Gerade werfen "Qualitätsjournalisten" Hersh vor, dass er sich nicht an das #Zweiquellenprinzip gehalten habe. Hier nun eine Story, die zeigt: Dogmatisch an diesem Prinzip festzuhalten, ist falsch, die Konsequenzen könnten weitreichender kaum sein. 1/9
Andreas Zumach, geschätzter Kollege (taz, NZZ...), hätte durch die Veröffentlichung eines Dokumentes, das ihm zugespielt wurde, vlt. einen Krieg verhindern oder zumindest erheblichen Einfluss auf die innenpolit. Situation in Dtld. bezüglich des Krieges nehmen können 2/9.
Er hat das Dokument nicht veröffentlicht. Denn: Es gab keine 2. Quelle. Er hat sich eisern an das #Zweiquellenprinzip gehalten. Der Rest ist - traurige - Geschichte. Denn II: Das Dokument war echt.
Worum geht es?
Um den geheimgehaltenen "Annex B" des Vertrag von Rambouillet.3/9
Auszug: "Nach eigenen Worten erhielt Zumach bereits am 5. Februar 1999, also am ersten Tag der „Rambouillet-Verhandlungen“, aus den Reihen der UCK-Delegation der Kosovo-Albaner den Annex B zum NATO-Vertragsentwurf. "4/9
"Zumach erkannte sofort die Brisanz des Dokumentes und wollte es veröffentlichen. Allerdings hielt er sich eisern an die „Zwei-Quellen-Regel“ 5/9
"Erst am 6. April, also gut zwei Monate später und damit erst etwa zwei Wochen nach dem Beginn des NATO-Krieges, den das NATO-Bündnis ohne Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat und damit unter Verletzung der UN-Charta führte, veröffentlichte die taz seinen Text.... 6/9
"mit den brisanten Artikeln 6, 8...aus dem Annex B — nachdem Zumach die Echtheit des Dokumentesvon einer weiteren Quelle bestätigt worden war. Der Annex B war deshalb brisant, weil an ihm deutlich wurde, welch weitreichenden Befugnis. d. NATO sich in Jugosl einräumen lassen..7/9
Die SPD-Abgeordnete Andrea Nahles erklärte damals nach Bekanntwerden des Anhangs, mit dem Annex sei „den Serben quasi ein Besatzungsstatut aufdiktiert“ worden. "8/9
Diese Story sollte jedem Journ., der jetzt Hersh kritisiert und auf das #Zweiquellenprinzip verweist, zum Nachdenk. bringen.
Der dogmatische Umgang mit der 2-Quellen-Regel ist falsch, kann bisweilen gar dumm oder feige sein.
Hier die Geschichte:
rubikon.news/artikel/der-au… 9/9

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Feb 8
In dem Artikel von Seymour Hersh zur Sprengung der Nordstreampipelines, worin er sagt, dass nach seinen Recherchen die USA für den Sabotageakt verantwortlich seien, steht etwas zu @Bundeskanzler @OlafScholz: 1/4 seymourhersh.substack.com/p/how-america-…
Was als nächtes passierte war erstaunlich: "Am 7. Februar, also vor der scheinbar unausweichlichen russischen Invasion in der Ukraine, traf sich Biden...mit ...Kanzler Olaf Scholz, der, nach einigem Wackeln, fest im amerikaniscen Team war. 2/4
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Feb 8
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Feb 7
Zu unserem Projekt Friedensnoten hier eine neue
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"Antiwestlicher Verschwörungsunternehmer". So steht es in der Dachzeile eines "Artikels" von @micstroebel (T-Online) über Daniele Ganser.
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Warum das ist?
Folgend eine Twitter-Kurzanalyse. 1/17
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Hier wäre es zwingend (!) aus journal. Sicht angebracht, diesen schweren Vorwurf sichtbar zu machen. WIE hat Ganser den Krieg "verharmlost"? 3/17
Read 17 tweets
Jan 22
Der sehr gute Kommentar von @ArndtRommy (gegen die Kriegstreiberei) erhitzt manche Gemüter. Die @mdrde -Chefredaktion sieht die "journalistische Qualitätskriterien...nicht ausreichend berücksichtigt.
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2/10
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Jan 21
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Zu diesem Schluss lässt sich kommen, wenn man die Anmerkungen liest. Hier ist Transparenz notwendig.
Folgend die Anmerk.: 1/6
"Gleichwohl sieht die Chefredaktion bei diesem Kommentar unsere journalistischen Qualitätskriterien bzgl. der Äußerungen zu der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Frau Strack-Zimmermann, nicht ausreichend berücksichtigt. Wir werden dies in der Redaktion auswerten." 2/6
Hier die Stelle zu Strack-Zimmermann: "Die FDP-Politiker Strack-Zimmermann, die in ihrer Freizeit viel Kontakt zur Rüstungsindustrie pflegt, ist dafür ein gutes Beispiel. Die meist in grau gekleidete Frau, spricht im Interview schon mal von Bundeswehr Soldaten, die demnächst, 3/6
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