Thread by @FrauGausB

Der Falschparker - ein Thread

Ihr erinnert euch, letzte Woche wurde an 3 Tagen ein fremdes Auto dermaßen in unserer Einfahrt geparkt, dass mein Bruder mit dem Rolli nicht vorbei passte. Grundsätzlich schon ärgerlich, aber es geschah immer in dem Zeitraum, in dem mein Bruder

von einem Bus abgeholt und in die Werkstatt gebracht wird. Der Fahrer reagierte auf Ansprache meiner Mama uneinsichtig und unverschämt. Er wäre ja nur "kurz" weg (15 Minuten!), er könne nichts dafür, dass die Einfahrt nicht breiter wäre, und überhaupt gäbe es ja keine

ordentliche Möglichkeit für ihn, sonst hier zu parken. Meine Mama musste in dieser Zeit einem immer weiter eskalierenden Autisten erklären, warum er nicht direkt in seinen Bus kann und warum der normale Tagesablauf nicht funktioniert.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Typ wieder kommt, war hoch, also habe ich am Wochenende mit ein paar Leuten gesprochen und es wurde ein Plan geschmiedet.

Einfach den Autofahrer selbst zuparken oder das Tor verschließen dürfte ich nicht, das wäre evtl als Nötigung auszulegen.
Allerdings habe ich ja Nachbarn. Unter anderem einen Landwirt, der morgens sowieso mit dem Traktor unterwegs ist, um die Kühe zu versorgen.

Selbstverständlich habe ich mit dem Nachbarn ein Abkommen, dass er morgens gerne jederzeit mit dem Traktor vor meiner Einfahrt parken darf. Natürlich würde genug Platz für Passanten etc bleiben, wir wollen ja nicht den öffentlichen Raum stören.

Und natürlich muss dieser Nachbar nicht darauf achten, welches Auto gerade in der Einfahrt steht, da hier ja mehrere Fahrzeuge wechseln. Also alles gar kein Problem, er kann den Traktor abstellen und sich in der Bäckerei einen Kaffee abholen...so ein Tag auf dem Trecker ist lang.

Also habe ich nach der Nachricht meiner Mutter heute morgen 2 Anrufe getätigt:
1. Den Nachbarn, mit der Nachricht "Es geht los".
2. Den Bus, damit die Leute nicht unnötig warten müssen.
Mein Bruder wurde schon am WE darauf vorbereitet, dass er an einem von Mama Tag gefahren wird

Der Falschparker ist also gemütlich in die Bäckerei gedackelt, währenddessen kam mein Nachbar und parkte seinen Traktor vor dem Auto des Falschparkers - wir erinnern uns, so, dass sonst niemand großartig behindert wurde. Dan ging der Nachbar ebenfalls in die Bäckerei.

Der Falschparker kam wieder, schaute ratlos auf den Traktor und in Richtung der Bäckerei. Er entschied sich dann dazu, kurz an seinem Fahrzeug zu warten.

Blöd halt nur, dass der Hof vom Landwirt quasi hinter der Bäckerei liegt. Also, man muss halt schon erst ein Stück über's Feld und dann noch bisschen weiter, aber wenn dann der Landwirt seine Kühe auf eine bestimmte Art muhen hört, was auf eine Geburt hindeuten könnte, und man

ja dann quasi schon auf halbem Wege ist und man ist ja vorsichtig und so, da kann man beim Beeilen auch schon mal den direkten Weg nehmen und den Traktor vergessen, nicht war?

Der Falschparker jedenfalls entschied sich, bei uns zu klingeln, worauf ich gewartet hatte. Ich öffnete ihm die Tür mit einer guten Distanz in Form von 50kg ziemlich angepisstem Hund zwischen uns.

Ich meine, die Leute werden immer aggressiver, könnte ein Hausierer sein, ich bin ja auch vorsichtig...
Jedenfalls machte der Typ 10 Schritte rückwärts, ich setze den Hund zwischen uns und fragte, was sein Begehr sei.
Wem der Traktor gehöre? Er müsse los.

Oh, ja, deeer, der gehört dem Landwirt, der ist bestimmt in der Bäckerei.
Falschparker macht kehrt, geht schnellen Schrittes in die Bäckerei, kommt noch schnelleren Schrittes zurück.
Da ist kein Landwirt in der Bäckerei, der wäre aber da gewesen.
Ups. Wie konnte das geschehen?

Tja, dann ist der Bauer bestimmt in den Stall, passiert schon mal, Notfall, dies das.
Falschparker fragt, ob ich ihn verarschen wolle.
Nein.
Falschparker sagt, er ruft die Polizei.
Gerne. So lange aber bitte runter von meinem Grundstück, weil, wegfahren kann er ja eh nicht, ne

Falschparker ruft die Polizei. Die wollen mit mir sprechen. Lege den Hund auf "Bleib" an die Treppe, gehe zum Typen und übernehme das Gespräch. Kurze Schilderung der Situation.
Ob es eilig wäre?
Nein, um Gottes Willen, keine Blaulichtfahrt, hier ist doch keine Gefahr.

