Ein kleiner Blick in die Geschichte 🇦🇹, auf vor der Roten Armee fliehende Nazis und FPÖ-Stimmen im 21. JH
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ă–sterreich ja in vier Besatzungszonen aufgeteilt.
Die UDSSR bestand auf einen Teil OÖ nördlich der Donau für seine Zone. Die USA willigten ein.
Hier auf der Karte die Sowjetzone in rot, die dunkelgraue zeigt die US-Besatzungszone.
Das war nicht von langer Hand geplant, sondern wurde im Juli 45 spontan beschlossen & verkĂĽndet.
Zuvor wurde allgemein davon ausgegangen, dass ganz Oberösterreich in den US-Einflussbereich kommt.
Viele Nazis flohen von Ost- nach Westösterreich, um der Roten Armee zu entkommen.
Die Nazis, die sich in Oberösterreich nördlich der Donau aufhielten, gerieten in Panik.
Die Angaben sind unterschiedlich. Eine US-Schätzung besagt, dass 25.000 Nazis an einem einzigen Tag von nördlich der Donau in OÖ nach Süden zogen.
Zwischen Juli und August 45 ging das noch.
Bis zum Juli 45 war OĂ– ein sicherer Hafen fĂĽr Nazis.
Auch schon während des Zweiten Weltkriegs.
Die Angst vor der Roten Armee war extrem.
In Linz-Urfahr alleine wurden 900 Wohnungen zurĂĽckgelassen.
Im OĂ– sĂĽdlich der Donau konzentrierten sich also sehr viele Nazis.
Das haben die Wissenschafter @chrochsner & Felix Rösel für eine Studie genutzt.
In der US-Zone in OĂ– hielten sich 53% mehr registrierte Nazis und 3x mehr Nazi-Eliten als in der Sowjetzone auf.
Ansonsten sind Nord- und Süd-OÖ von Geschichte, Politik, Wirtschaft sehr ähnlich.
@chrochsner Was hat dieser externe Schock - die Migration von Nazis im Juli-August 1945 - also ausgelöst?
Hier sind die Wahlergebnisse von 1949.
Je dünkler der Bezirk, desto höher ist der Anteil der Stimmen für die VdU, ein Sammelbecken von Nazis.
@chrochsner Das Faszinierende:
Aus dem VdU ging ja die FPÖ hervor - und hier sind die Wahlergebnisse der FPÖ in Oberösterreich 2013.
@chrochsner 60 Jahre nach der Teilung Oberösterreichs 2013 in eine US- und eine UDSSR-Zone und der Migration von vielen tausend Nazis in den Süden ...
... hat die FPĂ– 37 Prozent mehr Stimmen im SĂĽden als im Norden.
Der Zusammenhang ist robust, denn:
@chrochsner Es wurde um andere Variablen kontrolliert:
- Um die Zuwanderung von Volksdeutschen
- Kriegsschäden im WWII
- Unterschiede in der Denazifizierung
- Unterschiede in der Besatzungspolitik
Der Zusammenhang zwischen Nazi-Migration 1945 und FPĂ–-Stimmen 2013 ist stark.
@chrochsner Das ist auch nicht sehr ĂĽberraschend, schreiben die beiden.
Denn Right-wing Einstellungen werden in Familien ĂĽber Generationen besonders stark weitergegeben.
Autorität, strenger Vater, Ordnung, Hierarchie etc.
@chrochsner Es geht aber nicht nur um die innerfamiliäre Weitergabe von Werten, sondern auch um Institutionen.
Wo südlich der Donau früh nach dem Zweiten Weltkrieg VdU-Parteiorganisationen gegründet wurden, wählen noch heute mehr Leute die FPÖ als anderswo.
@chrochsner Wen das jetzt ĂĽberrascht:
Die ersten beiden AnfĂĽhrer der FPĂ–, Anton Reinthaller und Friedrich Peter, waren fĂĽhrende Mitglieder der NSDAP und der Waffen-SS.
@chrochsner Die Forscher haben sorgfältig gearbeitet und noch weitere Evidenz für ihre Auswertung gesammelt.
So wurden Nachnamen im Reichstelefonbuch 1942 mit denen von FPĂ–-Kandidaten 2015 verglichen.
@chrochsner Bei Ă–VP- und SPĂ–-Kandidaten gibt es keine Korrelation der Nachnamen im SĂĽden 2015 mit dem Norden 1942.
