Thread by @StephanTruby

Der zentr. Raum der nun (Sonntag) zu Ende gehenden „MACHT RAUM GEWALT“-Ausstellung in der Berl. Akademie der Künste, der von drei KZ-Fotografien R. Viertlböcks dominiert wird, kann nicht anders als ein Skandal bezeichnet werden. Er wirkt wie von Ernst Nolte kuratiert. 1/

Viele Täter und einige Opfer werden zu 150 „Akteuren“ verrührt.
Eine kleine, absonderliche Auswahl kuratorisch erzwungener Näheverhältnisse, alphabetisch geordnet: 2/

Der in der DDR zu Ehren gekommene Hermann Henselmann, der nie in die Reichskulturkammer eintrat, taucht direkt neben Willi Henne auf, dem Organisator der „Blutstraße“ im nationalsozialistisch besetzten Norwegen, für deren Bau rund 10.000 Zwangsarbeiter umkamen. 3/

Der Kommunist und verdienstreiche DDR-Architekturhistoriker Kurt Junghanns, der im KZ Sachsenhausen interniert war, rangiert neben Gerhard Isenberg, einem SA-Mitglied ab 1933 und einer zentralen Figur der NS-Siedlungsplanung für die „eingegliederten Ostgebiete“. 4/

Der Kommunist Gerhard Kosel, dem während seines Aufenthalts in der Sowjetu. 1938 die dt. Staatsbürgerschaft aberkannt wurde und sich auf einer Sonderfahndungsliste der Gestapo wiederfand, hängt zw. Koller, Kreis und B. Kuiper (plante u.a. für die KZ Sachsenhausen/Flossenbürg). 5/

Der Sozialist Richard Paulick, der 1933 emigrierte und bis 1949 in Schanghai lebte, findet sich wieder neben K. Nonn, dessen Agitation maßg. zur Schließung des Bauhauses beitrug, und R. Pavlu, einem Holocaust-Täter im besetzten Polen. Viele weitere Beispiel ließen sich nennen. 6/

Die Ausstellung wurde von Feuilletonisten in „FAZ“, „Süddeutsche“, „Tagesspiegel“ und selbst „Neues Deutschland“ abgenickt; im Grunde hat nur Friedrich Dieckmann in der „Berliner Zeitung“ zu deutlichen Worten gefunden. 7/
...berliner-zeitung.de/.../akademie-d…

Bereits zuvor, am 5.6.2023, hatte Jeanine Meerapfel, die Präsidentin der Akademie der Künste, eine ergänzende Tafel der Ausstellung hinzugefügt, auf der vor dem „Missverständnis einer unzulässigen Egalisierung der Biografien“ gewarnt wird. 8/

Die Ausst. ging aus d. Forschungspr. „Planen u. Bauen im Nationalsozialismus“ hervor, betreut d. die Unabhängige Historikerkommission u. geförd. mit Mitteln d. Bundesministeriums f. Wohnen, Stadtentwickl. u. Bauwesen (BMWSB). Forschungsergebnisse hier: 9/ hirmerverlag.de/de/search-87/q…

Inwieweit die Probleme der Ausstellung bereits strukturell im Forschungsprojekt verankert sind, oder ob sie alleine auf den hinzugezogenen Kurator Benedikt Goebel zurückgehen, werde ich in nächster Zeit an anderer Stelle darlegen. 10/

Goebel jedenfalls – ein SPD-Mitglied – gilt als konservativer Verfechter der Rekonstruktion einer Berliner Altstadt auf dem Areal des Marx-Engels-Forums. Erst kürzlich machte er von sich reden, als er in einer Veranstaltung der „Kammergesellschaft“ im Waldorf Astoria... 11/

...auf eine „Renaissance d. Berliner Mitte durch die Reichen u. Schönen“, auf eine „überfällige Zivilisierung“ hoffte. Es sei „unnatürlich u. kontraproduktiv“, dass dort „nur Sozialmieter“ wohnen würden. 12/12 tagesspiegel.de/berlin/berline…