🇦🇹Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat die Absicht der Republik Österreich🇦🇹 kundgetan, demnächst eine Absichtserklärung mit der Bundesrepublik Deutschland🇩🇪 über den Kauf von acht IRIS-T Flugabwehrsystemen, zu unterzeichnen. 1/32
Weshalb das #Bundesheer den Dschungel einer Ausschreibung umgeht dürfte 🇦🇹 Luftwaffenchef Brigadier Gerfried Promberger mit „akkurat, marktverfügbar und kampferprobt" auf dem Punkt gebracht haben. Bleibt noch zu erwähnen, das Bundesheer hat bereits IRIS-T Raketen. 2/32
Zeit also einen intensiveren Blick auf ein System zu werfen, dass die Luftverteidigung der Republik Österreich🇦🇹 in ein nie gekanntes Leistungsspektrum führt. Ein Waffensystem, dass 20km hoch und 40km weit schießen und dort auch punktgenau treffen kann, hatte 🇦🇹 noch nie. 3/32
Bemerkenswert auch, dass die angekündigten Kosten von bis zu €2,5Mrd. in 🇦🇹 relativ schmerzfrei zur Kenntnis genommen wurden. Der Grund dafür findet sich natürlich vollständig im 🇷🇺🇺🇦 Krieg, trotzdem bleibt ein ungewohntes Gefühl.... 4/32
Der Ursprung des IRIS-T Systems findet sich im Bestreben Mitte der 90er Jahre einerseits eine Antwort auf die sehr leistungsfähige 🇷🇺 Vympel R-73 "Archer" und gleichzeitig ein rein europäisches Produkt als Ersatz für die in 🇺🇸Lizenz produzierten AIM-9 Sidewinder zu finden. 5/32
Im Juli 1996 unterzeichneten Deutschland (47%), Kanada(4%), Griechenland(8%), Italien(20%), Norwegen(3%) und Schweden(18%) ein Memorandum of Understanding über Entwicklung, Produktion und Kostenaufteilung. Kanada schied später aus. 6/32
Resultat war die „IRIS-T“ (Infra-Red Imaging System – Tail/Thrust Vector Controlled) ein superwendiger Luft/Luft-Lenkflugkörper(Lfk) mit einem bilddarstellendem Infrarotsuchkopf und einem Feststoffmotor mit nicht linearer Schubkraft der bis zu Mach 3 erreicht. 7/32
Der Lfk kann sowohl vor dem Start auf ein Ziel aufgeschalten werden (Lock-On Before Launch, LOBL) als auch nach dem Start (Lock-On After Launch, LOAL). Nach Aufschaltung & Start ist vom feuernden Flugzeug kein weiteres Zutun mehr erforderlich. ("fire-and-forget"). 8/32
Herzstück ist ein Sucher der bis zu 90° "schielen" kann, dutzende hochauflösende Infrarotbilder pro Sekunde mit einer Zielbibliothek vergleicht und Steuerbefehle ausgibt, die den Lfk auf die verwundbarsten Punkte seines Zielobjekts lenkt. 9/32
Der Lfk wählt somit nicht selbstständig ein „attraktiveres“ (wärmeres) Ziel, sofern der Sucher so etwas erkennen würde und ist auf diese Art auch sehr immun gegen Infrarot-Störkörper. 10/32
Auch gegen moderne Störverfahren wie Infrarot-Blink oder Laser-Blendung ist der Lfk gerüstet, in dem er bei Bildverlust direkt auf die Störquelle zufliegen kann (Home-on-Jam). 11/32
Der 11,4kg schwere Gefechtskopf wird per Radar-Annäherungszünder oder Aufschlag gezündet. Die Indienststellung des IRIS-T Luft/Luft-Lenkflugkörper erfolgte 2005, der Preis der 88kg schweren, 2,9m langen Lenkwaffe betrug rund €400.000,-. Bisher gibt es 13 Exportkunden. 12/32
2007 orderte das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung beim Hersteller Diehl BGT Defence die Entwicklung des Systems „IRIS-T SL“ (SL = „Surface Launched“, „Boden gestartet“) 13/32
Diesem Entwicklungsauftrag entsprangen faktisch zwei Systeme. Das System „IRIS-T SLS“ für „Surface Launched Short Range“ (Boden gestartet Kurzstrecke) und das System „IRIS-T SLM“ für „Surface Launched Medium Range“ (Boden gestartet Mittelstrecke). 14/32
Das System „IRIS-T SLS“ nutzt eleganter Weise baugleich den Luft/Luft Lfk mit adaptierten Lenk-Algorhytmen. 2013 entschied sich die Schwedische Armee🇸🇪 für das System und baute auf Basis des Bandvagn Skyddad 10 („BvS10“) das Luftverteidigungssystem „Eldenhet 98“. 15/32
