Thread by @CuriepolisBuch

Ich habe meinen Brief an die #LetzteGeneration übrigens neulich auszugsweise in einer linken Berliner Kneipe vorgelesen.
novo-argumente.com/artikel/vielle…
#Klima #Energie #Atomkraft

Dies rief interessante Reaktionen hervor. Zwischendrin versuchte ein Mann, durch Zwischenrufe zu stören...

https://twitter.com/JuraczkaM/status/1648754111397896194

...aber gegen meinen Gewitterbariton ist nicht gut Ankommen: ähnlich, wie das sowjetische Alfa-Sub einfach beschleunigt hätte, wenn ein amerikanischer Torpedo Kurs auf es abfeuert worden wäre, werde ich, wenn man mich zu unterbrechen versucht, einfach lauter.

Später gab es eine interessante Diskussion mit einem anderen Mann: dieser meinte, an meinen "mathematischen Betrachtungen" sei wohl nicht zu rütteln, ihm fehle jedoch der "soziologische Aspekt". Die Klimakrise sei ja geknüpft an Ausbeutung des Menschen durch den Menschen --

-- und er fragte mich besorgt, ob ich diese Ausbeutung denn gut fände?

Ich stellte einfach Gegenfragen, um sein Weltbild genauer erfassen zu können.

Es ergab sich folgendes Bild, von dem ich vermute, dass es für deutsche Linke und Klimaaktivisten typisch ist:

~ Der Klimawandel ist ein unmittelbar wahrnehmbares (z.B. durch Dürre in Brandenburg), bedrohliches Phänomen. Tatsächlich liegt eine aktive Angst/Flucht-Empfindung vor.

~ Er wird gedankenassoziativ verknüpft mit der Vorstellung, das ein allgemeines, globales und historisches, jedoch nur schwer präzise definierbares Problem auf der Erde herrscht, welches mit "Ausbeutung" oder "Kapitalismus" umschrieben wird.

~ Dieses Problem, das dem "Kulturmarxismus" in der konservativen (Verschwörungs-)Theoriebildung entspricht, ist an allen möglichen Dingen schuld, die als unangenehm oder schrecklich empfunden werden.

~ Priorität Nr. 1 bei der Eindämmung des Klimawandels muss deshalb die Bekämpfung dieses Problems -- der "Ausbeutung" o.ä. -- sein.

~ Grundfels des ganzen Gedankengebäudes ist die Wahrnehmung, dass "böse Dinge" auf der Welt passieren, auf die mit Trauer zu reagieren geboten ist.

Es handelt sich, mit anderen Worten, um ein psychologisches Analogon zur Weltsicht der Rechten und Konservativen: "Es gibt eine dunkle Bedrohung, die alles, was uns lieb und wert ist, zerstören will und zutiefst unmoralisch ist."

Je nach politische Präferenzen setze man für "dunkle Bedrohung" ein: Kapitalismus, Patriarchat, der Westen, Kulturmarxismus, Transhumanismus, Transsexuellenbewegung, etc.

-- und für "alles, was uns lieb und wert ist": Klima, Gerechtigkeit, Familie, Nation, Traditionen, etc.

Es handelt sich natürlich um eine Fehlzündung des Kampf-/Fluchtinstinktes aus der Urzeit -- im Dunkel der Nacht lauern Raubtiere, die auf das Lager der Urmenschen zuschleichen! Und wenn keine Raubtiere anwesend sind, erfindet man sie, erzählt sich Geschichten darüber...

...und schaukelt sich gegenseitig bis zu einem Orgasmus des wohligen Grausens hoch.

In Afrika sind es "böse Jujus", die ein verschlagener Medizinmann ausgetüftelt hat, um den Menschen zu schaden, in Europa -- ebenso, nur heißen die Jujus jetzt halt Kapitalismus, Marxismus etc.

Man kommt gegen diesen urtümlichen Glauben an "dunkle Mächte", die im Hinterhalt lauern, kaum an, da er an elementare Primateninstinkte anknüpft.