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Feb 24, 2023 10 tweets 2 min read Read on X
Was uns die englische Studie über die #Viertagewoche sagt - und was nicht. Ein paar Beobachtungen: (1/10)
autonomy.work/portfolio/uk4d…
1) Es handelt sich bei den teilnehmenden Betrieben nicht um eine repräsentative Stichprobe, sondern um eine Positivauswahl von Unternehmen, die sich für das Thema interessiert haben. Überwiegend Dienstleister mit Bürotätigkeiten, nur 3 (von 61) waren Industriebetriebe (2/10)
2) Es haben nicht alle Unternehmen eine Viertagewoche eingeführt, Ziel war vielmehr eine "nennenswerte" Reduzierung der Arbeitszeit. Im Durchschnitt verkürzte sich die Wochenarbeitszeit um 11%, die Arbeitstage/Woche um 7%. (3/10)
Teilweise wurden die zusätzlichen freien Tage durch Mehrarbeit an anderer Stelle oder Kürzung des Urlaubs kompensiert. (4/10)
3) Ob und inwieweit sich die Produktivität so weit erhöhte, dass die Arbeitszeitverkürzung kompensiert wurde, kann nicht beurteilt werden. Denn die dafür erforderlichen Daten wurden nicht erhoben. (5/10)
Erfragt wurde lediglich der Umsatz, was aber auch nur von der Hälfte der Teilnehmer beantwortet wurde. Angaben zum Arbeitsvolumen oder zur Wertschöpfung fehlen. (6/10)
Begleitet wurde die Arbeitszeitverkürzung in manchen Betrieben mit dezidierten Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung (z.B. kürzere Meetings). Diese Maßnahmen hätte man auch ohne Arbeitszeitverkürzung umsetzen können. (7/10)
Was kann man daraus mitnehmen? Die Arbeitszeit (und die Entlohnung) wird autonom zwischen Arbeitnehmern und Betrieben verhandelt. Das klappt in der Regel ohne Einflussnahme von Dritten. Wenn sich beide Seiten aus freien Stücken auf eine Verkürzung einigen - warum nicht? (8/10)
Ob das ganze ein "Modell" für Deutschland mit seinen unmittelbar anstehenden demografischen Herausforderungen sein kann, ist fraglich. Wenn wir uns für kürzere Arbeitszeiten entscheiden, werden wir auch mit weniger Gütern und Dienstleistungen auskommen müssen. (9/10)
Das heißt, überall dort, wo bereits jetzt Pflegekräfte, Lokführer oder Handwerker fehlen, werden sie noch einmal knapper werden. Und es steht nicht nur weniger für den Konsum zur Verfügung, sondern auch weniger zur Umverteilung. Das kann Verteilungskonflikte verschärfen. (10/10)

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