Post vom Antiquar: ein Blick auf die dunkle Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als wilde Zeit der #Literatur, den Anfang d. #rororo-Taschenbuchs & auf #HeinrichHauser als geschäftstüchtigen Autor jenseits jeder #Autonomieästhetik. Kurzer Thread. /1
1946 bis 1949 publiziert der #Rowohlt-Verlag Romane im Zeitungsformat für erst 50 Pfennig, dann eine Mark/Stück. Hier erscheint auch "Nitschewo Armada" v. #Hauser. Auf der Rückseite werden weitere Titel d. Verlags beworben, die interessanterweise fest gebunden & deutlich /2
teurer sind. Dagegen soll der Zeitungsdruck offenbar den Durst nach Text i. d. Nachkriegsjahren breitenwirksam stillen. Aus ihm geht 1950 die #rororo-Taschenbuchreihe hervor. Im Innern des #Hauser-Drucks erhebt e. Werbetext den Anspruch, gute Literatur für wenig Geld /3
etwa "Flüchtlingen" zugänglich zu machen. Dabei wird scharf gg. "Kolpatageliteratur (sic!)" Stellung bezogen & eine Gesamtauflage von 2.000.000 behauptet. Ein Verzeichnis v. schon publizierten Titeln nennt neben vielen Werken aus dem westlichen Ausland u. a. Erich #Kästner, /4
#Tucholsky m. "Schloß Gripsholm" & Anna #Seghers m. "Das siebte Kreuz". Was #Hauser betrifft, ist interessant, dass "Nitschewo Armada" über den Russisch-Japanischen Krieg das ist, was Biographin Grith #Graebner in "Heinrich Hauser. Leben und Werk" ein Plagiat nennt (vgl. /5
146f.). Eigentlich handelt es sich um e. Übersetzung des Romans "Im Palaste der Mikroben" des dänischen Autors #AageVonKohl aus den 1900er Jahren, der nun unter Hausers Namen erscheint. #Hauser war 1949 längst jenseits seines kurzen literarischen Ruhms der Zeit um 1930. /6
Ende 1948 war er aus dem US-Exil zurückgekehrt und war ca. sechs Monate Chefredakteur des Magazins Stern gewesen. Er hatte, so #Graebner, wohl zuvor von Kohls Roman aus dem Dänischen ins Englische übersetzt, dabei bearbeitet und stark gekürzt. Diese Fassung wurde /7
von Emil Duncker ins Deutsche rückübertragen & dann bei #rororo als #Hauser-Text publiziert. Immerhin wird #AageVonKohl im Innern genannt. Generell war Hauser in entsprechenden Fragen wohl völlig skrupellos. In den USA schrieb er für das Magazin /8
"Amazing Stories" 1947 auch Alfred #Döblins Roman "Giganten. Ein Abenteuerbuch" nach, zeigt Graebner. Diese Arbeitsweise passte in die harten Nachkriegsjahre & auch d. #RowohltRotationsRomane, deren Abkürzung #rororo auch auf dem Titel des Zeitungsdrucks von 1949 zu sehen ist. //
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