PKS-Erfassung und kriminologische Erkenntnisse, ein XL-Thread.
(Kürzer ging's nicht, sry.)
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Zunächst für alle, die mit Prozentangaben zu Kriminalitäts- und Bevölkerungsanteil argumentieren:
Da steckt schon die erste Verzerrung zu Ungunsten der Ausländer drin.
In der PKS sind sämtliche tatverdächtigen Nichtdeutschen erfasst. Ob sie nun hier wohnen oder nicht.
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Heißt:
Ein Tatverdächtiger aus zB Neapel zählt in der dt. PKS, wenn er in München jemanden schlägt. (Soll z.B. auf der Wiesn öfter vorkommen.)
Diese Tat wird statistisch mit dem Bevölkerungsanteil der Ausländer in D verglichen. Die können aber nix für den Neapolitaner.
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Umgekehrt würde nun ein Deutscher, der zB am Ballermann alkoholisiert Frauen angrapscht (soll ja vorkommen) nicht zur dt. PKS gezählt, denn die beinhaltet keine Auslandsstraftaten.
Das ist der nächste Malus für Ausländer im Kriminalitätsvergleich.
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2022 hatten 10% der nichtdeutschen TV in der (bereinigten*) PKS den Wohnsitz im Ausland. Weitere 13 % waren ohne festen oder mit unbekanntem Wohnsitz erfasst.¹
*bereinigt um ausländerrechtliche Verstöße= Straftaten, die Deutsche gar nicht begehen können.
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Diese Diskrepanz zeigt, wie unseriös der Vergleich ausländischer TV in der PKS vs. deren Bevölkerungsanteil ist.
Wenn man nun diese statistischen Verzerrungen berücksichtigte - könnte man dann eine Aussage zur übermäßigen Kriminalität von Nichtdeutschen treffen?
Nein!
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Ausländische Tatverdächtige sind eine nicht homogene Gruppe, eine Kategorie, die nur auf den Pass abzielt. Sie sagt weder etwas zu Aufenthaltsdauer, -zweck, Migrationsstatus oder Integration.
Um eine Vergleichbarkeit zwischen Deutschen und Nichtdeutschen zu ermöglichen,
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müsste deren jeweiliger
Anteil in den durch soziale Faktoren definierten prävalenten Bevölkerungsgruppen berechnet werden.
Faktoren für erhöhte Strafanfälligkeit sind u.a.:
- Alter
- Geschlecht
- Wohnsituation
- Bildung/Einkommen/Perspektive u.v.m.
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Seit den ersten Zuwanderungsbewegungen
in den 90er Jahren beschäftigt sich die kriminologische Forschung mit der Fragestellung, ob Ausländer bzw. verschiedene Untergruppen nun krimineller sind als Deutsche.
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Eine Arbeit² betrachtete beispielsweise die Gruppe der Arbeitsmigranten.
Ergebnis: nicht signifikant erfassungsbelastet, bei Berücksichtigung der sozialen Struktur zeigte sich gar eine geringere Straffälligkeit der Arbeitsmigranten.
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In der Gruppe Zuwanderer gibt es kein einheitliches Bild. TV aus Ländern mit hoher Migrationsbewegung (Syrien, Afghanistan, Irak) sind im Vergleich zu anderen Staaten unterrepräsentiert³. Menschen mit Bleiberecht sind weniger oft erfasst, als abgelehnte Asylbewerber⁴.
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Es ist komplex!
Tenor der Forschung:
Einen einfachen und direkten Zusammenhang zwischen Kriminalität und Migration gibt es nicht⁵.
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Überspitzt ausgedrückt lautet das Ergebnis der Eingangsfrage:
Junge, in Großstädten lebende Männer mit niedriger Bildung/Einkommen begehen überdurchschnittlich viele Straftaten.
