Wie einige wissen war ich jahrelang von Armut betroffen. Und obwohl ich immer versucht hatte, positiv nach vorne zu blicken, so war eins in dieser Zeit fast unmöglich: langfristiges Denken. Warum? Hier eine kleine Einordnung:

Forschung und Erfahrungen zeigen, dass finanzielle Unsicherheit und ständiger Stress, der durch das tägliche Überleben verursacht wird, zu einer Art “Tunnelblick” führen können. Dieses Phänomen wird oft als “Knappheitsmentalität” bezeichnet.
1/5 Einige Faktoren, die dabei eine Rolle spielen:

ändiger Stress: Der tägliche Kampf ums Überleben erzeugt kontinuierlichen Stress, der die kognitiven Ressourcen stark beansprucht. Das Gehirn ist ständig damit beschäftigt, kurzfristige Lösungen zu finden, was langfristige Planung erschwert.
2.Sofortige Bedürfnisse: Wenn grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft nicht sicher sind, wird es schwierig, an die Zukunft zu denken. Die Priorität liegt auf dem Überleben im Hier und Jetzt.
3.Mangel an Ressourcen: Ohne ausreichende finanzielle Mittel bleibt wenig Raum, um über langfristige Ziele nachzudenken oder zu sparen. Entscheidungen müssen oft spontan und ohne langfristige Perspektive getroffen werden.
4.Psychologische Auswirkungen: Armut kann auch das Selbstwertgefühl und die Zukunftsperspektiven beeinträchtigen. Es fällt schwer, an positive Veränderungen zu glauben, wenn die Gegenwart von Mangel und Unsicherheit geprägt ist.
2/51.St

Der Kommentar von Michael B. zeigt nicht nur ein massiv sozial schwaches Verhalten, sondern auch Unwissenheit gepaart mit Sterotypen. Aber ordnen wir das Ganze doch mal ein (ja, wird wieder länger, sorry😬)
1/14 Zuerst zu Michaels Aussage:
•Mangelnde Empathie: Er zeigt wenig Verständnis oder Mitgefühl für die Schwierigkeiten, die Ulla durchgemacht hat, und reduziert ihre komplexe Lebenssituation auf persönliche Fehler.
2/16

Die ÖVP setzt also auf einen (EU) Wahlkampf , der nicht nur stigmatisierend ist sondern soziale Spannungen noch verschärft. Ich würde mir ja lösungsorientierte Politik wünsche , aber schauen wir uns mal diesen Tweet an (es gibt viel rauszulesen):
1/16 1. „Wer zu uns kommt, muss anpacken und kann nicht einfach von der Sozialhilfe leben.”
Inhaltlich falsch:
•Missverständnis über die Realität von Sozialhilfe: In den meisten europäischen Ländern ist es nicht möglich, einfach nur von Sozialhilfe zu leben.
2/16

Zum X-ten mal in Debatten, auch heute wieder: „Sorry, aber die Leute jammern, arm zu sein und dann gehen sie ins Café“

Langsam mag ich gar nicht mehr auf sowas antworten, aber hilft ja Nix. Deshalb jetzt mal wieder eine kleine Auffrischung in Sachen Vorurteile und Teilhabe: 1.
Verallgemeinerung und Stereotypisierung: Die Annahme, dass alle, die sich über Armut beklagen, teure Cafés besuchen, ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Menschen in Armut haben unterschiedliche Lebensrealitäten und Konsummuster.

Kommentare wie diese erinnern mich an eine ehem Schulleiterin eins der Kinder. Sie hatte mich einbestellt, ich allein an der einen Seite des Tisches, neben ihr die Klassenlehrerin, die Schulpsychologin und eine MA des örtlichen Jugendamtes.
1/14

https://twitter.com/ausunov/status/1786409260731019677

Schon mal cooles Setting, vor allem wenn du aufgrund deiner Armut eh schon Selbstzweifel hoch 10 hast.
Dann ging’s los: mein Kind hätte abgetragene Schuhe und bringe oft Toastbrot statt Vollkornbrötchen mit, obwohl hier gesunde Jause hochgeschrieben wird!
Ich versuchte zu
2/

Arbeitszeiterhöhung what? Mir wird seit Wochen subtil vermittelt ich soll bitte Stunden reduzieren damit ich die Pflege meiner Großeltern stemmen kann weil es nicht ausreichend Pflegekräfte gibt🤡 41 STUNDEN MY ASS ICH LACH MICH TOT😂 Es gibt weder ausreichend Kinderbetreuung in diesem Land damit Mütter annähernd Vollzeit arbeiten könnten noch ausreichend Pflege, damit Frauen in meinem Alter nicht wieder zurück stecken müssten. Und ÖVP schwafelt von 41 Stunden. Genau mein Humor.

Armut ist übrigens kein individuelles Versagen sondern das Produkt eines Systems, das noch immer auf ein traditionelles Familienbild aufbaut. Weshalb? Armutsgefährdet sind in erster Linie Alleinerziehende und Menschen, die aus welchen gründen auch immer, nicht Vollzeit arbeiten (können). Also wenn du kein Umfeld hast dass bei der Betreuung einspringen kann, wenn du dich trennst, wenn du nach Jahren des Schuftens länger krank wirst, aber kein Umfeld hast, dass dich finanziell auffangen kann, dann geht die Spirale schnell nach unten.