Nach Schweden🇸🇪 entschied sich auch Norwegen🇳🇴 für „IRIS-T SLS“. Trägersystem wird ein M113 Schützenpanzer. Das Radar stammt von Weibel Scientific. Das System wird von Diehl Defence Kongsberg in das „National Advanced Surface-to-Air Missile System“ (NASAMS) integriert. 16/32
In beiden Fällen kann man nicht von „maßgeblichen Stückzahlen“ an Systemen sprechen. Bemerkenswerter Weise bestellte Deutschland IRIS-T SLS nicht. Ein bedeutender kommerzieller Erfolg lies sich also nicht attestieren. 17/32
Der Lfk des System „IRIS-T SLM“ kombiniert die Steuerhardware des IRIS-T Lfk mit einem vergrößerten Motor. Zudem bekam SLM einen Datenlink sowie einen GPS Empfänger, der dem System über die größeren räumlichen und zeitlichen Distanzen hilft, sein Ziel zu finden. 18/32
Herz des IRIS-T SLM-Luftverteidigungssystems ist ein TRML-4D-Radar des deutschen Unternehmen Hensoldt auf LKW. 2018 erstmals in Serie ist es in der Lage, bis zu 1.500 Luftziele auf Entfernungen bis 250km und in Höhen von bis zu 30km zu verfolgen. 19/32
Das Radar ist in der Lage verschiedene Arten von Luftzielen zu erkennen, zu verfolgen und zu klassifizieren. Insbesondere auch kleine, schnell und niedrig fliegende Ziele wie Marschflugkörper sowie natürlich auch Flugzeuge und Hubschrauber. 20/32
Die Daten des TRML-4D-Radars landen per Richtfunk in einer Feuerleitzentrale auf LKW-Fahrgestell. Die darin laufende Gefechtsstand-Software „Fortion® IBMS“ (Integrated Battle Management Software) stammt von Airbus. 21/32
Ebenfalls per Richtfunk angeschlossen sind üblicherweise drei Raketenwerfer auf LKW-Fahrgestell mit jeweils bis zu acht startbereiten IRIS-T SLM in versiegelten Lager- und Transportcontainern welche inkl. Lfk jeweils 240kg wiegen. 22/32
Die Raketen werden für den Start senkrecht aufgerichtet und können so in einem 360° Sektor verschossen werden. Wenn es sein muss auch alle 24 Raketen aus den drei Werfern einer Batterie praktisch gleichzeitig. 23/32
Der Stückpreis des TRML-4D Radars soll Stand 2023 €16,7Mio. betragen. Ein gesamtes SLM System, bestehend aus einem Radar, einer Feuerleitzentrale, drei Raketenwerfern, Systemerhaltungskomponenten und einer Raketen-Erstausstattung kommt aktuell auf rund €160 Mio. 24/32
Auch SML war Anfangs kein kommerzieller Erfolg beschienen. Erstkunde war interessanterweise Ägypten🇪🇬 welches im September 2018 sieben Systeme bestellte. Im Dezember 2021 wurden weitere 16 Systeme bestellt. 25/32
Erst der 🇷🇺🇺🇦 Krieg unterstrich wieder Bedarf und Bedeutung von Flugabwehrsystemen. Die Ukraine🇺🇦 erhielt, vermutlich abgezweigt von der Ägypten-Lieferung, im Oktober 2022 ein SML-System, Mitte April 2023 ein weiteres. 26/32
Insgesamt hat die Deutsche Bundesregierung der Ukraine acht SML-Systeme Systeme zugesagt. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat für den deutschen Eigenbedarf vorerst sechs SLM Systeme bewilligt. 27/32
Als weiter Kunden sind 2023 Estland🇪🇪 und Lettland🇱🇻 bekannt gegeben worden. Die erste Auslieferung ist für 2025 geplant. Slowenien🇸🇮 beschafft im Rahmen der European Sky Shield Initiative #ESSI zwei Flugabwehrsysteme IRIS-T SLM. 28/32
Österreich🇦🇹 hat die Absicht kundgetan je vier SLS und vier SLM Systeme zu beschaffen. Die Absichtserklärung soll noch 2023 unterzeichnet werden. Ein Vertrag ist wohl erst für 2024 zu erwarten. 29/32
Als weitere IRIS-T Version ist SLX angekündigt. Auch hier ist Ägypten Erstkunde. Die Rakete soll über einen Dual-Mode Sucher (Radar + Infrarot) sowie einen noch stärkeren Motor verfügen und Höhen bis 30km bei Reichweiten bis 80km erreichen. 30/32
Fertigungsraten. Diehl hat angekündigt die Fertigungsrate von 2022 auf 2023 zu verdreifachen und auf 2024 zu verdoppeln. Damit dürften ab 2024 sechs bis acht Systeme und >500 Raketen pro Jahr gefertigt werden. 31/32
Ausgeliefert bzw. unter Vertag sind SLS Systeme für (?x)🇸🇪und (12x)🇳🇴;
8xSLM für 🇺🇦; 6xSLM 🇩🇪; 6xSLS, 7xSLM und 10xSLX für 🇪🇬, 2(3?)x für 🇪🇪 und 🇱🇻.
