Leipzigs Oberbürgermeister Jung findet es "nicht normal, dass wir eine vierspurige Autobahn vorm Hauptbahnhof haben." Sein bemerkenswertes Statement zum Abschluss der Diskussion im #srle zur neuen Verkehrsführung - in voller Länge zum Nachhören: share.ard-zdf-box.de/s/EdaQZMszd6Xq…

Im Wortlaut: "Bei der ganzen Diskussion über fast eine Stunde haben wir den großen, wirklich großen Zusammenhang überhaupt nicht mehr im Blick. Wir reden hier in einem europäischen Zusammenhang über CO2-Neutralität in einem bestimmten Zeitraum bis 2040."

"Wir reden zweitens darüber, dass sich im Reigen der Großstädte in diesem Europa, wir uns momentan provinziell hier unterhalten. (...) Wir reden drittens davon, dass wir sicherlich in der Kommunikation der Öffentlichkeitsarbeit viele Fehler gemacht haben, besser werden müssen."

"Asche auf unser Haupt. (...) Ich stehe aber (...) hundert Prozent zu der Entscheidung von Dienberg [Baubürgermeister Thomas Dienberg]. Und die ist mit mir abgesprochen, so, damit Sie Bescheid wissen. (...)"

"Ich finde es nicht normal, dass wir eine vierspurige Autobahn vom Bahnhof haben. Ich finde es nicht normal, dass du aus dem Bahnhof rauskommst und Angst haben musst, von Fahrrädern überfahren zu werden."

"Ich finde es nicht normal, dass der Lärmpegel vor dem Bahnhof nicht einladend in die Stadt hineinzieht, sondern dass man erschlagen wird von den Emissionen vor einem Bahnhof - der Aushängeschild. Der Bahnhof steht in der Mitte dieser Stadt."

"Und ich finde es auch nicht normal, dass wir zulassen, dass man sozusagen 70 fahren muss, um die nächste Ampel zu schaffen vorm Bahnhof. Das alles finde ich nicht normal."

"Und ich schaue nach Paris und ich schaue nach Kopenhagen und ich schaue nach Köln und ich schaue in die anderen Großstädte und stelle fest: Keine 500.000 große Stadt in Deutschland hat eine vierspurige Autobahn vorm Hauptbahnhof. Keine."

"Wir bauen diese Stadt für Menschen um und diese Menschen laufen Tag für Tag aus dem Bahnhof raus, auf den Willy-Brandt-Platz, werden gefährdet durch Fahrradfahrer, werden gefährdet durch Autos, die Fahrradfahrer umgekehrt gefährdet - es ist ein Chaos vorm Bahnhof."

"Und ich bin dankbar für diesen Versuch. Wir werden ihn nicht stoppen. (...) Und das ist Gemeinwohl. Ich denke an die Kinder, die da jeden Morgen in den Bahnhof gehen. (...) 60 Minuten habe ich geschwiegen. Ich darf auch mal was sagen dazu." (Burkhard Jung, 19.04.2023)