Die ganze Debatte über #HarryPotter beweist aus literaturwissenschaftlicher Perspektive schlichtweg wie wichtig der #ToddesAutors bzw. die Trennung zwischen Werk und Autor für die Analyse von künstlerischen Werken ist. Die obsessive Fixierung auf Rowling als Person führt dazu...
, dass keine objektive Lektüren mehr stattfinden, die sich am Text orientieren. Im Gegenteil: man projiziert nun alles Negative auf diesen, obwohl ein vernünftiges Close Reading die Absurdität dieser Deutungen, die auf Social Media verbreitet werden, schnell offenbaren würde.
Dann wird da ein unschuldiger Text plötzlich antisemitisch, kapitalistisch, verherrlicht den Neoliberalismus und verfügt auch noch über eine transfeindliche Treppe. Alles Unsinn, der aber von (jungen) Journalisten, die scheinbar nicht lesen können auch medial verbreitet wird.
Interessant ist auch der generelle Stimmungswechsel, der die ideologische Instrumentalisierung der Analysen zu Harry Potter offenbart: ältere Publikationen deuten die Buchserie als Reaktion auf die Thatcher-Jahre und Kritik an diesen. Das Thema Liebe und Freundschaft wird betont.
Davon ist heute nicht viel übrig geblieben, da Rowling durch ihr Werk diskreditiert werden muss, was vor allem für intellektuelle Einfältigkeit spricht und keine vernünftige literarische Analyse.
Anderes Beispiel: als Harry Potter erschienen ist, war es vor allem die klerikale Rechte, die Stimmung gegen die Romane gemacht hat, weil sie angeblich Satan verherrlichen würde. Nun ist es die woke Pseudo-Linke. Hufeisen-Theorie scheint dann doch zu stimmen.
Umso bedauerlicher, dass woke Kollegen oder die #Twitterphilologie sich nicht gegen diesen Unsinn positionieren und die Sache richtigstellen. Der Text der Stunde müsste nun eigentlich Roland Barthes "Der Tod des Autors" sein. Aber: Pustekuchen.
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