🇸🇮 befindet sich in der Beschaffungsphase für 2xSLM, 🇦🇹 hat die Absicht 4xSLS und 4xSLM zu beschaffen. 32/32
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Die Ukraine bekommt F-16, zwei, drei, vielleicht vier Staffeln. Was lässt sich effektiv damit machen? Es ist Zeit einen Blick in die Lehrbücher für Luftraumoperationen zu werfen. #UkraineRussiaWar #F16forUkraine #UkraineWillWin 🧵 1/21
Die Ausgangslage ist klar. Die Ukrainische Luftwaffe kämpft seit dem 24.Februar aus der Defensive. Und es ist bemerkenswert, dass es sie noch gibt. Die Überlebensstrategie heißt „dispersed basing“. 2/21
„Dispersed basing“ ist Flugbetrieb als Wanderzirkus abseits der fixen Luftwaffenstützpunkte, die sofort zu den Primärzielen eines Aggressors zählen. Die Starts und Landungen finden auf für Flugzeugen tauglichen Straßen statt – heute hier, morgen dort. 3/21
Elektronische Kriegsführung...Elektronischer Kampf.....#EloKa. Es gibt kaum einen anderen Bereich in der Kriegsführung bei dem sich Bedeutung und Wahrnehmung so diametral gegenüber stehen.
Und gar nicht so wenige können mit dem Begriff „EloKa“ gar nichts anfangen. Ein 1/14
Sehr einfach und drastisch können wir die Folgen von Kugeln, Bomben und Raketen wahrnehmen und begreifen. Zerfetzte Körper, brennende Fahrzeuge, zerstörte Gebäude. Elektromagnetische Wellen erzeugen keinen Lärm und keine Druckwellen, führen nicht zu Kondensstreifen. 2/14
„EloKa“ wird dem Bereich der „militärischen Unterstützungsmaßnahmen“ zugeordnet. Und doch ist das elektromagnetische Spektrum alles andere als ein Nebenschauplatz. Ohne diesen Bereich ist heute - mehr noch als je zuvor – kein Krieg mehr zu gewinnen. 3/14
Das letzte Statement von Ukrainischen Soldaten, die direkt an der Front intensiv mit der Problematik beschäftigt sind, lautet „es gibt keine größere Bedrohung für Artillerie- und Bodeneinheiten als Lancets“. 3/10
"Nicht so besonders gut aufgestellt" sei #Österreich🇦🇹 und sein #Bundesheer in Sachen Luftverteidigung, lies Bundesministerin Klaudia Tanner diese Woche zu #SkyShield verlauten. Und damit hat sie recht. Teil 2 zum Thema #Bundesheer Assets zur Erfassung/Abwehr von Drohnen.🧵1/16
Gleich vorweg, das letzte bodengestützte Kampfelement des ÖBH zur Abwehr von Flugzielen ist das „FLIEGERABWEHRBATAILLON 2“ (FlAB 2) mit den Standorten Fliegerhorst Hinterstoisser/Zeltweg und Fliegerhorst Fiala-Fernbrugg/Aigen im Ennstal. 3/16
Vielleicht hat sich schon jemand gefragt wie denn die Erfassung/Abwehr der Drohnen, wie sie auf die Ukraine einprasseln, in Österreich aussehen würde? Werfen wir mal einen Blick auf die #Bundesheer Assets. 🧵 1/17
Das Grundgerüst der Luftraumüberwachung, die unter dem Namen „#Goldhaube“ recht gut bekannt ist, bilden drei ortsfeste Radarstationen mit Reichweiten von >400km. Die Anlagen sind praktisch nagelneu und technisch high-end. 2/17
Ich habe hier Ausbreitungskarten erstellt, damit man das Grundprinzip des Radars versteht.
Hier die ORS STM (Steinmandl) - ein 482m hoher Hügel nördlich Wiens. Die Erdkrümmung führt dazu, dass mit zunehmender Entfernung auch die Mindesthöhe steigt in der erfasst werden kann. 3/17
Die Shenzhen DJI Sciences and Technologies Ltd. Ist ein Hersteller für zivil-kommerzielle UAVs für die Luftbildfotografie und Videografie her. Auf DJI entfallen rund 76% des weltweiten Marktes für Verbraucherdrohnen (Stand: März 2021). 2/7
Die leistungsfähigsten DJI Modelle werden sowohl auf UKR als auch RUS Seite zunehmend für militärische Zwecke verwendet. Die etwa 1kg schweren Mavic Modelle fliegen bis zu 40 Minuten und können aus bis zu 10km Entfernung Livebilder übertragen. 3/7