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Sep 1 12 tweets 2 min read Twitter logo Read on Twitter
zum aktuellen #mediatoo-fall wollte ich noch meine 2 cents abgeben

dieser fall spielt sich in „meiner“ journi-bubble ab. folglich war und bin ich eine von denen, die „das alles schon lange wussten“.
ein versuch, zu erklären, wie sich solche fälle abspielen können: als ich in den journalismus einstieg, waren alle meine vorbilder männer. aus dem gonzojournalismus (bevor ich wusste, dass der von einer frau geprägt wurde), aus der beat literatur.
damit einher ging auch ein patriarchal geprägtes männerbild, das ich als normal empfand. erst gegen ende meiner zwanziger habe ich verstanden, wie toxisch diese vorstellung ist – und leider oft: wie frauenfeindlich.
was ich aber auch lernte: sich wie ein gonzo-dude zu verhalten, wird im journalismus vielerorts nicht nur goutiert, es wird gefördert und belohnt. diese vorstellung vom lonely wolf, der nur für seinen job lebt, für seine geschichten brennt, wurde ...
von alt eingesessenen reportern aufrechterhalten, es wurde an preisverleihungen besungen; lange dachte ich, ich muss so sein – darf nur so sein! – damit ich meinen platz in der branche verdiene.
ich lernte auch, dass ein gewisses verhalten normalisiert wird. „der ist halt so“, „bei dem muss man einfach ein bisschen aufpassen“. makes sense, genau so habe ich es ja in den filmen und büchern über meine früheren vorbilder gelernt.
und weil ich als frau sozialisiert wurde, kickte ab und zu auch der pick-me-effekt: wenn ich dem als frau und als journalistin gefalle, dann gibt mir das eine gewisse wertigkeit. immerhin: er ist DER topshot der branche! der ist genau so einer, wie ich es immer sein wollte!
heute fällt es mir schwer, mein damaliges ich nachzuvollziehen. aber wie ein freund treffend fragte: „aber wusstest du, dass er ein grüsel ist - oder dachtest du, dass er ein manischer bad boy ist, der das süsse leben lebt?“ ich denke, letzteres ist der fall.
wenn man als frau und journalistin also mit diesem background in eine branche hineinwächst, die ihrerseits genau dieses bild eines starreporters immer wieder auf einen thron setzt, verlangt es einem einiges ab, klar zu sehen.
und es braucht viel mut, sich in einem solchen klima zu wehren. meine volle solidarität gilt deshalb den betroffenen, die ihre geschichten teilen. ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns in eine gute richtung bewegen können.
es braucht neben einer ehrlichen (!) internen aufarbeitung aber auch ein neues selbstbild, weniger personenkult und star-getue – oder? was sind eure gedanken?
und: würde mir btw once again wirklich wirklich auch reaktionen/statements von den männern aus der branche wünschen ...

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