Was ist von der aktuellen Debatte um Elon Musk und Starlink zu halten? Hat er sich im Krieg auf Russlands Seite gestellt, oder hat er einen Atomkrieg verhindert? Ist er nun ein Verräter, ein Messias, oder ein Egomane?
Ich habe mal versucht, ein paar Informationen zu sammeln.
Am Donnerstag berichtete CNN aus der neuen Musk-Biographie Isaacsons, Elon Musk habe für Russland in den Ukraine-Krieg eingegriffen, indem er Starlink deaktiviert und so einen Drohnen-Angriff auf die Schwarzmeerflotte verhindert habe.
Natürlich ließ Musk es sich nicht nehmen, seine eigene Sicht zu posten - Starlink sei nahe der Krim nie aktiv gewesen und es habe sich um eine Bitte gehandelt, es zu aktivieren, die er ablehnte, um eine Eskalation zu vermeiden.
Dass Ukrainer und Unterstützer bis hin zu Podolyak entsetzt reagierten ist ebenso wenig überraschend wie die Ovationen der Musk-Fans, die ihrem Idol gerne glauben, dass er den Atomkrieg verhindert hat.
Es ist hilfreich, sich in Erinnerung zu rufen, dass alles bis hierher auf Aussagen Musks beruht - Interviews mit seinem Biographen, und eigene Tweets.
Das als absolute Wahrheit zu behandeln, ist also ein wenig riskant. Aber es ist klar, dass an der Sache etwas dran ist.
Der New Yorker hatte schon vor Wochen über Musks "Schattenreich" berichtet. Der Artikel enthält viele spannende Details, die über den jetzt diskutierten Vorfall hinausgehen. newyorker.com/magazine/2023/…
Ein Musk-Zitat Isaacsons: "Starlink war nur dafür gedacht, dass die Menschen Netflix schauen und chillen können."
Angesichts von Millionen, die Flucht und Verteidigung koordinieren mussten, ist schwer zu sagen, ob das Naivität oder Selbstmarketing ist.
Musk fand sich plötzlich in der Situation, dass er Infrastruktur kontrollierte, die für das Überleben der Ukraine unverzichtbar war. Auf seinem Laptop konnte er die Bewegungen der Ukrainischen Armee verfolgen. Russland versuchte vergeblich, Starlink elektronisch zu stören.
Aber man konnte bei Musk selbst ansetzen. Putin telefonierte mit ihm, wissend um Musks Skrupel, dass seine Technologie im Krieg genutzt wird. Für einen KGB-Mann eine Routine-Übung, genannt "reflexive Kontrolle".
Ein großer Fehler - ob nun von Musk, der US-Regierung oder beiden - war, dass Musk die Verantwortung für politische und militärische Entscheidungen nicht abgegeben hat. So musste er plötzlich mit dem Einsatz seiner Produkte über Leben und Tod entscheiden.
Es fehlte ein Vertrag, der klar regelt, dass Musk ein Dienstleister der US-Regierung ist, und kein Kriegsgott, der über das Schlachtenglück zu entscheiden hat.
Egal, welche Version von dem Angriff auf die Krim stimmt - allen ist gemein, das Musk zu entscheiden hatte: Drohnenangriff oder nicht? Das Leben russischer Matrosen gegen das der Zivilisten, die von diesen Schiffen mit Raketen beschossen werden.
Diese Entscheidung trifft man anders, wenn man von seinem Geschäftspartner überzeugt wurde, dass man es in der Hand hat, den 3. Weltkrieg zu verhindern, weil die Krim die entscheidende rote Linie ist.
Inzwischen wissen wir, dass es keine rote Linie war.
Was in der aktuellen Aufregung etwas untergeht:
Der Vorfall ist 11 Monate her, Oliver Carroll hatte hierüber schon im März berichtet. Und die Bedingungen haben sich geändert, das US DoD hat jetzt mehr Kontrolle.
Die Geschichten um diese Biographie reißen nicht ab, sie wird bestimmt ein Bestseller. Nun heißt es auch, Musk habe dafür Privatnachrichten des ukrainischen Ministers Fedorov geleaked.
Das Schlusswort überlasse ich Timothy Snyder.
Mit seiner Entscheidung hat Musk, entgegen seiner erklärten Absicht, den Krieg verlängert - und die Gefahr eines Atomkrieges allenfalls vergrößert.
Ein kleiner Einblick in die allabendliche Unterhaltung im russischen TV.
Ich erlaube mir mal, das zu teilen und zu übersetzen - Untertitel übersteigen meine technischen Möglichkeiten.
Thanks @Gerashchenko_en!
@Gerashchenko_en "Und warum gehen wir davon aus, die Grenzen Frankreichs und Deutschlands seien unverletzlich?
Mit welchem Recht existiert Deutschland in diesen Grenzen? Kann mir das bitte jemand erklären?"
"Ich denke, mit keinem, da sie selbst das Völkerrecht verletzt haben."
@Gerashchenko_en "Nein, es geht um etwas fundamental Anderes. Wie viele Jahre existiert Deutschland in diesen Grenzen, die wir kennen?
Es ist eine Ansammlung sehr verschiedener Länder, mit sehr verschiedenen Herangehensweisen und Ansichten zur politischen Struktur."
Heute, am 17. Juni, jährt sich zum 70. mal der #Volksaufstand in der damaligen DDR. An alle Ostalgiker mit Faible für Sowjetunion, Gleichschaltung und Repression - glaubt nicht, dass wir das vergessen, oder wer die Sowjetpanzer damals gegen Deutsche rollen ließ.
Millionen gingen auf die Straße, um gegen das Repressions-Regime der SED zu protestieren. Das Regime sah für sich nur einen Ausweg - sowjetische Panzer.
"Die Niederschlagung war einer der größten Militäreinsätze in der europäischen Nachkriegsgeschichte". de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_…
Auslöser war die desolate wirtschaftliche Lage, in die die SED das Land gebracht hatte, Erhöhungen der Produktionsnormen, dazu kamen bald Forderungen nach freien Wahlen, Freilassung politischer Gefangener, Rücktritt der Regierung. Ein Volksaufstand gegen das SED-Regime.