Thread by @EpiOccDoc

Assistenzärztinnen und -ärzte: #Arbeitszeiten

1. Das Unfallrisiko bzw. das Risiko für Fehlhandlungen steigt nach der 9. Arbeitsstunde exponentiell an.
2. Mit der Zahl der Arbeitsstunden in Vollarbeit wachsen die körperlichen und vor allem die psycho-vegetativen Auswirkungen.

3. Chirurgisch tätige Ärzte haben hohe psychosoziale Belastungen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen, insbesondere Assistenzärzte mit einer hohen Arbeitszeit (> 9 h). Der Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und verschiedenen Indikatoren gesundheitlicher Befindlichkeit.

4. Nach 24-Stunden-Bereitschaftsdiensten oder 12-Stunden-Schichten Vollarbeit im Krankenhaus steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Verkehrsunfall auf das Doppelte einer 8-Stunden-Vollarbeitsschicht. Für 12-Stunden-Nachtdienste erhöht sich das Unfallrisiko um das Vierfache.

5. Die Kombination aus Nachtarbeit und langen Dienstzeiten geht mit einer besonders starken Erhöhung des Verkehrsunfallrisikos einher.
6. Bei einer durchwachten Nacht stellen die frühen Morgenstunden erhöhten Risikos für müdigkeitsbezogene Fehler / Unfälle dar.

7. Bei 17 Stunden ohne Schlaf sinkt die Leistungsfähigkeit auf Werte äquivalent zu einem Blutalkoholspiegel von 0,5 ‰. Bei 24 Stunden steigt
dieser Wert auf 1 ‰. Die Schichtdauer sollte daher 16 Stunden nicht überschreiten.

8. Die Ermüdung nimmt durch psychische und physische Belastungen oberhalb der Dauerleistungsgrenze exponentiell zu.
9. Das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen durch lange Arbeitszeiten erhöht sich in Verbindung mit zusätzlichen Belastungsfaktoren

10. Die Belastungen durch die Anzahl der durchgeführten langen Schichten kumulieren, d.h. mit wachsender Zahl von Bereitschaftsdiensten können die physiologischen Beeinträchtigungen immer schlechter kompensiert werden.

11. Die Anzahl der psycho-vegetativen Beschwerden steigen ab einer Wochenarbeitszeit von 40 Stunden deutlich an, insbesondere bei den Werten für die Parameter Stress und allgemeine Erschöpfung.

12. Chronischer partieller Schlafentzug auf 5 Stunden Schlaf pro Nacht führt zu zur Einschränkung der psychomotorischen Leistung.

13. Bei chronischem partiellem Schlafentzug steigt das Müdigkeitsgefühl nach wenigen Tagen nur noch langsam bzw. gar nicht mehr an, obwohl sich die psychomotorische Leistung weiter verschlechtert. Die eigene Leistungsfähigkeit wird regelmäßig überhöht eingeschätzt

14. Der zeitliche Verlauf der Erholung durch Pausen für physische Beanspruchung ist exponentiell. Deshalb kann die Ermüdung über eine 10-Stunden-Schicht durch den Einsatz von Kurzpausen (ca. 10 min) als Erholungspausen zusätzlich zu einer größeren Pause zur Nahrungsaufnahme.

15. Für geistig-kreative Tätigkeiten sind längere Pausendauern erforderlich als für physische Belastungen. Je mehr informatorisch-mentale Arbeit gegenüber energetisch-effektorischer Arbeit
dominiert, desto länger muss die Erholungspause sein.

16. Unmittelbar nach dem Aufwachen aus dem Schlaf ist die Leistungsfähigkeit für 15-30 Minuten eingeschränkt (Schlafträgheit), die Fehlerwahrscheinlichkeit ist erhöht. Der Abbau der Schlafträgheit erfolgt exponentiell.

Arbeitswissenschaftlich sind die Auswirkungen bekannt.

Die Charta der Ärztegesundheit der @fmh nicht zufällig geschaffen.

Quellen: doc.rero.ch/record/9506/fi…

@jmgp_de @BNazanWalpoth @EMdeBoer

Wer sich für die Details der langen Arbeitszeiten auf Unfallrisiko, Erkrankungen und psychosozialen Effekte für alle Berufe anschauen will, findet eine umfassende Antwort der österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin hier:
gamed.at/wp-content/upl…