Aber ehrlich gesagt, der Typ wirkt so aggressiv, ich fühle mich nicht wohl, ob sie jemanden schicken könnten, denn es ist ja auch nicht das erste Mal...aber bitte, keine Eile.
Falschparker explodiert im Hintergrund fast.
Überreiche lächelnd das Handy.

15 Minuten später, Polizei kommt, zeitgleich erreiche ich "Eeeendlich" den Landwirt. Der macht sich auf den Weg. Zu Fuß. Weil Traktor vergessen. Kommt vor.

Sage meiner Mama Bescheid, dass sie gleich los kann. Wir erinnern uns, mein Bruder muss noch weggebracht werden. Im Rolli. Dafür muss sie ihn verladen.
Während der Falschparker seine Sicht der Dinge schildert, schauen die Polizisten meiner Mama zu, die den Rolli ins Auto hievt.

Ich lasse das natürlich nicht unkommentiert, dass dieser Aufwand nur entstanden ist, weil der Typ unberechtigterweise hier steht, der Bus mit Rolli-Aufzug weg ist und er sowieso meiner Mutter auch schon Angst gemacht hat mit seiner Art.

Die Gesichtszüge der Polizisten ändern sich gegenüber dem Falschparker komplett. Mittlerweile ist der Landwirt da, komplett in eingesauten Stallklamotten, entschuldigt sich bei der Polizei und fährt natürlich SOFORT den Traktor gerne weg.
Falschparker verlangt ein Bußgeld für

den Landwirt. Wegen Behinderung.
Wir erinnern uns - Nutzung des Privatgrundes mit Eigentümern abgesprochen, keine Behinderung für uns, öffentlicher Raum nicht mehr oder weniger beeinträchtigt als sonst durch einen haltenden Traktor. Kein Anlass für ein Bußgeld.

Dann möchte er mich anzeigen. Wegen Nötigung.
Aber ich hab ja nicht, rein gar nichts, überhaupt nichts gemacht, ich hab ihm doch sogar mit meinen Hinweisen und Anrufen GEHOLFEN!

Und dann macht er den Fehler, den ich am meisten feiere - er geht wutentbrannt zu seinem Wagen, brüllt, er wäre jetzt fertig, würde viel zu spät zur Arbeit kommen und dass das hier alles ganz schlechtes Theater wäre,
"Und Sie 2 Clowns unterstützen das auch noch!". Zur Polizei.

Man hat gesehen, dass es den Polizisten ein inneres Fest war - Block raus, "das war eine strafrechtlich relevante Beleidigung". Statt sich zu entschuldigen, wütet der Kerl noch weiter, alle stecken unter einer Decke, es könne doch nicht ihr Ernst sein, ob ich sie dafür bezahlt

hätte.
Daraufhin verlangte ein Polizist seinen Autoschlüssel, um das Fahrzeug schon mal vom Grundstück zu bewegen, damit meine Mama endlich raus fahren kann - der Falschparker müsse noch kurz warten und soll sich beruhigen, denn in diesem emotionalen Zustand ist seine

Fahrtauglichkeit anzuzweifeln.
Zudem würde man die Gelegenheit nutzen und noch eine allgemeine Verkehrskontrolle durchführen müssen, die Reifen sähen auch nicht so gut aus, ob das am Kopfsteinplaster oder an den Reifen liegt, hmmm, muss man prüfen....

Ich durfte dann wieder rein gehen, man bräuchte nichts mehr von mir, da ich ja nichts falsch gemacht hätte. Eventuell würde man auf mich als Zeugin für die Beleidigungen zurück greifen.
Sehr gerne, stets zu Diensten.

Natürlich habe ich vorher noch ein offizielles Hausverbot für den Herren ausgesprochen, mit der Ansage, dass jedes Betreten und Befahren meines Grundes zu unterlassen sei oder er sonst anwaltliche Post bekäme.
Die Polizisten grinsten.
Aber, wir sind hier Dorf, ne? Da hält

man zusammen.
Deshalb kam auch die Bäckerin rüber. Mit 2 Kaffee für die Polizisten.
Und, um dem Falschparker ebenfalls Hausverbot zu erteilen. Denn er bringt Unruhe rein, die sie nicht brauchen kann. Fällt ja alles auf den guten Ruf zurück.

Er hat jetzt also auch gar keinen Grund mehr, in diesem Ortsteil überhaupt zu halten. Außerdem erwartet ihn ein Verfahren wegen Beleidigung. Und er ist etwas über eine Stunde später weggekommen, als er geplant hatte.

Karma is a bitch - Hello, my name is Karma.