In dieser Gruppe nach Nichtdeutschen zu suchen und daraus vermeintlich etwas zu folgern
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ist in etwa so seriös wie eine Korrelation zwischen Blutgruppen und Kriminalitätsrate. Oder zu Laktoseintoleranten. Irgendwas korreliert ja immer.
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Quellen:
¹ PKS 2022 Tabelle BU-TV-21-T29
² Geißler 2003: gesetzestreue Arbeitsmigranten
³ Lagebild BKA 2022 Kriminalität im Kontext von Zuwanderung
⁴ Pfeiffer/Kliem/Baier 2018, Zürich
⁵ Walbrunn 2019 zu 'Die Debatte'
Disclaimer:
Es gäbe noch viel mehr Aspekte wie z.B.: Kontrollhäufigkeit von Migranten, höheres Anzeigerisiko und, und, und.
Die fehlende Erwähnung ist der Begrenzung von Twitter geschuldet, nicht der Unkenntnis.
Empfehlung zum Weiterlesen:
Kriminalität in Deutschland im Spiegel von Pressemitteilungen der AfD - KriPoZ 3/2019.
Eine umfassende Arbeit zur Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung in Zhg. mit Ausländerkriminalität.
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Es wird Zeit, mal einen Blick in die Kriminalstatistiken zum alljährlichen Sommerthema "Freibad-Krawalle" zu werfen.
Ein Statistik-Thread. 📜 📊
(mal wieder - sry)
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Vorweg:
Die PKS weist keine Differenzierung nach Tatörtlichkeit 'Freibad' auf. Allerdings gibt es - wie immer bei populistischen Themen - Kleine Anfragen der AfD in den Parlamenten quer durch 🇩🇪 dazu, um Sonderauswertungen zu erzwingen (die btw recht aufwendig sind für 👮♀️).
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Sehen wir uns also einmal die Entwicklung anhand der aktuellsten Zahlen (2022) im Vergleich zum Präpandemiejahr 2019 in NRW und Berlin an - den beiden Ländern mit der höchsten medialen Aufmerksamkeit bei Freibadproblemen.
"Die Veranstaltungen von Frau Schröter bieten in der Regel eine Bühne für gesellschaftlich dominante Positionen, die aber rhetorisch so auftreten, als würden sie endlich aussprechen, was angesichts einer angeblichen 'linken Hegemonie' nicht mehr gesagt werden darf.
"Ethnologie bzw. Sozial- und Kulturanthropologie steht als Wissenschaft aber dafür, gerade nicht zu vereinfachen, sondern Komplexität sichtbar und zu machen und immer auch den eigenen Blickwinkel kritisch zu reflektieren."
Bei Betrachtung des bloßen Gesetzestextes entsteht zunächst der Eindruck, damit könne man alles und jeden wegsperren, sogar bei der Begehung von Ordnungswidrigkeiten.
Der Gesetzgeber hat polizeilichen Maßnahmen aber ein paar sehr kluge weitere Schranken gesetzt, die
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Polizeibeamt*innen zu beachten haben. Eine davon ist der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, den kennen evtl. einige. Ich möchte jedoch auf ein weiteres Kriterium hinaus:
➡️Geeignetheit der pol. Maßnahme
Sie werden sich fragen, wozu das denn? - Wenn man Menschen einsperrt,
Es handelt sich um die Veranstaltung des Think Tanks R21, initiiert von @susannschroeter.
Was er da verbreitete, klingt stark nach Antisemitismus und Verschwörungstheorien, aber da darf man einem Komiker die Wissenschaftsfreiheit wohl nicht einschränken.
Reichsbürger und Polizei - Gefahr von innen & außen
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Am 16.10.16 schießt ein Reichsbürger in Georgensgmünd bei Nürnberg auf Beamte des SEK, die seine Wohnung betreten. Sie wurden geschickt, um seine Waffen zu beschlagnahmen.
Er eröffnet das Feuer - ein Beamter stirbt,
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drei weitere werden verletzt.
Der Reichsbürger wird wegen Mordes und zweifachen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.