Was ich möchte? Ein Land, in dem der BK seine Position nicht für puren Populismus missbraucht (niemand will euch Bargeld oder Schnitzel verbieten!), Sorgen der Menschen nicht auf andere abschiebt (nein, nicht Ärmere sind schuld, dass du dir keinen Urlaub mehr leisten kannst
1/11 sondern eine Regierung, die konsequent für die hohe Inflation kämpft indem sie nichts dagegen unternimmt, und da hilft auch ein zwangsweises Übersiedeln von Erwerbslosen nix), sich nicht über Klimawandel lustig macht (Hysterie) und bewusst Wetter und Klima verwechselt...
2/

Da unser Herr Arbeitsminister ja sooo überrascht ist über die strukturellen Probleme bei der Kinderbetreuung, hier ein kleiner Einblick in die Realität (danken Sie mir später für die kostenlose Nachhilfe):
1/11 Irgendwo in OÖ, am Land. Du arbeitest aktuell mehrfach geringfügig, weil alles andere mit den Zeiten der Volksschule nicht vereinbar ist. Du möchtest dringend eine Nachmittagsbetreuung für dein Kind. Also gehst du auf die Suche.
2/

Ich hab kein Problem mit Menschen die privilegiert sind. Aber ein Problem wenn diese ihre Privilegien nicht sehen wollen und so tun als sei das für alle möglich und dann beleidigt sind wenn sie auf ihre Vorteile angesprochen werden /x Du hast dir ein Haus gebaut, als Sicherheit für den Kredit die Eigentumswohnung, die dank der Erbschaft deiner Großeltern finanziert wurde? Natürlich arbeitest du hart um deinen Standard halten zu können, aber siehst es als selbstverständlich an! "Kann doch jede*r schaffen!" /x

Hab das eben ein paar Leuten weitergeleitet. Soll euch ausrichten sie wissen nicht mehr ob lachen oder weinen!
ZB ein ehemaliger Schulkollege, der bis vor einigen Jahren immer Vollzeit ghackelt hat, nebenbei zuerst seine schwerkranke Mutter und danach seine chronisch kranke
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https://twitter.com/volkspartei/status/1656663279853502473

Schwester betreut und gepflegt hat, beide inzwischen verstorben, er jetzt selbst schwer krank ist. Und von einer Mindestpension lebt. Sich die Wohnung nicht mehr leisten kann aber eine Übersiedlung einfach nicht mehr stemmt. Anscheinend hat er zu wenig "geleistet".
2/

Diese Verlogenheit der Rechten widert mich schon so an! Sie stören eine Kinderbuchlesung weil sie für Kinderschutz sind? Lächerlich! Sowohl Identitären als auch einer FPÖ sind Kinder herzlichst egal.

Wie sonst kann man erklären dass sie bei sämtlichem
1/8 rigorosen Kürzungen, was Unterstützung von Familien betrifft, mitgehn? Wo waren da ihre Demonstrationen? Wo waren sie als in OÖ die furchtbare Sozialhilfe umgesetzt wurde? Wo sind sie wenn es darum geht Kinderarmut abzuschaffen? Nein, Kinderschutz
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Ohne zu googeln: wo liegt in Österreich die Armutsgefährdungsschwelle für
1 Erwachsene + 1 Kind? (gesamtes Nettohaushaltseinkommen, inkl. Sozialleistungen) Und wo liegt sie für

2 Erwachsene + 2 Kinder?

"Armutsbetroffene Kinder leiden häufiger unter chronischen Krankheiten und psychischen Problemen. Sie teilen die Sorgen ihrer Eltern und haben Angst davor, die Wohnung zu verlieren oder dass der Strom abgedreht wird." aus der Petition der @volkshilfe
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kinderarmut-abschaffen.at/petition/ Kinder, die heute in Armut aufwachsen sind übrigens die kranken, prekär beschäftigten, erwerbslosen oder von Sozialhilfe abhängigen Erwachsenen von morgen.
Armut nimmt Chancen und Perspektiven. Und sie macht krank.
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Gestern hatte ich selbst eins dieser Wow-Erlebnisse, das normalerweise Nichtbetroffenen haben wenn über Armut gesprochen wird. Wurde gefragt was so Dinge sind die ich während dieser Zeit vermisst hatte und die jetzt wieder möglich sind.
1/7 Meine Antwort, eins davon sei, mir jetzt bei der Zugfahrt zu diesem Interview einfach mal so im Zug einen Kaffee zu gönnen, hat den Redakteur ziemlich getroffen. Und dann wurde mir erst wieder bewusst geworden wie massiv die Einschränkungen bei Armut sind.
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Eine FPÖ wird immer stärker weil sie vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme hat (schuld an Armut, an Verlust des Wohlstands sind die Ausländer☝️). Immer mehr haben entweder nicht die Zeit (weil sie immer mehr hakeln müssen um über die Runden zu kommen)
1/9 oder keine Ressourcen um sich zu informieren. Da ist es dann halt bequem wenn es Schuldige gibt (Migrant*innen, Geflüchtete, Lohndumping „dank“ ausländ. Pflegekräften). Dass ohne Zuwanderung unser komplettes System kippen würde, dass Menschen hier prekär arbeiten weil sie
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