Thread by @Patrick_k91

Wegen des Hashtags #Stolzmonat ermittelte der Staatsschutz gegen mich. Sie suchten so lange, bis sie etwas fanden.

Mein Name ist Patrick Kolek, im Netz bekannt als Wuppi. Heute wurde das Verfahren vorerst eingestellt.

Wie ich für einen Hashtag vor Gericht landete:
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Im Mai 2023 kam die Idee auf, als Gegenstück zum Pride Month den patriotischen Stolzmonat ins Leben zu rufen.

Ich betrieb damals den Twitter-Auftritt der AfD Wuppertal. Um den #Stolzmonat ins Rollen zu bringen, zitierte ich einen bekannten Rapper. Dieser sprang sofort an.
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Durch die Aktion erregte der Stolzmonat sofort große Aufmerksamkeit. Wir sahen die Chance, den neuen Hashtag im Juni noch bekannter als den Pride Month zu machen.

Wir gaben alles und hatten Erfolg: Ab Anfang Juni war #Stolzmonat jeden Tag auf Platz 1 der Twitter-Trends.
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Wir hatten einen Nerv getroffen, denn endlich gab es eine große Aktion zum gemeinsamen Zeigen von Nationalstolz als Alternative zur LGBT-Fahne.

Überall im Netz tauchten Nationalfahnen in Schattierung auf: Zuerst Deutsche, dann zogen auch andere europäische Länder nach.
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Gemeinsam mit einigen anderen Köpfen organisierte ich viele der Aktionen und sorgte für tägliche Aufmerksamkeit.

Der Stolz wurde auch außerhalb von Social Media in der echten Welt gezeigt, mit einer Challenge und Nominierungen. Politiker und Influencer machten mit.
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Aber die Resonanz war nicht nur positiv: Im Fernsehen und Radio warnten GEZ-Journalisten schnell vor der neuen "Hassaktion", der #Stolzmonat-Fahne und dem Hashtag.

Laut dem Medienkartell verbreiteten wir kein Gemeinschaftsgefühl, sondern angeblich Hass auf LGBT-Leute.
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Natürlich war dieser Vorwurf haltlos, aber er wurde verbreitet, um uns unsympathisch aussehen zu lassen.

Trotzdem machten wir weiter und blieben bis Ende Juni täglich in den Twitter-Trends. Allen Beteiligten war klar: Den #Stolzmonat wird es ab jetzt jedes Jahr geben.
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Das sah man im schwarz-grün regierten NRW nicht gerne. Besonders im grün regierten Wuppertal wurde man hellhörig, als bekannt wurde, dass ein "Wuppi" von der dortigen AfD seine Finger beim #Stolzmonat im Spiel hatte.

Man entschied sich, Ermittler auf den Wuppi anzusetzen.
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"Wie? Wegen des Hasthags #Stolzmonat wurde ermittelt?"

Korrekt, das geht so aus der über 190 Seiten langen Akte vor. Der Staatsschutz bei der KriPo Wuppertal wurde zunächst aktiv, NUR um herauszufinden, wer hinter dem Hashtag steckt. Das wurde auch vor Gericht heute gesagt.
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Der Staatsschutz, der eigentlich für politische Straftaten zuständig ist, recherchierte somit nach Wuppi.

Aus verschiedenen Hinweisen verdichtete er den Eindruck, dass es ein 32-jähriger ist, der für die AfD Wuppertal Twitter bediente – Patrick Kolek, ich.
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Und was machte der Staatsschutz dann mit dieser Information? Na, er ermittelte weiter: Welches Auto ich fahre, was ich gelernt habe, in welchen Telegram-Gruppen ich aktiv war.

Als man all dies über mich wusste, fasste man offenbar den Entschluss, mir eins reinzuwürgen.
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Also durchsuchte man alle Äußerungen eines "Wuppi" in verschiedenen Chat-Gruppen, bis in das Jahr 2019 zurück.

Man wollte irgendetwas, das man mir vorwerfen kann. Irgendeine strafbare Äußerung, um dem "Inflationären Verbreiter" des #Stolzmonat kaputt zu machen.
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Diese anlasslose, gründliche Suche ist in der Akte dokumentiert. Doch man fand nichts, bis auf zwei Dateien von 2019: Eines vom Arm hebenden Hitler, mit dem ich die steigenden Bitcoin-Kurse kommentierte (in einer Bitcoin-Gruppe), und eine Videoaufnahme
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von einer Versammlung in der NS-Zeit. Aus heutiger Sicht ist es nicht mehr rekonstruierbar um was es ging. Die Ermittler haben nicht mal die Datei bei Gericht eingereicht (!) "Das haben wir auf einer anderen Festplatte" Ahhhja...

Doch genau so der Vorwurf.
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Wegen dieser zwei Memes sollte mir heute vor Gericht der Prozess gemacht werden. Tatvorwurf: Volksverhetzung, strafbares Höchstmaß bis zu drei Jahre.

Und das, weil der Staatsschutz aufgrund des #Stolzmonat einfach mal in meine Richtung ermittelte, um irgendetwas zu finden.
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Die gute Nachricht: Das Verfahren wurde vorerst (!) eingestellt, weil noch ein anderes Verfahren gegen mich läuft. Je nach dessen Ausgang könnte ich jedoch trotzdem in dieser Sache verurteilt werden. Nicht wegen satirischer Memes, was die offizielle Begründung wäre.
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Sondern weil ich es wagte, den #Stolzmonat zu verbreiten. Genau das werde ich auch 2024 machen, denn freie Rede lässt sich nicht mit Drohungen und Justizmissbrauch unterdrücken. Und die 190-Seiten-Akte beinhaltet noch einige Skandale, die ich hier künftig offenlegen werde. 17/17