Es ist nicht nur #Sylt!
Die performative Aufregung & die Markierung von Einzelpersonen (die als perfektes Feindbild taugen - „rich kids“) verdecken, was sich derzeit in 🇩🇪 abspielt.
Der Vorfall ist nämlich kein Einzelfall und ein Erfolg rechter „Metapolitik“.
2/9 Auf Dorffesten, in Partykellern, Schulhöfen und v.a. auch auf #TikTok ist diese unappetitlich Machwerk nämlich längst angekommen.
Das kann man z.B. durch Google Trends Suchabfragen nachzeichnen.
Suchbegriffe: Gigi D’Agostino (blau);
ausländer raus ausländer raus (rot).
3/9 Bereits im Januar gab es hierzu verschiedene Vorfälle in Discotheken, aber auch am Randes des AfD-Parteitags in Bayern.
Zuvor gab es schon Berichte und Videos, dass diese Parolen im Umfeld der Jungen Alternativen „trenden“ (und wohl auch ihren Ursprung haben).
4/9 Auch die räumliche Verteilung der Suchabfragen auf Google Trends spricht eine ziemlich eindeutige Sprache.
Die meisten Suchabfragen kamen in den letzten 12 Monaten aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Aber: es ist ein 🇩🇪-weites Problem!
5/9
Auf #TikTok wird das Lied von entsprechenden AfD-nahen Accounts schon seit Monaten genutzt.
Zudem spielt das aktivistische Vorfeld der AfD schon länger mit „dem verbotenen Ohrwurm“.
6/9 Die Verbreitung der Parole mit einem politisch völlig unbelasteten Lied reiht sich wunderbar in die Bemühungen der neuen Rechten ein „kulturelle Hegemonie“ zu erreichen.
Politische Themen wie „Remigration“ sollen hierdurch kulturell anschlussfähig werden.
7/9 Indem nun alle möglichen Formate & diverse „Influencer“ das Thema performativ zum Like-Farming nutzen, spielen sie das Spiel der radikalen Rechten mit.
Diejenigen, die mit den Parolen sympathisieren, erreicht man damit nicht. Man verbreitet aber das Ursprungsnarrativ.
8/9 Statt „performativer“ Aufregung benötigt es:
a) Zivilcourage, solche Sprüche müssen Gegenrede im Freundeskreis erfahren.
b) Ächtung durch öffentlichen Druck.
c) Strafrechtliche Konsequenzen, wenn Gesetzesverstöße vorliegen.
d) Aufklärung über Strategien der neuen Rechten.
9/9 Some food for thought:
Culture rules, denn gegenkulturelle Trends sind besonders erfolgreich, wenn sie sich gegen die vorherrschenden Werte richten.
Das gilt für die neue Rechte beim Thema Migration, galt aber auch für Fridays for Future beim Thema Klimaschutz!
\end
Ich habe hier leider das falsche Bild hochgeladen… Korrekturlesen hätte geholfen.
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Eine große Schwäche eines Teils der dem. Mitte, mit Blick auf den Aufstieg der AfD im Osten, ist die extreme Distanz zur Lebensrealität, Lebensart, Medienkonsum des AfD-Wertemilieus, gepaart mit dem naiven Glauben, dass AfD-Wähler nicht wüssten, was sie da eigentlich wählen. 1/20
Die Nachfrage nach nativistischer/rechtspopulistischer Politik ist jedoch nicht neu, sie war im Osten durchgängig vorhanden & ist ein komplexes Produkt aus unterschiedlichen Kontextfaktoren, jahrzehntelanger Diktatursozialisierung sowie der Anomie in den 90ern. 2/20
Die Verlusterfahrungen der Wendezeit (Arbeitsplätze,Bevölkerungsverlust, Überalterung,Rückzug staatlicher Institutionen,Entwertung von Biografien, zerbrochene Familien,Armut uvm) haben zu einer Gemengelage geführt, die schlummerte, bis ein angebotsseitigen Akteur AfD aufkam.3/20