Zurück zur Kernkraft, zurück zur Wehrpflicht, zurück zum Verbrennungsmotor, zurück zur Ölheizung, zurück zu niedrigen Baustandards, zurück zu weniger Europa, zurück zu weniger Staatsquote, zurück zu einer Welt ohne Strafzahlungen für verfehlte Flottengrenzwerte, ohne Lieferkettengesetz, ohne Green Deal. Rückbau statt Zubau ist offenbar mehrheitsfähig. Rückwärtsgewandtheit ist offenbar mental unteilbar. Wer einmal den Rückwärtsgang eingelegt hat, schaut nicht mehr nach vorne.
Dabei könnte ein Rückblick zur Kernkraft auch erhellend sein: Nachdem mehr als die Hälfte der französischen Kernkraftwerkflotte für ein Drittel des Jahres 2022 schlagartig ausfiel, pünktlich zur russischen Invasion in der Ukraine, wird Kernkraft immer noch als verlässlich beschrieben. Nachdem Kernkraftwerke im Russlandkrieg in der Ukraine seit 2 Jahren als Ziel und Erpressungspotenzial die Verteidigung schwächen, wird Kernkraft immer noch als sicher dargestellt. Nachdem in drei Dürrejahren in Folge gelernt wurde, dass die Kernkraftwerke 31 Prozent des französischen Wasserverbrauchs ausmachen, wird nukleare Stromerzeugung immer noch als nachhaltig bezeichnet. Nachdem in der Normandie der einzige noch offene Kernkraftwerkneubau in der EU die Kosten um das Sechsfache und die Fertigstellung um 12 Jahre überschritten hat, wird Kernkraft immer noch als planbar und günstig in Grundsatzprogramme aufgenommen.
An Flamanville wurde seit 2007 gebaut. Zu den 17 Jahren Bauzeit kommt noch der gesamte Vorlauf mit Standortfindung, Planung, Genehmigung. Realistisch sind für ein neues Kernkraftwerk demnach 20 Jahre Realisierungszeit. Bis 2045 muss aber die Stromerzeugung bereits komplett dekarbonisiert sein. In Deutschland wie Europa. Die Etappenziele bei der CO2-Senkung im Strommix sind für den Klimaschutz entscheidend. Schon bis 2030. Obwohl dafür rein zeitlich nur Wind- und Solarkraft in Frage kommen, wird Kernenergie immer noch als Option hochgehalten und Kernkraftgegnern Ideologie vorgeworfen.
Nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke im April 2023 war Deutschland im ersten Quartal 2024 wieder Nettoexporteur von Strom, mitten in der Zeit der Dunkelflaute und obwohl mittlerweile auch wieder mehr französischer Atomstrom in die Netze drückte als in allen drei Jahren zuvor.
Der Strompreis ist in Deutschland seit April 2023 kontinuierlich gesunken, der CO2-Anteil am Strommix ebenfalls. Blackouts sind ausgeblieben. Nichts, aber gar nichts, was die Kernkraftnostalgiker herbeigeredet und herbeigesehnt haben, ist eingetreten. Dennoch wird nun ein Untersuchungsausschuss zur Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke eingesetzt.
Noch bevor Flamanville diese Woche ans Netz ging, hat die französische Regierung einen Anstieg der hochsubventionierten Strompreise um 67 Prozent angekündigt. In den USA erfolgte die Ankündigung der Strompreiserhöhung wenige Tage nach Inbetriebnahme des einzigen Reaktorneubaus seit Jahrzehnten: 15 Dollar pro Monat zahlen die Haushalte von Georgia für die zwei Blöcke von Vogtle zusätzlich. Beim britischen Kernkraftwerkneubau Hinkley Point ist die Kostenexplosion eine Never Ending Story und mittlerweile Gegenstand einer veritablen Regierungskrise zwischen London und Paris. Sogar Peking ist aus der Finanzierung ausgestiegen.
Während der Strompreis in Deutschland heute niedriger ist, als vor dem Angriff von Russland auf die Ukraine, hat sich der Uranpreis seit dem Truppenaufmarsch von 2021 rund vervierfacht. Das hindert aber weder den bayrischen Ministerpräsidenten, noch den Oppositionsführer im Deutschen Bundestag vor jedem offenen Mikrofon eine kostengünstige Kernkraft herbeizuphantasieren. Zur Not eben mit der nächsten Wunschprojektion, der Kernfusion. Das Phantom vom billigen Atom.
