Thread by @dtrickb

Stellen wir uns mal vor, ich gehe zum Bäckerladen um die Ecke und sage ihm:
Du machst jetzt deinen Laden ein paar Monate lang zu. Sonst mache ich ihn mit Gewalt zu und bestrafe dich. Für deinen Verdienstausfall gebe ich dir Geld, aber das ist nur geliehen, das...

...musst du mir dann auf Raten zurückzahlen. Und falls du damit in Verzug kommst, will ich alles sofort, und dann bist du auf einen Schlag pleite.

Wie würde man sowas nennen?
Vielleicht: Mafiamethoden?

Egal, wie man es nennt:
Genau das hat der deutsche Staat gemacht.

War mir gar nicht so klar. Erfuhr ich kürzlich eher zufällig im Gespräch mit einem alten Freund, der ein mittelständisches Unternehmen führt. Die sogenannten "Corona-Hilfen" waren für Unternehmen keine Zuschüsse, sondern KfW-Kredite.
Fast alle Unternehmen haben die genommen...

...weil der Lockdown sie sonst plattgemacht hätte. Also zahlen fast alle Unternehmen da immer noch und noch die nächsten Jahre jeden Monat 15.000€ oder 30.000 oder wieviel auch immer zurück.

Dieses Geld fehlt also bei Investitionen, Rücklagen, sonstwo.

Und hinzu kommt:

Wenn die Bank der Meinung ist, dass sich an deiner wirtschaftlichen Situation was geändert hat, dann kann sie den Kredit sofort fällig stellen.
Sprich: Kündigen.
Sprich: Auf einen Schlag zurückfordern.
Und dann ist deine Firma sofort insolvent.
Sprich: Pleite.

Übrigens machen die Banken das durchaus gern mal. Wenn die entsprechende Abteilung da der Meinung ist, dass der Cash Flow sich auf diese Art optimieren ließe, dann wird dass gemacht, egal was da an Existenzen und Lebensarbeit dranhängt.
Du schuldest denen ja schließlich was.

"Fällig gestellt" wird übrigens auch, wenn du den Fehler machst, dir, wenn der Kredit noch läuft, selber das Gehalt zu erhöhen.
Dann ist auch schlagartig Sense.

Wobei es ja nicht so ist, dass du dir die 500.000 (oder eine Million oder wieviel auch immer das war)...

...einfach so in die Tasche gesteckt hättest. Das ging in eine paar Monaten für Gehälter und Mieten und laufende Kosten drauf.
Der Staat kann zwar das ganze Land dichtmachen, aber du kannst ja deswegen nicht deinen Angestellten sagen:
Sorry, Freunde, ab jetzt bis irgendwann...

...haben wir wegen Corona-Maßnahmen 90% weniger Umsatz und damit gibt's auch 90% weniger Gehalt.
Wo kämen wir da hin.
Du hast ja Verträge.

Der Staat hat hingegen keinen Vertrag, der ihm verbieten würde, sowas zu machen.
Oder hat er den doch?
Vielleicht das Grundgesetz?

Nein! Also wirklich, du bist doch nicht einer dieser Querdenker, die auf ihren Querdenkerdemos mit dem Grundgesetz wedeln! Das sind schlimme Leute mit rechten Reichsbürgertendenzen und so weiter. Das erfährst du jeden Abend im Fernsehen.
Damit hast du nichts zu tun.

Ich persönlich habe keine großen Berührungspunkte zur Welt der Unternehmer. Aber ich habe einen gewissen Respekt vor jedem, der sich das ans Bein bindet.

(Und ich finde nebenbei, dass die Schilderung dieser Welt im Film zumeist undifferenziert und klischeebeladen daherkommt.)

Wenn ich Unternehmer wäre, dann würde ich mir dreimal überlegen, ob ich mir das weiter antue.

Oder ob ich irgendwann sage:
F*?k dich ins Knie, Staat, dann machs dir doch selber, ich mache jetzt meinen Laden dicht und lasse mich ganz gemütlich irgendwo anstellen.

Am besten bei irgendeiner parteinahen Stiftung oder NGO oder Think Tank oder EU-geförderten Sonstwas-Initiative für gemütliche 120k€ im Jahr. Sollen doch andere sich abrackern, mit ihrem Privatvermögen haften, sich von den Banken filetieren und dann noch...

...im Fernsehen als geldgierige Geldsäcke karikieren lassen.

Oder halt ins Ausland. Wenn man sich die "Wegzugssteuer" leisten kann. Auch das übrigens so ein Witz – ein Land, in dem man gern lebt, sollte so eine Steuer nicht benötigen, genausowenig wie eine Mauer.

Ich würde mir wünschen, dass viele das tatsächlich tun und der Staat irgendwann merkt, an welchem Ast er da eigentlich sägt – hier, im Land des Mittelstandes, der "hidden champions", der Tüftler und Schrauber und Erfinder.
Ist aber vermutlich illusorisch.
Zumindest letzteres.

Ende.