Bei der FPĂ– hingegen schon.
Ein weiterer Hinweis für die Kontinuität.
@chrochsner 1949, als der VdU erstmals bei Wahlen in Ă–sterreich antreten durfte, erreichte er 11 Prozent.
In Oberösterreich 21 Prozent.
An sonst quasi gleichen Gemeinden nördlich und südlich der Donau in OÖ lässt es sich gut vergleichen.
@chrochsner 1949 hatte der VdU in sĂĽdlich an die Donau angrenzen Gemeinden 10 Prozent mehr Stimmen als anderswo.
Der Effekt hält bis heute.
2013 hatte die FPĂ– in den Gemeinden, die sĂĽdlich an die Donau in OĂ– angrenzen, 7 Prozent mehr Stimmen.
Vor allem in Klimakreisen. Die einen sagen: Lasst die Wälder stehen, sie speichern CO2.
Die anderen sagen, Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und solange man nur so viel entnimmt wie nachwächst, ist es als Ressource klimaneutral. 🧵
Wenn man das geerntete Holz für langlebige Produkte wie Holzhäuser, Möbel etc verwendet und es zB nicht verbrannt wird, wird das CO2 sogar gespeichert.
Der Baum wuchs mit der Hilfe von CO2, entnahm es also der Atmosphäre und speichert es dann quasi im Couchtisch oder im Kasten.
Klingt total ĂĽberzeugend, aber einer neuen Studie zufolge hat das einen groĂźen Haken.
Die Autor:innen sind renommiert, @TSearchinger @waiterich @peng_liqing und Jessica Zionts.
Was ich an Vorträgen wie letztens bei @AMAGesmbH liebe: Das Feedback danach.
Ein Teilnehmer hat mich darauf hingewiesen, ich solle mir mal das Konzept des Abgestuften Wiesenbaus ansehen.
Nun, das habe ich gemacht und es ist faszinierend. 🧵
In 🇦🇹 bekommen Rinder deutlich mehr Gras (oder Heu oder Silage) verfüttert als in anderen Ländern.
Darum ist ein Kilo Rindfleisch oder Milch hierzulande fürs Klima besser als von anderswo: Es wird weniger Futter importiert und es braucht weniger Ackerflächen.
ABER: Eine Wiese kann man mehr oder weniger nachhaltig bewirtschaften.
So schaut etwa eine Magerwiese aus, die nur einmal im Jahr gemäht wird. Es blüht, Artenvielfalt hurra!
tl;dr: Ja, in einer globalen Betrachtung meistens schon.
- Lokal führen höhere Erträge aber oft dazu, dass der Anreiz, noch mehr Landwirtschaft zu betreiben und dafür zB zu entwalden, steigt (weil: höhere Profite)
- V.a. in Lateinamerika und Subsahara-Afrika ist zu erwarten, dass noch deutlich mehr entwaldet wird
- Das liegt daran, dass Bevölkerungen und/oder der materielle Wohlstand wachsen und technologische Fortschritte die Erträge steigern werden
- Im Rest der Welt helfen höhere Erträge aber, dass der Druck auf die Flächen nicht noch größer wird
Der @BinDerStefan hat tolle Grafiken zur Altersverteilung der Leser:innen heimischer Zeitungen gemacht. Wie viel Zukunft kann eine Zeitung haben, deren Leser:innen sich beispielsweise so verteilen?
Der Kurier hat da auch ziemliche Probleme.
Die Presse nicht ganz so arg, aber sie ist trotzdem eine tendenziell 50+ Zeitung.
Das klingt - klar, Ă–konomen! - kalt und rational, aber hier kann uns die Ă–konomie wirklich weiterhelfen.
Let me explain. 💲🔥
Theoretisch könnten wir morgen überall damit aufhören, fossile Energie zu verbrennen und Wald, Moore etc. zu Äckern und Weiden zu machen.
Wir blieben deutlich unter 1,5°.
Aber wir würden frieren, Leute am Land nicht mehr mobil sein, Industrie läge brach. Arbeitslosigkeit.
Das kann nicht optimal sein - wir wollen den Klimawandel ja bremsen, weil wir gut leben wollen, wir heute, morgen, unsere Kinder und Enkel ĂĽbermorgen.
Unsere ganze Wirtschaftsordnung zu ruinieren kann also logischerweise nicht Ziel der Sache sein.