Es ist ja schon viel zu viel über #julestinkesocke gesagt worden, aber da ich da etwas beizutragen habe, tue ich das. Ich habe eine leichte Behinderung. Nichts großartiges, wie ein Rolli, ich bin einfach nur auf einem Ohr profund und auf dem anderen leicht eingeschränkt.
Selbst ich hatte im Studium zu kämpfen. Stethoskop-Untersuchungen (ich nutze jetzt ein elektronisches), Vorlesungen hören, beim Betreten des Zimmers mit dem simulierten Patienten das Atmen erkennen etc. Darüber schrieb ich damals, so 2015, ziemlich viel.
... und sprach mit vielen anderen Student:innen und Ärzt:innen mit Einschränkungen. Mir wurde von einer Bekannten vorgeschlagen, Jule zu kontaktieren, da auch sie eine Ärztin (damals, glaube ich, PJlerin) mit Behinderung ist.
Jule weigerte sich vom ersten Kontakt an, mir irgendeine Information zu geben. Sie hatte alle meine, wusste, wer ich bin, wo ich arbeite, was ich tue, hatte Bilder. Sie wusste auch, dass ich die Identitäten und Erzählungen Anderer sehr vertraulich behandelt hatte.
Ich wurde stutzig, als ich von ihrem Weg in die Medizin hörte und sie sich mit dem Hinweis auf "Stalker" weigerte, mich telefonisch zu kontaktieren. Ja, selbst als Hörgeschädigter telefoniere ich lieber als Twitter DM. Ich schlug sogar mehrere anonyme Voice Services vor.
Eine andere Sache war, dass Jule immer etwas hoch-brisantes in ihrem Dunstkreis hatte. Zu der Zeit sprach ich mit Ärzt:innen im Rolli fast wöchentlich, alle hatten ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Ausschluss, dem Gesundheitswesen, etc...
... aber niemand so extrem wie Jule. Ich möchte ihre Geschichte nicht herunterspielen, ihre gelebte Realität. Aber Dinge passten einfach nicht zusammen. Ich denke nicht, dass Jule ein Fake ist. Sie schreibt seit 2009. Ich denke aber, dass einiges so keinen Sinn macht.
Ich hätte gerne ihre Seite gehört, aber über Twitter DMs war mir das damals zu dumm. Ihr meteorischer Aufstieg in der medibubble war mir eher unbewusst, da ich 2017-2018 in's Fediverse umgezogen bin. Trotzdem wundere ich mich immer mal wieder...
Oh, und mein Avatar, das ist eine SEHR geschönte Version von mir, die von Stelle McIntire gezeichnet wurde. Also auch fake, aber ganz und gar nicht PrOn Material :)
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Das Problem mit Accounts, die sich später als nicht ganz echt herausstellen, ist nicht was sie schreiben, oder welches Bild sie verwenden. Aber viele Menschen bauen parasoziale Beziehungen zu diesen Accounts auf. Das ist es, was für die Likes, Retweets, Follows sorgt.
Es ist nicht nur ein Account, es ist ein:e Freund:in, deren Leben man miterlebt, als sei man da. Man fiebert, man lacht, man weint. Dallas war komplett "fake" und Jede:r wusste das. An dem Tag an dem Bobby starb, war die Trauer aber sehr real.
Parasoziale Beziehungen waren es, die uns mit durch die Pandemie gebracht haben, vom Tiger King zu den Blogger:innen. Wenn so eine Beziehung, die sich zumindest gefühlt auf "Echtheit" fußt, dann bricht oder hinterfragt wird, dann ist das nicht unähnlich einer sozialen Beziehung.
1/🧵 Statistiken sind keine Individualprognosen. Es ist statistisch sehr unwahrscheinlich, von einem Hai getötet zu werden. Das hilft den Wenigen, die dieses Schicksal erfahren, wenig.
2/🧵 Statistik ist Bevölkerungsprognostisch. Bedeutet, dass ich nicht sagen kann dass Impfungen oder Masken individuell Schutz versprechen, aber ich kann klar sagen, dass sie bevölkerungsweit Einfluss haben.
3/🧵 Impfungen haben einen Individualschutzfaktor: bei Infektion ist die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs niedriger. Siehe Sicherheitsgurt oder Helm. Hier kann mit Individualrisiko argumentiert werden.