Wie sich angesichts dieser Nachrichtenlage in Deutschland die Erzählung von der günstigen Kernkraft so hartnäckig am Leben erhalten kann, ist ein kommunikationstheoretisches Phänomen. Ebenso wie man in Tschechien trotz der allgemein tief empfundenen Bedrohung durch Russland über den Bau von 4 neuen Reaktoren nachdenken kann, ebenso wie in der Ukraine. Ebenso wie man in Deutschland trotz der vielfach aufgedeckten Erpressungs-, Spionage- und Sabotageakte russische Kernkraftspezialisten einreisen lassen kann.
Die Nachrichtenlage spitzt sich weiter zu: Russland stößt in diesen Tagen in das Vakuum, das Frankreich und Deutschland nach dem Abzug der Truppen aus Niger und Mali hinterlassen haben. Von dort kommt rund ein Viertel des Urans für die europäischen Kernkraftwerke. Schon jetzt stammen 40 Prozent der Uranimporte der EU aus Russland. Trotz kürzlich erlassener Gesetze werden selbst die amerikanischen Minireaktoren noch auf Jahre von russischem Uran abhängig sein. Eigentlich sollte das viel mehr Staub aufwirbeln. Zumal dieser dort aufgrund des oberirdischen Uranabbaus stark strahlt. Radioaktivität wird auch seit Jahren in dem nach Europa gewehten Saharastaub nachgewiesen.
„Der neue Kraftwerksblock im französischen Flamanville hätte eigentlich 2012 ans Netz gehen sollen, ist aber immer noch nicht fertig. Auch dort haben sich die geschätzten Kosten vervielfacht, von 3,3 Milliarden auf mittlerweile 18 Milliarden Euro.“
„Deutschland strebt die Treibhausgasneutralität der Stromerzeugung bis zum Jahr 2045 an.“
„Wehrpflicht, Leitkultur, Atomkraft – Kernpunkte des CDU-Grundsatzprogramms“
„Doch während sich die Fertigstellung des aktuell einzigen Neubaus eines Atomkraftwerks in Frankreich (AKW Flamanville) nunmehr über 17 Jahre hinzieht, nimmt der Neubau von französischen Offshore Windparks nur einen Bruchteil der Bauzeiten in Anspruch.
Bis 2028 sollen nach den Planungen der französischen Regierung Offshore-Windturbinen mit einer Leistung von 5.000 MW in Betrieb sein, während bis zu diesem Zeitpunkt nur das einzige seit 2007 im Bau befindliche Atomkraftwerk Flamanville mit 1.650 MW Bruttoleistung fertiggestellt werden kann. In den nächsten 10 Jahren wird danach wegen der langen AKW-Bauzeiten mindestens bis 2035 kein weiteres Atomkraftwerk in Frankreich den Betrieb aufnehmen können.“
„2040 werden erneuerbare Energien über 90 Prozent des Stromverbrauchs in der EU decken, heißt es im Entwurf“
„Im ersten Quartal 2024 wurden bislang 0,5 Mrd. kWh (1,6 PJ) mehr Strom ins Ausland exportiert als umgekehrt nach Deutschland flossen.“
„So erreichte die französische Atomstromerzeugung im ersten Quartal 2024 den höchsten Stand seit drei Jahren.“
„Laut einer Erhebung des Vergleichsportals Verivox beträgt der aktuelle Strompreis in Deutschland beim günstigsten Anbieter für Neukunden im Durchschnitt 26,5 Cent/kWh brutto (Stand: 24. Mai 2024).“
„Die Kernkraft wurde durch die gestiegene Erzeugung aus erneuerbaren Energien energetisch ersetzt. Auch die Erzeugung aus fossilen Energien ging zurück, was durch Stromeinsparung, Eigenstromerzeugung aus Photovoltaik, eine reduzierte Last und Importe kompensiert wurde. Die Strompreise fielen auf das Niveau von 2021.
„Unser Strommix ist so sauber wie nie zuvor", erklärt Prof. Bruno Burger, der die Datenplattform des Fraunhofer ISE verantwortet. Die Erneuerbaren Energien hatten zwischen April 2023 und April 2024 einen Anteil von 58,8 Prozent an der elektrischen Last.
Im ersten Jahr ohne Kernenergie wurden ungefähr 154,4 TWh Strom aus Kohle, Erdgas, Öl und Müll erzeugt. Das liegt deutlich unter den Werten der Vorjahre und 26 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.
Einer Last von etwa 75 GW stehen in Deutschland etwa 90 GW an nicht-fluktuierenden Erzeugungskapazitäten gegenüber. Dazu kommen noch die erneuerbaren Erzeuger Solar (ca. 85 GW) und Wind (ca. 70 GW) und die Pumpspeicher (ca. 9,5 GW).
