Ich habe 9 Jahre in Israel gelebt und gearbeitet. Ich habe jüdische & arabische Israelis kennengelernt. Muslimische und christliche Palästinenser. Heimlich und öffentlich homosexuelle Moslems, einen transsexuellen Rabbiner, eine arabische zionistische Knesset-Politikerin. 1/10
Israelis, die Palästinenser von rechtsradikalen Israelis beschützen. Siedler mit palästinensischen Freunden. Palästinenser, die in ihren Dörfern nicht über Freundschaften mit Israelis reden dürfen und Israelis, die wegen ihrer israelkritischen Haltung angefeindet werden. 2/10
Ich hab in Tel Aviv gelebt, kurz auch in einem arabischen Dorf. Ich habe die Checkpoints gesehen, die Schikane der israelischen Armee. Ich habe die Machtdemonstration des IDF in arabischen Dörfern gesehen und von ehemaligen Soldaten davon gehört. Ich habe aber auch... 3/10
... die palästinensischen Kinder gesehen, die von ihren Eltern mit Kamera begleitet auf die bewaffnete Armee gehetzt werden um zu provozieren. Ich habe Soldaten kennengelernt, die sich nicht provozieren lassen und lieber mit arabischen Kindern Fussball spielen. 4/10
Ich war mit einem ehem. Terroristen, in Tel Aviv Bier trinken. Ich habe arabisch israelischen Mädchen bei den Englisch-Hausaufgaben geholfen. Ich hab mir von deren Tante erklären lassen, warum sie gerne in Israel lebt und es leid sei, sich dafür rechtfertigen zu müssen. 5/10
Ich habe die afrikanischen Flüchtlinge im Auffangzentrum bei der ägyptischen Grenze getroffen und gesehen, wie ungerecht das israelische Asylwesen zu ihnen ist. Ich war bei der Demonstration der äthiopischen Israelis gegen Rassismus dabei. 6/10
Auch bei den Drusen, die gegen die Abschaffung der arabischen Sprache als offizielle Landessprache beim Rabin Square demonstriert haben. Und ich habe drusische Soldaten getroffen, die Israel trotzdem die Treue schwören. 7/10
Ich haben die 1., 2. oder 3. Generation vertriebener jemenitischer, persischer, irakischer, marokkanischer, syrischer, tunesischer und ägyptischer Juden kennengelernt, deren Familien seit 1948 alles zurücklassen mussten und deren Vertreibung bis heute keinen juckt. 8/10
Dieser Tweet kann endlos weitergehen. Und jetzt soll mir jemand hier sagen, dass ich nicht genug gesehen und gehört hätte, um in diesem Krieg eine klare Haltung vertreten zu können. Wenn ich jetzt eine klare Haltung vertrete, dann nicht, weil ich Unrecht nicht erkenne. 9/10
Ich vertrete jetzt eine klare Meinung vertrete, weil ich die Menschen kenne und den "Konflikt" und die Geschichten, die zu dieser Situation geführt haben. Und weil ich erkenne, dass ein verbreitetes Täter-Opfer-Narrativ Schuld am Status Quo ist und der schadet allen. 10/10
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Der Krieg zwischen Israel und Gaza wird von Aussen am Leben gehalten. Das zeigt sich bereits plakativ an der geheuchelten Solidarität arabischer Staaten mit den Palästinensern. Richtig helfen, will nämlich keiner. 1/6
Wenn wir als westliche Gesellschaft uns eine Veränderung im Nahen Osten wünschen, zum Wohle aller, müssen wir damit anfangen, unsere Beurteilung, Haltung und Involvierung zu verändern. 2/6
Ich schreibe oft von diesem "Täter-Opfer-Narrativ", das vorherrscht und das kaum hinterfragt wird. Und ich habe es hier auf X bereits geschrieben: Die Tatsache, dass dem palästinensischem Volk ständig jede Mündigkeit abgesprochen wird, ist Gift. 3/6