2/12 Die anthroposophische Geschichtsschreibung geht davon aus, dass sich Steiner die Soz. Dreigliederung weitestgehend allein ausgeheckt und 1917 vor dem Ende von WWI plötzlich Otto Graf Lerchenfeld präsentierte.
Der Graf soll von einem "Ei des Kolumbus" gesprochen haben.
3/12 "Ei des Kolumbus" bedeutet eine verblüffend einfache Lösung.
Wer wissen möchte, wie unterkomplex, esoterisch und antidemokratisch Steiner seine Idee der Sozialen Dreigliederung ein Jahr später (1918) noch beschrieb, kann hier👇 nachlesen.
4/12 Die Ideengeschichte der Sozialen Dreigliederung wirkt durchaus dĂĽnn. Angeblich leitete Steiner seine staatliche Dreigliederung von einer physiologischen ab.
Der Religionswissenschaftler/Philosoph Ansgar Martins hat jedoch einen anderen Vorschlag.
5/12 Vor einem Jahrzehnt wies Ansgar Martins bereits mehrfach auf die Staatutopie "Synarchie" des Okkultisten Joseph-Alexandre Saint-Yves d'Alveydre hin. waldorfblog.wordpress.com/?s=alveydre&se…
Vgl. auch Martins, Info3, 2012, S. 122f.
6/12 Die Literatur über Saint-Yves d'Alveydres "#Synarchie" erschöpft sich hierzulande meistens in knappen Darstellungen, aber bei diesen klingelts bereits heftig.
9/12 AnthroposophInnen scheinen sich nicht für Saint-Yves d'Alveydres wahrscheinlichen Einfluss auf Rudolf Steiner zu interessieren. Ein Artikel von Heinz Kloss ist mW die einzige Ausnahme. Kaum verfügbar, ich konnte bisher nich darin lesen. dreigliederung.de/bibliographie/…
Vermutlich weil AnthroposophInnen versucht haben, Rudolf Steiner zum Philosophen und Wissenschaftler zu verklären und den Okkultisten zu vergessen.
11/12 Saint-Yves d'Alveydre ist bekannt für seine Erzählungen über den Hohlerde-Mythos "Agartha" in dem er auch seine politische Utopie der "Synarchie" eingebaut hat. Hierzu weiß vermutlich der Religionswissenschaftler Julian Strube am besten bescheid.
12/12 Steiners utopische Vorstellungen siedeln sich nicht in der Hohlen Erde an, aber sie sind nicht weniger esoterisch. Helmut Zander (2016) zufolge vermied Steiner, sich darüber zu äußern, aber in #GA185a ist, wie in 3/12 erwähnt, "Klartext" überliefert.
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1/7 Dieses Zitat ist seit Monaten der erste Inhalt, den wir sehen, wenn wir die Internetseite der AGiD „gegen Rassismus“ aufrufen.
Das Zitat ist aber #verfälscht.
Antirassismus kann nicht auf dem basieren, was Steiner hier meinte. 🧵
2/7 Die tatsächliche Stelle im Text (GA177, PDF S. 220) beginnt mit einem kleinen „e“, weil vor dem Semikolon steht, das „Ideal der Rassen“ wäre im 14. Jahrhundert noch fortschrittlich gewesen - so dachte und sagte Steiner.
3/7 Der Vortrag vom 26.10.1917 endet mit Steiners Behauptung „in den geistigen Welten gibt es nicht Rassen und Nationen“. Heute wissen wir jedoch, dies sind #Ideologien, die es eben NUR in unseren Vorstellungen bzw. „geistigen Welten“ gibt. (siehe Literatur dazu👇)