gebiet, das weitab von Universitätsstädten liegt und in dem es nur wenige Therapiepraxen gibt...
3) Sprachbarrieren: Oft sind auch Menschen mit einer Migrationsgeschichte betroffen, es gibt aber nur wenige Therapeuten, welche die Muttersprache sprechen. Oder es gibt soziale Sprachbarrieren, weil Therapeuten oftmals einen akademischen Hintergrund+Lebenswelt haben...
Vielen Dank @georg_henning für das Friedensangebot. Wir haben noch ein paar Punkte aufgeschrieben, welche die klinische Forschung auf KEINEN FALLL (mit 3 l!) aus der PA übernehmen sollte, nur, falls sich ausversehen jemand interessiert: 😅
1)Perspektive der Lebensgeschichte (ist alt, also unwichtig)
2)Verstehen + Bearbeiten der transgenerationalen Weitergabe (hä, Oma soll jetzt auch schuld sein?)
3)Gedanke verinnerlichter Beziehungsstörungen, die sich ubw in aktuellen Beziehungen wiederholen (ist Quatsch)
4)Zentrale Bedeutung von Phantasien und Träumen in Therapien (nur rationale Kognitionen bringen uns weiter)
5)Untersuchung unbewusster Beziehungsdynamiken (aber das Manual!)
6)Offenlassen von einem Raum für Kreativität in Therapien (kostet unnötig Zeit)
In der #Psychoanalyse spricht man von einer Reaktionsbildung, wenn ein sozial unverträglicher Affekt durch sein vermeintliches Gegenteil verdeckt wird, z.B. ein aggressiver Impuls durch eine fürsorgliche Geste.
Der ständig wiederholte Satz "Man muss die Alten schützen",...
...gerade von Leuten, deren reales Agieren die Alten de facto gefährdet, darf psychoanalytisch zumindest Skepsis wecken: ob "schützen" hier nicht eine unbewusste Vertauschung für "opfern" ist. Manche haben das ja auch ganz unverhohlen so ausgesprochen (s.u.)...
Es gibt durchaus die gesellschaftliche Unterströmung eines "kapitalistischen Darwinismus", in der jeder, der nichts zur ökonomischen Produktivität beiträgt, letztlich keinen Wert hat. Meisterlich in Szene gesetzt in Becketts "Endspiel", wo die Eltern in der Mülltonne landen.
Psychologisch betrachtet sind Narzissten auch tragische Figuren: Das, was am meisten gefürchtet und mit Rücksichtslosigkeit verhindert werden soll, wird gerade dadurch herbeigeführt: eine verhasste, lächerliche Figur zu sein, die letztlich von den anderen verlassen wird...1/6
Aber auf dem Weg dahin wird so viel Destruktivität freigesetzt, dass Mitgefühl schwer fällt: eher das Spiel, Beziehungen oder ein ganzes politisches System zerstören, als das Gefühl zu haben, ein Verlierer zu sein. Die Beteiligten beginnen, sich selbst mit Hass anzufüllen..2/6
...und treten in die narzisstische Duell-und-Zerstörungs-Logik ein: Ich oder du. Und beginnen selbst, den Narzissten mit Hass und Häme zu übergießen, mit der er immer gerechnet hat und weshalb er denkt, nicht verlieren zu dürfen...3/6