Die prägenste Kindheitserinnerung an ihn ist, dass er aus dem Haus war, bevor ich aufgestanden bin.
Und Abends kam er nach dem Abendessen heim.
Er hat kurz etwas gegessen und dann ist er im Büro verschwunden, um...
Briefe und Befunde zu schreiben.
Am Wochenende war er so erschöpft, dass er selten etwas mit mir unternahm.
Unsere einzige "Quality time" waren 2 Wochen gemeinsamer Sommerurlaub jedes Jahr.
Er wollte immer gern, dass ich Medizin studiere.
Und meine Antwort darauf war:
"Medizin wird das Letzte sein, was ich in meinem Leben studiere."
Nicht, weil mich das Thema nicht interessiert, sondern weil ich weiß, dass eine Work-Life-Balance in der Medizin nur unter (nicht gern gesehener) Arbeitszeitreduktion möglich ist.
Natürlich hat er gut verdient. Nicht so viel wie in anderen Berufen (bei weniger Arbeitszeit), aber dennoch gut.
Aber zu welchem Preis?
Kein Arbeitgeber wird sich daran erinnern, wie viel Mehrarbeit du geleistet hast.
Aber deine Familie und Freunde werden sich erinnern.
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Du fährst zur Arbeit, mit dem Rad.
Es ist später Herbst, dunkel auf der Straße.
Du fährst an einer Kreuzung über grün.
Und dann erwischt dich ein Lieferfahrzeug. Hat dich übersehen.
Der Unfall ist nicht schlimm, du fällst über den Lenker auf deinen Arm. Der tut jetzt etwas weh, dein Bauch auch - aber das ist bestimmt nur ein blauer Fleck vom Lenker.
Du beschließt, trotzdem auf Nummer sicher zu gehen und suchst die nächste Klinik auf, um deinen Arm zu checken.
"Könnte heut aber etwas länger dauern, ist ganz schön viel los!"
Du hattest schon beim Betreten der ZNA gesehen, dass einige Rettungswagen in der Einfahrt stehen.