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Most recents (13)

#OnkoABC - "P" wie Polycythemia vera.

Eine 53-jährige Patientin stellt sich wegen Juckreiz beim Duschen bei einem Hautarzt vor. Dieser nimmt Blut ab und stellt fest, dass die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) deutlich zu hoch ist.
Mit der Diagnose "aquagener Pruritus" erfolgt dann eine Überweisungen zum Hämatologen.

Die Patientin wirkt sportlich, berichtet aber, anderthalb Jahre zuvor einen Schlaganfall unklarer Ursache erlitten zu haben. Zum Glück sind nur wenige Einschränkungen zurückgeblieben.
Der Verdacht liegt nahe, dass es eine Erklärung für all diese seltsamen Befunde gibt und so ist es auch. Als erster Schritt wird eine molekulargenetische Analyse auf eine sogenannte JAK2-Mutation durchgeführt.

Es findet sich eine klassische V617F-Mutation.
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#OnkoABC - "H" wie Hirnmetastasen.

Etwa jeder vierte Patient mit einer metastasierten Krebserkrankung entwickelt im Verlauf Hirnmetastasen. Besonders häufig bei Lungenkrebs, Melanomen, Brustkrebs und Nierenzellkarzinomen.
Zu den Symptomen gehören Kopfschmerzen, Lähmungen (Paresen), Wesensveränderungen und epileptische Anfälle.

Die Prognose ist in der Regel schlecht. In Ausnahmefällen, z. B. bei einzelnen Metastasen oder der Möglichkeit, zielgerichtete Therapien einsetzen zu können, sind aber
auch jahrelange Verläufe möglich.

Einzelne Metastasen können chirurgisch entfernt werden. Das klappt oft erstaunlich gut mit sehr schneller Erholung nach der Operation. Ansonsten ist häufig eine Bestrahlungsbehandlung (gezielt oder als Ganzhirnbestrahlung) sinnvoll.
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#OnkoABC - "H" wie Herpes zoster (Gürtelrose)

Eine Infektion mit dem Varicella-zoster-Virus (VZV) löst zwei Krankheitsbilder aus: Windpocken (wie im Bild) bei Erstinfektion und Gürtelrose bei einer Reaktivierung.

Bei über 95% der Erwachsenen finden sich Antikörper Image
gegen VZV als Zeichen einer durchgemachten Infektion.

Seit 2004 gibt es eine Impfempfehlung für Kinder (2 Impfungen ab dem 11. Lebensmonat, z. B. zusammen als Lebendimpfung mit Masern, Mumps und Röteln).
Nach einer Infektion mit VZV verbleibt der Erreger im menschlichen Körper in den Spinalganglien (Nervenknoten des peripheren Nervensystems) und kann sich dort bei Immunschwäche oder hohem Lebensalter wieder vermehren. Image
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#OnkoABC - "H" wie HPV (humane Papillomviren)

HPV bilden eine Gruppe von über 100 DNA-Viren, die Haut- und Schleimhautzellen des Menschen infizieren und ein unkontrolliertes Tumorwachstum hervorrufen können.

Häufig werden sie durch Geschlechtsverkehr übertragen und
verursachen dann im Bereich von Penis, Vulva, Anus oder der Mundhöhle Feigwarzen (Kondylome).

Einige HPV-Typen können jedoch auch bösartige Krebserkrankungen auslösen. Der deutsche Mediziner Harald zur Hausen erhielt 2008 den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung, dass HPV-Viren
Zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen.

Aber auch Penis-, Anal-, Vulva- und Kopf-Hals-Karzinome sind mit HPV-Viren assoziiert.

Die gute Nachricht: es gibt eine hochwirksame Impfung. Mittlerweile sind mehrere Impfstoffe verfügbar, die allesamt u. a. gegen die
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#OnkoABC - "H" wie Hodenkrebs.

Keimzelltumore sind die häufigsten Krebserkrankungen bei Männern im Alter zwischen 20-45 Jahren. Pro Jahr kommt es zu etwa 4.000 Neuerkrankungen.

Die Heilungsrate ist mit 90% extrem hoch. Keimzelltumore sind die einzigen soliden Tumorerkrankungen,
die auch in metastasierten Stadien noch eine hohe Heilungsrate aufweisen.

Die häufigsten Symptome sind eine schmerzlose Schwellung, Vergrößerung oder Verhärtung des Hodens.

➡️ Jungs, geht zum Urologen, wenn euch (oder eurem Partner) eine Veränderung auffällt. Ruhig selber
regelmäßig tasten, z. B. unter der Dusche. Da ist der Hodensack entspannt.

Zur Behandlung werden je nach Stadium Operation(en), Chemotherapie und Bestrahlung kombiniert.

Die Behandlung von Keimzelltumoren gehört in Expertenhände, um Über- und Untertherapien zu verhindern und
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Wer hat Lust auf einen kleinen Ausflug in die Tiefen der Onkologie und in zukunftsweisende Technologien?

Es wird kompliziert, aber es lohnt sich!

Für viel Aufregung weltweit hat zuletzt folgender Artikel im "New England Journal of Medicine" gesorgt:
nejm.org/doi/pdf/10.105…
Kurz zusammengefasst wurde hier eine Patientin mit metastasiertem Bauchspeicheldrüsenkrebs mit genetisch modifizierten T-Lymphozyten (ihren eigenen T-Zellen) behandelt. Daraufhin kam es zu einem Ansprechen der Tumorerkrankung und zu einem Rückgang der Lungenmetastasen.
Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den tödlichsten Krebserkrankungen überhaupt. Siehe folgenden Thread aus dem #OnkoABC:
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#OnkoABC - "D" wie Darmkrebs

Darmkrebs gehört zu den häufigen Krebserkrankungen (etwa 40.000 Neudiagnosen im Jahr in Deutschland) und beschäftigt uns in der Onkologie tagtäglich.

Um die Fortschritte in der Behandlung einmal darzustellen, hier ein Fallbeispiel: 1/n
Ein 74-jähriger Mann stellt sich mit starken Schmerzen im Unterbauch in der Notaufnahme eines Krankenhauses vor. Aufgrund der schweren Symptomatik wird rasch eine CT-Untersuchung durchgeführt.

Diese zeigt einen tumorösen Prozess am aufsteigenden Dickdarm. Daneben liegt ein 2/n
riesiger Abszess von 18 cm Größe.

In einer schwierigen Operation werden der Tumor, der Abszess und die zugehörigen Lymphknoten entfernt.

Fast zwei Monate lang liegt der Patient auf Intensivstation mit einem komplikationsträchtigen Verlauf. Zwischenzeitlich 3/n
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#OnkoABC - "B" wie Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Wenn es eine Krebserkrankung gibt, bei der ich mir einen medizinischen Durchbruch wünschen würde, dann wäre es das Pankreaskarzinom.

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist häufig (etwa 19.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland) und die
Prognose ist schlecht. Insgesamt überleben nur 9% der Patienten mit Pankreaskarzinom 5 Jahre. Meist erfolgt die Diagnose wegen unspezifischer Symptome (Rückenschmerzen, Gelbfärbung der Haut, Gewichtsverlust) erst in sehr fortgeschrittenen Stadien.

Wenn Allgemeinzustand und
Tumorstadium eine chirurgische Entfernung des Pankreaskarzinoms erlauben, ist eine sogenannte adjuvante Chemotherapie unumgänglich. Dann sind auch die Überlebenschancen (etwas) besser.
nejm.org/doi/10.1056/NE…
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#OnkoABC - "B" wie BRCA-Mutation.

Etwa 5% aller Krebserkrankungen sind erblich bedingt. Schaut man sich Familienstammbäume genau an, fällt eine Häufung von Krebserkrankungen in betroffenen Familien auf.

Eine ganze Reihe dieser erblichen, angeborenen Veränderungen lassen
sich heutzutage nachweisen, eine Domäne der Humangenetik.

Die bekannteste genetische Veränderungen ist die BRCA-Mutation. Hier haben Anlagenträgerinnen ein etwa 70%iges Risiko während ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Deutlich erhöht ist auch das Risiko für Eierstock-
krebs (und für Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs).

Das Lynch-Syndrom (HNPCC) verursacht etwa 3% aller Darmkrebserkrankung. Ursächlich sind Mutationen in sogenannten DNA-Reparaturgenen.

Viele erbliche Tumorsyndrome haben gemeinsam, dass es Früherkennungsprogramme gibt,
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#OnkoABC - "B" wie Beckenkammpunktion.

Der Beckenknochen ist der bevorzugte Ort für eine Knochenmarkpunktion. Eine Untersuchung, die für viele Patienten mit großen Ängsten behaftet ist.

Bei einem erfahrenen Untersucher, mit guter örtlicher Betäubung und viel Ruhe ist eine
Punktion trotzdem für die meisten Patienten überraschend erträglich in 10 Minuten über die Bühne zu bringen.

Im Anschluss an die Untersuchung heißt es noch einmal für ca. 30 Minuten auf einem Sandsack zu liegen, um die Punktionsstelle zu komprimieren. Dann geht es nach Hause. Image
Meistens erfolgen eine Knochenmarkaspiration, bei der ca. 10 ml Knochenmarkblut entnommen werden und eine Stanzbiopsie. Hier wird ein schmaler, ca. 1,5 cm langer Knochenmarkzylinder gewonnen.

Das Knochenmark kann dann histologisch unter dem Mikroskop, durchflusszytometrisch,
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#OnkoABC - "B" wie Brustkrebs:

Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Frauen. Ungefähr 9% erkranken während ihres Lebens daran. Das mittlere Alter bei Erstdiagnose liegt bei etwa 65 Jahren. Über alle Stadien hinweg ist die Heilungsrate >80%.
In frühen Stadien entdeckt, sind die Heilungschancen sogar noch besser, was vielen Menschen nicht bewusst ist. Krebs ist nicht immer ein Todesurteil. Durch Mammographie-Screening wird das Risiko gesenkt, an Brustkrebs zu versterben.

Ziel der Behandlung in frühen Stadien (ohne
Metastasen) ist die Heilung. Je nach Ausbreitung und Aggressivität der Erkrankung werden hierzu Operation, Bestrahlung, Chemo- und Antikörpertherapie sowie endokrine Therapien miteinander kombiniert.

Auch in der metastasierten Situation hat sich in den letzten Jahren viel getan.
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#OnkoABC - "A" wie autologe Stammzelltransplantation.

Die Stammzelltransplantation, (SZT) mit fremden Stammzellen, genannt allogene SZT ist ein Standardverfahren, vor allem bei akuten Leukämien.

Weniger bekannt, aber trotzdem mit festem Stellenwert, ist eine SZT mit eigenen
Stammzellen.

Die Hauptindikationen sind die Hochdosistherapie beim Multiplen Myelom, sowie die Rezidivbehandlung bei Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphomen.

Nach medikamentöser Stimulation werden Blutstammzellen ins periphere Blut abgegeben. Diese können mit einem Verfahren, das an
eine Dialyse erinnert, gesammelt und eingefroren werden. Die Präparate halten so Jahre.

Nun kann eine sehr intensive Chemotherapie gegen die Krebserkrankung verabreicht werden. Normalerweise würde sich das eigene Knochenmark von einer solchen Therapie nicht mehr erholen.
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#OnkoABC "A" - Analkarzinom:

Etwa 5% der bösartigen Tumore des Gastrointestinaltrakts sind Analkarzinome und damit relativ selten.

In den meisten Fällen ist eine Infektion mit dem Humanen Papillomvirus ursächlich, meist HPV 16. Ein weiterer Risikofaktor ist eine HIV-
Infektion. Eine Vorbeugung existiert mittlerweile durch die HPV-Impfung bei Mädchen und Jungen.

Erfreulicherweise werden die meisten Analkarzinome in früheren Stadien entdeckt. Dann ist eine Heilung mittels einer Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie
(Radiochemotherapie) möglich, ohne durch eine Operation die Funktion des Schließmuskels zu verlieren.

Warnsymptome sind Blutauflagerungen auf dem Stuhl, Schmerzen beim Stuhlgang, Juckreiz und Schmerzen sowie Hautveränderungen oder -verhärtungen.
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