Die Strompreise an der Börse (Day-Ahead) sind auf das Niveau von April 2021 zurückgegangen, liegen also niedriger als vor dem Ukrainekrieg. Der durchschnittliche monatliche Day-Ahead Börsenstrompreis liegt im April 2024 bei 48,39 Euro/MWh oder 4,8 Cent/kWh. Die Strompreise der Haushalte haben sich auch erholt und liegen für Neukunden auf dem Niveau vom 04. Juni 2021.“
„Die Unionsfraktion im Bundestag will einen Untersuchungsausschuss zur Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland einsetzen.“
@energybants
Lets give you the right answer: 1. The imports from France? What a ridiculous argument. The total amount of Germany's import was about 2 % of which France import was just fraction of which only about 60% was coming from nuclear.
This is not changing the numbers.
Very simple percentage calculations. Who is the expert and who is the unscientific lobbyer? Basic math. It looks like despte me being from the software industry I have some more knoweldge about energy and its markets. At least I do understand something about costs and Yes I did
work scientifically in the past also using more avanced math, models and calculus. No idea what you did or are doing but some simple data analyzes does not seem your strongest point.
I downloaded their daily data from 2022 and the data from 2023 and calculated an daily average / year.
I admit that method is not 100% accurate as the days are not weighted nevertheless it should be accurate enough to permit a qualified opinion about the topic.
You could also download the data on an hourly basis but will it really change the big picture? Most likely not.
China macht Grossbritannien ein ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk. Die Chinesen ziehen beim Kernkraftwerkneubau Hinkley Point C den Stecker. In Großbritannien brennt der Baum. Das Desaster war absehbar. Schon 2016 ist der damalige Finanzvorstand von EDF aus Protest
gegen das Engagement in Hinkley Point zurückgetreten.
Es beschrieb eine Insolvenzgefahr. Das droht nun nicht mehr. Im Juni 2023 hat die französische Regierung das Unternehmen komplett verstaatlicht. Zum Glück fehlt daher nun die Reaktion der Märkte. Als vor zwei Jahren weitere
Sicherheitsprobleme mit der neuen Reaktorgeneration von EDF bekannt wurden, rauschte der Aktienkurs am 14.01.22 um 20 Prozent ab. Der zweite große Neubau von EDF in Flamanville ist um 12 Jahre verzögert und soll statt der ursprünglich versprochenen 3,3 Mrd. Euro mittlerweile
Der Uranpreis steigt um 75 Prozent, gegen den Trend bei den fossilen Brennstoffpreisen, Frankreich erhöht die Preise für Atomstrom um 60 Prozent, laut französischer Regulierungsbehörde müssten sie um 75 Prozent steigen, die Putschisten in Niger drohen mit einem Exportstopp für
Uran und dieses wird aus alternativen Ländern nun tatsächlich teurer, in Schweden und Finnland gehen fast gleichzeitig 3 GW Kernkraftleistung schlagartig vom Netz. Die Nachrichtenlage seit August spricht nicht eben für die Kernkraft. Das hindert die nach Umfragen beliebteste
Partei Deutschlands nicht daran, Kernenergie als unverzichtbare Option in ihr Grundsatzprogramm aufzunehmen.Laut “World Nuclear Industry Status Report 2023” fallen die Stromgestehungskosten aus Solar- und Windkraft im Mittel um bis zu viermal günstiger aus, als die aus Kernkraft
The electricity prices in Germany are going down despite the claims of the nuclear zealots. Here the data (market prices) for 2021, 2022 and 2023.
Another lie of the nuclearists.
And here the retail prices for end consumers. The market always need some time to adapt. We can also observe electricity prices are going down.
Can't even believe how brutaly our nuclerists are lying, lying and again lying.
Why did we have so high prices in 2022?
Three reasons: 1. Putin and his attack on Ukraine pushing the gas price to high records. 2. The non working nuclear power plants in France which created a huge demand towards Germany to aliment France with electricity
Absurditäten wie das Hochfahren fossiler Kraftwerke in Süddeutschland bei hohem Windstromaufkommen in Norddeutschland sind im deutschen Stromsystem kein Einzelfall, sondern der Normalfall. Die Ursache ist systemimmanent: Die einheitliche Strompreiszone in Deutschland bildet
nicht die Verhältnisse im Netz und in der Erzeugung ab. Daher gilt ein Strompreis von Null auch da, wo es mangels Windradinstallationen gar keinen Windüberschussstrom gibt. Folglich das Einspringen fossiler Kraftwerke im Süden und die Abregelung der Windkraft im Norden.
Weil viele maßgebliche Akteure erheblich von diesem Umweltdesaster profitieren, wird sich daran nur schwerlich etwas ändern. Das zeigt sich wieder bei der Initiative von sechs Bundesländern gegen eine Aufteilung von Deutschland in mehrere Strompreiszonen.