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Ich nehme dies zum Anlass, um meine Erfahrungen und Ansichten zu seelisch erkrankten "Geflüchteten" und seelischen Erkrankungen aus dem schizophren Formenkreis zu teilen. In meiner Einrichtung haben wir bisher 4 junge Geflüchtete mit Schizophrenie Schizophrenie betreut.
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1. Therapie und arabische Staaten: Nach meiner Ansicht ist das Konzept Therapie in arabischen Staat für die normale Bevölkerung unbekannt. Es gibt daher oft nicht die geforderte Compliance für eine Therapie. Zum Arzt, Medikamente OK, oft die Vorstellung, jetzt bin ich geheilt.
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Unverständnis zum Darübersprechen, Scham an Stellen, die in unserer Kultur nicht so stark schambesetzt sind. Scham wiederum befeuert oft wahnhafte Erkrankungen noch und am Ende denkt der Schizophrene sowieso, alle seien krank, nur ich bin gesund. Therapeutische Interventionen
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werden von jungen arabischen/persischen Männern oft als beschämend erlebt. Auch werden diese Interventionen als sinnlose Zeitverschwendung, teils Zwang erlebt, die sie zusätzlich von ihren Zielen fernhalten. Gefahr erneut Menschen, arrogant mit "gut gemeint" zu beglücken und
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damit ihre Erkrankung nur weiter zu befeuern.
2. Kulturschock, Entwurzelung, Drogen... alles Trigger für psychotische Erkrankungen und ganz eigene Traumata. "Trauma" ist nicht, dass ein gesunder Mensch ein schlimmes Erlebnis hat und dies dann "aufgearbeitet" wird und
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wieder heilt. Das ist aus der Praxis gesehen völliger Bullshit. Es ist eben nicht ein schlimmes Erlebnis auf der Flucht oder ein kriegerischen Ereignis im Heimatland, sondern ein Zustand, der bei unbekannter Disposition eher eine Entwicklung mit ansteigenden Risikofaktoren
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nimmt. Psychosen sind die maximale Zersplitterung und Entfremdung von sich selbst und seiner Umgebung. Sie sind oft die "Rettung" der Psyche, wenn nichts mehr zusammenpasst und mit den eigenen Ressourcen nicht mehr zusammen geführt werden kann. Wenn man sich nun vorstellt
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mit welchen Ideen und Aufträgen (ja, haben sie - Geld nach Hause schicken) diese Männer ins Land kommen und was sie dann erleben, ist dies bereits eine spannungsgeladenen Diskrepanz. Meine Erfahrungen ist, dass eben nicht die Fitten, Resilienten nach Deutschland geschickt
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werden. Es sind die, die Zuhause bereits Schwierigkeiten hatten und nun meint man, dass sie mittels Bürgergeld und guter Versorgung hier der Familie zu Hause wenigstens durch Geldüberweisungen nützen können. Damit komme ich zum nächsten Punkt.
3. Es kommen die Kranken/Schwachen.
Mit unserem Anreizen sorgen wir dafür, dass es ein probate Lösung ist, den Sohn zu uns zu schicken, der daheim bereits wenig "nützlich" oder sogar schon krank ist. Er kann hier vom Bürgergeld ein paar Euro monatlich zum Familienunterhalt beitragen, kann die Vorhut sein, die man
aufgrund der Erkrankung nicht abschieben kann und man hat zudem ein Problem weniger, denn hier kümmert sich der Staat, zuhause die Familie. Alle meine 4 Klienten hatten bereits zuhause Symptome und hier ist es, siehe oben, richtig schlimm geworden. Der Iraner wurde jahrelang bei
einer Tante versteckt/eingesperrt, war halt peinlich, so ein Verrückter. Ein Afghane - der jüngste Sohn - wurde seinem Bruder mit auf die Flucht gegeben, weil absehbar war, dass er vieles nicht schafft. Nun hatte er die Idee, schnell zu arbeiten und Geld zu bekommen.
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Nur vergaß man die Info, dass man in der Jugendhilfe nur Taschengeld bekommt und der normale Weg über Schule, Ausbildung... Jahre dauert. Sein Bruder wollte ihn nicht bei sich wohnen haben, Entsorgung über Jugendhilfe kam ihm Recht. Nun fiel der arme Kerl in ein tiefes Loch.
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So nutzlos und abhängig hat er sich noch nie gefühlt.
Einen anderen jungen Afghanen mussten auch wir gleich wieder entlassen, als er mit einem Messer vor einer Kollegin stand. Auch hier kam ein junger Mann mit sehr speziellen Problemen. Er hatte ein sehr weibliches, weiches
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Äußeres und hatte in seiner Heimat unabhängig von Krieg und Armut schlimmste Dinge erlebt, die ihm dann in der Flüchtlingsunterkunft von seinen Landsleuten erneut angetan wurden. Nun soll er das hier ohne Sprachkenntnisse, in einer ihm fremden und zur Beschämung tauglichen Kultur
"aufarbeiten"? Da hilft kein Therapieplatz dieser Welt.
4. Staatliche Dummheit und Heilsversprechen.
Therapieplätze sind wichtig, aber eben kein Allheilmittel bei seelischen Erkrankungen. Es macht mich wütend, dass der falsche Eindruck von "Reperatur durch Therapie" hier
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angeheizt und benutzt wird. Eine Therapie ist eine langwierige Angelegenheit. Das was hier oft gemeint ist, sind Kriseninterventionsplätze. Da erfolgt keine Therapie. Zur Therapie muss man bereit sein und stabil genug um die Kraft dafür aufzubringen. Dazu braucht es Plätze zum
Leben, wo man mit all seinen Anteilen gut aufgehoben ist. Ich habe keine Lösung, denke, dass viele Zuhause besser aufgehoben wären und Vorort versorgt werden müssten. Wir sind keine Hilfe in vielen Fällen. Definitiv sollte man Pullfaktoren reduzieren. Ehrlichkeit würde auch
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diesem Thema helfen, sonst ist es zum Schaden aller.

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Oct 6, 2024
Es waren keine individuellen Befindlichkeiten und kein kleiner Zoff unter Freunden, wegen unterschiedlicher Ansichten. Es war der Staat, der ohne Einhaltung sonstiger Prinzipien die Menschen auf Grund eines Merkmals in Gruppen mit ungleichen Rechten einteilte. Nicht Konzerte, 1/x
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Unten: Beleg Ausgangssperre
3/x Image
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