Ich erklär euch kurz, warum Medien Leute wie Precht interviewen. 🧵
Ich hab drei Jahre lang meine eigene wöchentliche Diskussionssendung zusammengestellt. Montag/Dienstag stand das Thema; in den nächsten 2 Tagen musste ich 2 Leute finden, die dazu Expertise haben.
Das ist gar nicht so einfach.
Ich habe meistens an Unis zu suchen begonnen, weil dort die Experten sitzen.
Von Frauen kommt 50% der Zeit erstmal "Nein, das kann ich nicht so gut / ich trau mich nicht / fragen Sie mal beim Kollegen" - so viel zur Parität auf Panels.
Ab & zu kam "mit der Krone rede ich nicht" (u manchmal dann "aber mit Ihnen schon, da mach ich eine Ausnahme", was mich immer sehr gefreut hat)
Aber ganz allgemein investieren Universitäten kaum darin, ihren Mitarbeiterinnen das Sprechen und das Kommunizieren ihrer Arbeit beizubringen!
(Ich mach das gern. Man kann mich buchen.)
Das heisst: Die Wissenschafterinnen, die von Natur aus so eine grosse Klappe wie ich und ein Talent fürs Reden haben, tickern von Sendung zu Sendung und erzählen, was sie können.
Das ist super, aber das ist eine Minderheit.
Dann ist 24 Stunden vor der Sendung, es fehlt noch ein Gast und man sucht verzweifelt jemand telegenen, der das kann, sich nicht fürchtet und etwas zu sagen hat.
Und wer springt immer gerne ein? Männer wie Precht.
Das soll nichts entschuldigen. Medien versteifen sich auf eine fixe Gästeanzahl oder "false balance", und das ist Blödsinn.
Aber es soll erklären, wie es zustande kommt, dass Precht sich zur Ukraine äussert.
Die Lösung?
Liebe Unis, WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION IST TEIL EURER AUFGABE.
Bitte ermutigt eure (jungen) (weiblichen) Mitarbeiter dazu, über ihre Arbeit zu reden und befähigt sie dazu - es gibt Kurse! Man kann das lernen! Ich unterrichte das!
Befähigt sie dazu, eine Personal Brand aufzubauen!
Natürlich wollen Medien "Leute, die ziehen", und die Quote bringen. Aber das müssen nicht die Prechts dieser Welt sein - es können auch die Mai Thi Nguyens sein!
Ermutigt eure Mitarbeiter, auf Social Media präsent zu sein!
Überlasst den öffentlichen Diskurs nicht den Ahnungslosen! Personal Branding, Medienarbeit, Sprechen vor Kamera kann man LERNEN - betrachtet diese Skills nicht als überflüssig und "Ablenkung von der Wissenschaft", sondern als Teil davon!
Ihr könnt noch so viel Wissen schaffen, wenn es bei niemandem ankommt, war's umsonst.
Traut euch vor die Leute. Gopferdelli nochmal, wie die Schweizer sagen.
Dann müssen Sendungsplaner auch nicht auf Precht zurückgreifen.
Und: Es ist 2024. Social Media ist Teil unserer Realität.
Hört auf, darauf herabzusehen, wie auf eine überflüssige Frivolität. Es ist das Forum Romanum unserer Zeit. Daran könnt ihr nichts ändern. Ihr könnt präsent sein, oder ihr könnt es den Prechts überlassen.
Your choice.
"Was ist so schlimm an Precht?"
Irgendwann mal hab ich die Beschreibung gelesen "he's a dumb person's idea of a smart person."
Das trifft's.
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Wie Ihnen sicher bekannt ist, hat der russische Diktator Vladimir Putin in der Ukraine einen grausamen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg begonnen.
Die russische Armee nimmt keine Rücksicht auf Menschenleben und begeht offenkundig Kriegsverbrechen.
Die Hilfsbereitschaft in der österreichischen Bevölkerung ist zum Glück enorm groß; wir unterstützen Schutzsuchende oder spenden an das ukrainische Militär.
Happy Mittwoch! Wie Journalist:innen (und wir alle) sich jetzt um ihre psychische Gesundheit kümmern können, ein Thread 🧵⬇️
Die derzeitige Situation kann keinen normalen Menschen kalt lassen. Im Minutentakt kommen Schlagzeilen und APA-Meldungen zu Infektionsrekorden, Triage, Toten, schwer erkrankten Kindern rein. Das zehrt an uns, ob wir es merken oder nicht.
Ich habe im letzten Leben mal Psychologie studiert & beschäftige mich viel mit Resilienz. Hier, wie ich damit umgehe, vielleicht hilft es ja jemandem: