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Die österreichische Journalistin Susanne Scholl hat ein schmales Büchlein von gerade mal 46 Seiten herausgebracht. Warum „Über einen notwendigen Krieg – Warum das System Putin besiegt werden muss“ sich trotz der wenigen Seiten lohnt. Hier meine Rezension: (1/8) 📖 Image
Susanne Scholl ist eine mit Preisen überhäufte Journalistin. Viele Jahre berichtete sie aus Moskau, war auch in Tschetschenien, wo sie sogar von den russischen Behörden einmal festgenommen wurde. Und mit mittlerweile 73 Jahren ist sie immer noch fleißig am Schreiben. (2/8)
Russlands Krieg gegen die Ukraine erinnert Scholl sehr an ihre Berichterstattung in Tschetschenien. Auch damals führte Putin Krieg gegen ein Nachbarland. Die Gräuel, die Scholl nun in der Ukraine sieht, wecken ihre Erinnerungen an früher auf. Und sie kommt zu dem Schluss: (3/8)
„Nur ein Ende des System Putins kann diesen Krieg beenden.“
Doch Scholl war nicht immer der Ukraine so nahe, wie es spätestens seit dem 24. Februar ist. All ihre vier Großeltern haben den Holocaust nicht überlebt. Und da es auch in der Ukraine Antisemitismus gibt (4/8)
(von einer Erfahrung berichtet sie in ihrem Buch), sieht sie das Land erstmal distanziert. Das heißt aber nicht, dass sie nicht über das Land berichten wollte. Schon vor 2014 wollte sie für ihren Sender aus der Ukraine berichten. (5/8)
Doch ihr Chef sagte ihr, dass die Ukraine keinen interessiere.
Scholl hat hier ein sehr persönliches Buch geschrieben: Sie gibt ihre Gedanken zum Krieg in der Ukraine wieder, ihre Meinung zu Putin und Russland. Aber auch den Westen kritisiert sie, wenn es um dessen (6/8)
Blickweise auf das Land, das damals noch Sowjetunion hieß, geht. Ein Land, in dem es neben der sowjetischen Nomenklatura und den Dissidenten noch einen Großteil an Menschen gab, die sich ihr Leben im Sowjetsystem eingerichtet haben, weil es eben nicht anders ging. (7/8)
Und eben diese Menschen vom Westen nicht beachtet wurden. Dabei war es die größte Volksgruppe, von der wir hier im Westen nichts sehen und nichts wissen wollten. Ein wirklich lesenswertes Büchlein. (8/8)

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Sep 8
Liebe Freunde Osteuropas! Die russische Schriftstellerin Natalja Kljutscharjowa hat ein sehr einfühlsames und intimes Tagebuch geschrieben, in dem sie das erste Kriegsjahr des russischen Vernichtungskriegs gegen die Ukraine von Russland aus beschreibt. Meine Rezension: 📖 (1/10) Image
In „Tagebuch vom Ende der Welt“ tauchen wir ein in die russische Welt. Wie ist es, den Krieg von Russland aus mitzubekommen? Wie ist es, in Russland zu leben, die Gleichgültigkeit der Menschen um einen hrrum. Wie entwickeln sich Beziehungen, jahrzehntelange Freundschaften, (2/10)
Ehen, Arbeitskontakte? All das beschreibt Kljutscharjowa in ihrem gut 170-seitigem Buch.
Es ist das erste Werk seiner Art, das ich gelesen habe, in der einem der Alltag in Russland so nah gebracht wird. Der Krieg in der Ukraine steht dabei nicht unbedingt im Vordergrund, (3/10)
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Sep 3
"Wenige Tage nach der Abstimmung auf der Krim unterlief dem von Putin eingesetzten Rat für Menschenrechte in Moskau ein schwerer Fehler: Er stellte versehentlich eine interne Analyse auf seine Webseite. Darin hieß es, dass die Beteiligung am Referendum lediglich (1/5)
zwischen 30 und 50 Prozent gelegen habe. Nur eine knappe Mehrheit, nämlich zwischen 50 und 60 Prozent, habe für den Anschluss an Russland gestimmt. Nach diesen Zahlen, die schnell wieder von der Webseite verschwanden, stimmten also in Wirklichkeit nur (2/5)
zwischen 15 bis 30 Prozent der Wahlberechtigen der Annexion zu. Ungeachtet dieser Informationen behaupteten auch bundesdeutsche Politiker, sowohl aus der Linken und der SPD als auch der AfD, dass in dem offiziellen Ergebnis des Referendums "der authentische Wille einer (3/5)
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Aug 30
Der August neigt sich dem Ende, und ich muss sagen: Der Monat war ein Fest für #Osteuropa-Literatur-Fans. Es ist so viel erschienen, dass ich es splitten muss. Heute schauen wir uns die Neuerscheinungen unter den Sachbüchern an. Morgen kommen die Romane dran. Ein langer 🧵 (1/18) Image
Da hätten wir etwa das sehr gut recherchierte Buch von @tavisupleba. Für alle, die mehr darüber erfahren wollen, wie ein Attentäter nach Deutschland einreisen konnte, um einen Mord am hellichten Tag zu begehen. Eine Rezension von mir gibt es schon: (2/18)

buff.ly/3L0GyQZ
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@tavisupleba Mit einem leichten Augenzwinkern ist wahrscheinlich das Buch "Putins nützliche Idioten" des Schriftstellers Gerhard Henschel zu verstehen. In seine Buch beschreibt er "zahlreiche hanebüchene Fälschungen des russischen Geheimdienstes". (3/18) Image
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Aug 18
Liebe Freunde Osteuropas! Andrej Kurkow gehört zu den bekanntesten Schriftstellern der Ukraine. In seinem „Tagebuch einer Invasion“ beschreibt er den Alltag in seinem Land von Jahresbeginn bis Juli 2022. Mich überrascht, wie hellsichtig der Autor ist. Meine Rezension: (1/12)📖 Image
Das Tagebuch ist eine Mischung aus alltäglichen Ereignissen, die Kurkow festhält, und tiefgründigeren historischen Beschreibungen. So schreibt er zu Beginn von einem neuen Gesetz, das das Töten oder Beschädigen von unter Umweltschutz stehenden Ressourcen bestraft. (2/12)
Oder die 1000-Hrywnja-Geldprämie, die jeder vollständig geimpfte Bürger erhält, nun auch für Bücher ausgegeben werden kann, was ihn als Schriftsteller natürlich sehr freut.
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Jul 30
Der Juli neigt sich dem Ende. Zeit zurückzuschauen, was alles an toller Literatur zum Thema Osteuropa in diesem Monat erschienen ist. Und da ist echt einiges zusammengekommen. Zuvor noch zwei kleine Anmerkungen: Ich konzentriere mich größtenteils auf den deutschsprachigen (1/26)
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Jul 17
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Alles musste der Ukraine in die Schuhe geschoben werden.
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