Thread by @FrauDoktorX

Möchte hier gerne nochmal etwas zu den alternden, klassischen Ehen schreiben (#lastTweets).

Thema: Eigenheim.

Meine Eltern wohnen in einem großen 60er Jahre EFH mit großem Garten in einer Kleinstadt. Das Haus ist gepflegt, aber massiver Sanierungsstau.

Meine Schwiegereltern wohnen in einem riesigen EFH aus den frühen 80er Jahren mit parkähnlichem Garten. Ebenfalls gepflegt, ebenfalls Sanierungsstau.
Keines der Häuser ist Seniorengerecht.
Natürlich sind die Häuser bis unters Dach gefüllt mit Büchern, Krimskrams usw.

Die Häuser und Gärten sind gepflegt. Warum? Weil sich die Frauen darum kümmern.
Natürlich machen auch die Männer etwas, aber nur auf konkrete Anweisung der Frau.
Ich denke, man kann sich die Situation in etwa vorstellen.

Beide Frauen werkeln also viel im Haus, erledigen die Hausarbeit, Wäsche, Kochen, Unterhalt, etc.
Die Herren beschäftigen sich derweil wahlweise mit entspannenden Tätigkeiten (mein Vater) oder bereichernden Tätigkeiten (Schwiegervater).

Beide Herren sind körperlich und geistig soweit fit, aber naiv ist, wer glaubt, dass das noch ewig so bleiben wird.
Beide Frauen möchten gerne ihre Häuser verlassen (sagen sie zumindest). Verständlich, denn die Arbeit, die daran hängt, ist beachtlich.

Um so verständlicher, wenn der viele Platz nicht benötigt wird, und man seine verbleibende Zeit eigentlich anders nutzen möchte. Eine barrierefreie Wohnung wäre für beide der Traum.
Aber natürlich nicht für die Herren, die ja weiterhin gut in ihrem Haus wohnen.

Weil sie nicht sehen, was an Arbeit zu tun ist. Weil sie sich nicht kümmern müssen. Weil sie zwar gelegentlich Arbeiten erledigen, diese aber von der "Projektleitung" zugewiesen bekommen. Weil sie die Augen davor schließen, was los ist, wenn sie nicht mehr so können wie heute.

Es ist ein Trauerspiel, das anzusehen. Beide Paare könnten jetzt noch aktiv und geordnet ihr Leben verändern. Nicht warten, bis ihnen Entscheidungen aus der Hand genommen werden.

Aber sie tun es nicht.
Warum?

Weil die Herren NIEMALS aus ihrem Haus gehen werden. Und weil der Mann das letzte Wort hat.

Und so sieht es aus, das gealterte Familienoberhaupt/Hausfrauenmodell.

Ich für mich persönlich möchte nichts davon.
Und genau deswegen werde ich mich niemals in eine derartige Situation hineinbegeben.
Wer einmal das Haushaltsmanagement inne hat, wird es nie wieder los.

Wer einmal dieses Mindset hat, der legt es nicht einfach ab.

Die Herren genießen ihren Ruhestand, bestimmen den Weg, während die Frauen weiterhin ihrer Arbeit nachgehen, die sie schon immer gemacht haben.

Und ich kann euch sagen: zumindest bei meiner Mutter sitzt der Frust tief. Sehr tief.
Aber es fehlt die Kraft, die Entschlossenheit und vor allem die eigenen finanziellen Mittel, da jetzt, nach so vielen Jahren Ehe, noch etwas daran zu verändern.